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Damen-Handball am Boden Damen-Handball am Boden: Harald Markgraf wirft das Handtuch

Von Carsten Roloff 20.05.2008, 17:59

Bernburg/MZ. - "Ich habe meinen Rücktritt erklärt und die Mannschaft aus der Oberliga abgemeldet. Zu den Gründen möchte ich keinen Kommentar abgeben", erklärte Trainer Harald Markgraf, der mit dieser Entscheidung eigentlich sein Lebenswerk zerstörte. Denn Markgraf war der ESV Lok. In 35 Jahren hat der "Handball-Verrückte" maßgeblich den Verein geprägt und den Bernburger Frauenhandball zumindest wieder an die Spitze im Land Sachsen-Anhalt geführt.

"In den letzten 15 Jahren habe ich alles allein gemacht. Ich war Präsident, Trainer, Zeitungsschreiber, Busfahrer und Geldbeschaffer in einer Person. Zum Schluss gehörten nur noch 20 Mitglieder zum Verein. Am fehlenden Geld lag es jedoch nicht, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe", verriet der Vereinsvorsitzende, der immer unter Dampf stand, wenn es um seinen geliebten Handball ging.

Doch der 68-jährige Trainer hatte offenbar den Draht zur Jugend verloren. Einige der 16- bis 22-jährigen Spielerinnen hatten anscheinend keine Lust mehr auf Handball, ließen sich kaum noch beim Training blicken, so dass der Coach manchmal fast allein in der Halle stand. Er wollte Leistungssport, seine Schützlinge nur aus Spaß an der Freude spielen. "Meine Denkweise ist eine andere als die der jungen Damen. Wenn man in der Oberliga an der Spitze stehen will, muss man dafür etwas tun und nicht nur schön aussehen", vermisste der Trainer beim Großteil seines Teams den letzten Willen. Dabei vergaß er jedoch, dass die Mädchen nicht ihr Geld mit dem Handball verdienen und noch andere Interessen haben. Der Wechsel von Stefanie Beyer zum SV Union Halle-Neustadt scheint auch ein Grund dafür gewesen zu sein, dass Markgraf das Handtuch warf.

Die Handballerinnen vom ESV Lok, die seit etwa zehn Jahren zusammenspielen, müssen ihre Handballschuhe jedoch nicht an den Nagel hängen. Sie haben beim TV Askania Bernburg vorläufig eine neue Heimat gefunden und werden in der nächsten Saison in der Bezirksklasse Staffel West einen Neuanfang wagen und können ohne Druck ihrem Hobby frönen. Trainiert wird die Mannschaft demnächst übrigens von Sven Heinrich und Markgrafs Sohn Christian.