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Champions League Champions League: Tim Wiese ist der etwas andere Torwart von Werder

Von Michael Rossmann 07.03.2006, 17:42

Turin/Bremen/dpa. - Mindestens genauso bedeutend war nun ausgerechnet die Verletzungeines anderen, seines Konkurrenten Andreas Reinke. Allein demschweren Zusammenstoß des Werder-Stammkeepers mit dem StuttgarterMartin Stranzl verdankt es der jugendliche Herausforderer, dass ernun in seinem zweiten Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin dieBremer Nummer eins ist. «Wie das Schicksal halt so spielt», sagteWiese dazu.

Glücklich ist er über diese Form der Beförderung aber nicht. «Ichhätte die Chance lieber auf sportlichem Weg bekommen», kommentierteWiese, der sich gut in Reinke hereinversetzen kann. Denn zwei Malwarfen ihn selber schwere Knieverletzungen zurück: kurz vor derBekanntgabe seines Wechsels vom 1. FC Kaiserslautern nach Bremen imDezember 2004 und dann erneut im Sommer 2005 während der Vorbereitungin einem Testspiel gegen Hansa Rostock.

15 Monate musste er insgesamt pausieren. «Eine schreckliche Zeit»,sagte Wiese, der bei diesem Thema leise Töne anschlägt. «Gerade ichweiß, wie blöde es im Sport durch Verletzungen laufen kann.» So ruhigund besonnen kennen die Fußball-Fans ihn sonst nicht. Wiese ist einTorwart der etwas anderen Art - sehr selbstbewusst und oft auchfrech. Vor allem für Bremer Verhältnisse ist der meist gutgebräunteProfi mit Gel im Haar, den Goldkettchen und den weißen Schuhenziemlich laut und bunt.

Einige haben in der meist stillen Werder-Welt zusammengezuckt, alsWiese vor der Saison forsch seine Ambitionen ausdrückte. «Ich bin gekommen, um die Nummer eins zu werden», sagte er während derSaisonvorbereitung unverhohlen und fügte hinzu: «Ich will mit WerderMeister werden.» Sein sonst so stoischer Konkurrent Reinke witzeltedamals, Wiese sei «heiß wie Frittenfett».

Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs beobachteten denKonkurrenzkampf mit Wohlwollen und nahmen die Sticheleien sowieWieses demonstratives Selbstvertrauen fast schon amüsiert zurKenntnis. Sie haben Wiese allerdings auch die Grenzen erläutert. Etwabeim knackigen Kommentar nach seinem ersten Punktspiel vorviereinhalb Wochen, der 0:2-Niederlage gegen Kaiserslautern: «Vor derFührung hätte der Stürmer 'ne Kippe rauchen können, so ungedeckt warer.»

Mit solchen Sprüchen wird der «Pink Panther», wie er wegen seinesrosa Lieblings-Trikots genannt wird, seinem Image gerecht. Wiese hatallerdings neben seinem zum Teil losen Mundwerk auch sportlicheiniges zu bieten. Bereits mit 19 Jahren hatte er in Kaiserslauternden etablierten Georg Koch verdrängt und den Sprung in die U-21-Nationalmannschaft geschafft.

Bei Werder interpretiert er die Rolle des Tormanns wesentlichmoderner als der 37-jährige Reinke, der zum Ende der Rückrunde wegeneiniger Patzer Kritik einstecken musste. Wiese ist ein mitspielenderSchlussmann, der zur Not auch als Ersatz-Libero agiert und sich beiFlanken ins Getümmel schmeißt. Angst, wie sie nach solch schwerenVerletzungen zu vermuten wären, zeigt er dabei aber nicht.