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Chemiepokal Chemiepokal: Hoffnung trotz Krise

Von Gerald Fritsche 22.06.2008, 14:58

Halle/Saale/dpa. - Vage Olympia-Hoffnungen für Peking, trübeAussichten für die Zukunft: Das deutsche Amateurboxen zeigte beim 36.Chemiepokal in Halle/Saale alle Facetten. Während sich die Olympia-Starter Rustam Rahimov (Velbert) und Jack Culcay-Keth (Darmstadt) mitSiegen im Bantam- sowie Weltergewicht Selbstvertrauen für ihrenOlympia-Start holten, konnten weder ihre Peking-Begleiter WilhelmGratschow (Gifhorn) und Konstantin Buga (Berlin) noch die anderenjungen Faustkämpfer aus der Staffel des Deutschen Boxsport-Verbandes(DBV) die Krise übertünchen.

«Das Turnier war die richtige Prüfung für unsere Leute, auch wenndie Ergebnisse sehr unterschiedlich sind», sagte der LeitendeBundestrainer und Sportdirektor, Helmut Ranze. Dabei lobte er dieSteigerung von Rahimov und die Entwicklung von Culcay-Keth. Beidesollten auch in der Lage sein, bei einer günstigen Auslosung inPeking zumindest das Halbfinale und damit die Medaillenränge insVisier zu nehmen. «Vorgaben nenne ich nicht. Boxt einer deswegenbesser?», fragte Ranze. Bei Buga sieht der Sportdirektor noch großeDefizite in der Kampferöffnung und in der Schlagstärke sowie demdruckvollen Fight. Gratschow soll in Peking nur für die Zukunftlernen. «Er kann frei von der Leber weg boxen», empfahl Ranze.

Die Anschlusskader, die die Olympia-Qualifikation verpassten,bekleckerten sich beim einzigen deutschen Turnier mit Weltklasse-Besetzung nicht mit Ruhm. Zwar wurde die deutsche Staffel auch dankdes innerdeutschen Finalduells zwischen Rene Krause (Köln) und RobertWoge (Halle) am Ende erfolgreichste Nation, da aber beispielsweiseKuba ganz fehlte und Russland nur die zweite Garde nach Sachsen-Anhalt schickte, war dies eher Augenwischerei.

Das weiß auch Ranze. «Wenn es im Boxen und im deutschen Sportgenerell nicht weiter bergab gehen soll, muss sich an derSportförderung etwas ändern. Es nützt nichts, Erbsen zu zählen undPapier zu beschreiben, das ist geduldig. Planungen und Konzeptemüssen finanziert werden. Und dazu zählt auch, die Athletenabzusichern, nicht nur sportlich, sondern auch sozial», forderte derlangjährige Trainer. Nationen wie Großbritannien, Italien,Frankreich, aber auch Indien, Australien und die Mongolei machen esden Deutschen vor. «Dort wandern die besten Amateure nicht zu denProfis ab, weil sie auch finanziell gefördert und im Erfolgsfalllukrativ honoriert werden. Ohne Geld werden wir keine Erfolge mehrhaben, denn Erfahrung sammelt man heute nur noch bei schwereninternationalen Turnieren», sagte Ranze.