Computer-Tuning Computer-Tuning: Wenn der Lüfter nervt

Feldkirchen/Fürth/dpa. - Der monotone Lüfterlärm ihres PCs geht vielen Computerbesitzern auf die Nerven. Warum also nicht einfach den lauten Prozessor (CPU) des Desktops durch einen sparsamenNotebook-Prozessor tauschen, der weniger Wärme produziert und keinen lauten Lüfter braucht?, fragen sich Computertüftler.
«Einen Mobilprozessor in einen Desktop einzubauen, ist riskant»,warnt Christian Gögelein von der in Fürth erscheinenden Zeitschrift «PC Games Hardware». Weil in normalen Desktop-PCs der Strom permanent aus der Steckdose kommt, gehen die Prozessoren auch nicht besonders genügsam damit um. In Notebook versucht ein leistungsstarker Chip dagegen dank einer ausgeklügelten Stromspartechnik besonders effizient die Energie einzusetzen. Centrino-Prozessoen von Intel mit«Speedstep»-Technik fahren bei wenig hoher Belastung automatisch die Taktfrequenz herunter, im Ruhezustand wird der Prozessor sogar in einen «Tiefschlaf» versetzt.
«Ein mobiler Prozessor allein löst das Problem des hohenStromverbrauchs nicht», sagt Christian Anderka, Sprecher von Intel in Feldkirchen bei München. Denn im Desktop-PC schluckt nicht nur der Prozessor mehr Strom als sein Notebook-Pendant, auch alle anderen Komponenten brauchen mehr Strom.
Obendrein ist nicht gewährleistet, dass ein Notebook-Prozessor auf einem Desktop-Board einwandfrei funktioniert - geschweige denn, dass die für's Notebook konzipierten Stromspar-Mechanismen funktionieren.Würde man das Konzept durchziehen, müsste man laut Christian Anderka auch für andere Bauteile Notebook-Komponenten einsetzen. So ein PC mit mobilem Prozessor wäre dann jedoch kaum aufrüstfähig.
Wenn in den PC eine größere Grafikkarte oder ein schnellererProzessor eingebaut wird - und bei Spielern ist das bekanntlich alle paar Monate fällig - kommt das System schnell aus dem Gleichgewicht. Und auch das Übertakten - das bei PC-Enthusiasten beliebte Tunen des Prozessors - macht bei Notebook-CPUs keinen Sinn. Denn das Sparpotenzial einer Notebook-CPU kann sich laut Anderka nur in einerfür den Prozessor maßgeschneiderte Umgebung entfalten.
«Die wenigsten Mainboards unterstützen einen mobilen Pentium 4»,sagt Dennis Bode aus Hannover, Webmaster der Internet-Community«Hardwareluxx.com». Er hat es schon oft mit einem Mobil-Prozessor im Desktop probiert und ist damit meist gescheitert: «In vielen Mainboards kam es zu einer falschen Ansteuerung der Caches und somit zu einem starken Leistungsverlust», berichtet Bode. Das liege an derfehlerhaften Erkennung durch das Bios - der Kernsoftware desComputers. Viele Hersteller von Mainboards machten sich nicht die Mühe, die Unterstützung von Notebook-Prozessoren in ihreBoard-Software einzubauen.
Zusätzlich gibt es Probleme mit der Inkompatibilität des Sockels, auf den der Prozessor aufgesteckt wird: «Es gibt nur wenige Mainboards auf dem Markt, die den Pentium-M-Sockel mitbringen», sagt Bode. Und wenn, dann kosteten diese Mainboards ein Vielfaches des normalen Preises ohne viele Extrafunktionen zu bieten. Tüftler, diedennoch mit dem Gedanken einer Umrüstaktion spielen, sollten nicht vergessen, dass die mobilen CPUs relativ teuer sind, weil der Mehraufwand der Hersteller bei der Entwicklung der Spar-CPUs bezahlt werden muss. Rund 50 bis 100 Euro mehr müssen dafür berappt werden.
Trotz dieser Schwierigkeiten braucht niemand auf leiseSchreibtisch-PCs zu verzichten: Denn im Gegensatz zum engen Notebookbietet ein Desktop im Inneren viel Platz für einen großen Kühlkörperund einen leisen Lüfter - und ist meist auch günstiger als derEinsatz von Notebook-Komponenten. Intel-Sprecher Anderka rät, gleich zu so genannten Desktop-Replacement-Notebooks zu greifen, bei denen der Schwerpunkt eher auf Leistung und Ausstattung, statt auf Akkulaufzeit, Größe und Gewicht liegt. Von Sommer an wolle Intelzudem besonders leise Prozessoren mit so genanntem BTX-Faktoranbieten, die dank einer grundlegend neuen Architektur für einebessere Luftströmung und geringen Stromverbrauch optimiert wurden.
Für PC-Bastler, die nicht so lange warten wollen, empfiehltBastler Dennis Bode, einen normalen PC mit Pentium-4- oderAMD-Athlon-64-Prozessor zu kaufen und diesen mit einem geräuscharmenSilent-Kühlkörper auszurüsten. «Es gibt viele Modelle, die auch aus einem Desktop-Prozessor eine leise CPU machen können», sagt Bode.
Der Kauf eines Lüfters schont zudem den Geldbeutel: «GuteProzessorlüfter gibt es bereits ab 30 Euro», sagt FachredakteurChristian Gögelein. Doch ob mit dem neuen Lüfter das Lärmproblemschon beseitigt ist, stehe auf einem anderen Blatt: «Oft fällt erstdann der Lärm einer anderen Komponente auf, etwa des Netzteils oderder Festplatte«.