Chronologie Chronologie: Der «Kalte Krieg» in acht Etappen
Salt Lake City/dpa. - Der «Kalte Krieg» hatte acht Etappen. AmAnfang eines dramatischen Donnerstags in Salt Lake City stand dieDrohung der russischen Olympia-Mannschaft, die letzten Tage derWinterspiele zu boykottieren. Vorläufig beendet wurde er mit demMachtwort des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der dievorgepreschten Sport-Funktionäre in der Olympia-Stadt zurückpfiff.Für ein Nachspiel sorgte nach Mitternacht ein erneuter ProtestRusslands gegen eine olympische Entscheidung. Die Chronologie derEreignisse:
PROLOG: Beim Start der Langlauf-Staffel am Morgen fehlt dasfavorisierte russische Quartett. Es wird nach Feststellung eineserhöhten Blutwertes bei Larissa Lazutina gesprengt. Putin telefoniertmit Russlands NOK-Präsident Leonid Tjagatschow und teilt ihm seineEmpörung mit.
PROTEST: Tjagatschow legt IOC-Präsident Jacques Rogge eigenmächtigeinen siebenseitigen Beschwerdebrief vor. Er droht mit der Abreisedes Teams, sollte den Forderungen nicht nachgekommen werden.
DROHUNG: Nach dem eineinhalb Stunden dauernden Krisengipfel mitRogge verkündet Tjagatschow bei einer Aufsehen erregendenPressekonferenz vor rund 300 Journalisten und Dutzenden vonFernsehkameras: «Wenn Russland nicht gebraucht wird im Weltsport undim olympischen Sport, können wir das Olympische Dorf sofortverlassen.»
SZENENWECHSEL: Nur einen Raum weiter schließt sich Südkoreas Team-Führung der Boykott-Drohung an. Für den Fall, dass dieDisqualifikation ihres Shorttrackers Dong-Sung Kim nichtzurückgenommen wird, will die Mannschaft vorzeitig abreisen.
REAKTION: Rogge schreibt einen Brief an Putin, in dem er dieEntscheidungen der Internationalen Sport-Verbände als «korrekt»bezeichnet.
EINGREIFEN: Der in den frühen Morgenstunden in Moskauaufgeschreckte Kreml-Chef Putin befiehlt telefonisch den geordnetenRückzug. Über Konsequenzen werde nach den Winterspielen entschieden.
ENTWARNUNG: Der russische Presse-Attache Gennadi Schwets teilt derdpa mit, dass die Mannschaft definitiv bis zum Ende der Winterspielein Salt Lake City bleiben wird. Dies wird eine halbe Stunde spätervom russischen IOC-Mitglied Schamil Tarpischew bestätigt.
EPILOG: Weit nach Mitternacht protestiert der russischeEislaufverband gegen den Ausgang der Damen-Kür im Eiskunstlaufen. Eswird eine zweite Goldmedaille für die zweitplatzierte Irina Slutskajagefordert. Begründung: «Nicht objektive Wertung.»