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Casting Casting: Weltweites «Angeln» nach WM-Titeln

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 27.07.2009, 16:28

HALLE/AKEN/MZ. - Ein Wermutstropfen für den Bitterfelder, der Mitglied im Akener Anglerverein ist: Es hätte auch der 1. Platz sein können. Denn Ebeling erhielt in dieser Disziplin 73,25 Punkte. Ihn trennten nur 0,14 Punkte vom Erstplatzierten Martin Dirks.

Insgesamt konnte das aber seine Freude kaum schmälern. Zwei Weltmeistertitel in einzelnen Disziplinen und vor allem glänzende Siege bei allen drei Mehrkämpfen in der Gruppe der Senioren - das sind Erfolge, die sich sehen lassen können. "Das ist so etwas wie ein Sieg bei einem Zehnkampf bei der Leichtathletik", kommentierte Ebeling und nahm freudig die Glückwünsche von Freunden und anderen Sportlern entgegen. Auch als Mitglied der deutschen Mannschaft beim Fünfkampf war Olaf Ebeling erfolgreich: Das Team belegte Platz eins.

Auch Wolfgang Lipski war mit seinen Ergebnissen zufrieden. Der Akener trat in der Gruppe Veteranen an und wurde zweimal Weltmeister: in der 1. und der 8. Disziplin, in denen es darum ging, das Ziel möglichst exakt zu treffen. Fast hätte es einen drittel Titel gegeben - in der Disziplin 4, bei der es ebenfalls darum ging, ein Gewicht möglichst präzise im Ziel zu landen. Doch hier musste Lipski einem seiner schärfsten Konkurrenten, Wolfgang Feige-Lorenz vom Rheinischen Fischereiverband, den Vortritt lassen.

Casting ist so etwas wie das Angeln - nur ohne Wasser und Fische. Das englische Wort heißt übersetzt "das Werfen". Geworfen wird auf dem Trockenen. Verschiedenartige Angelruten und Rollen mit Schnur drauf sind die Geräte, mit denen ein Gewicht oder eine künstliche Fliege möglichst weit oder möglichst präzise befördert werden muss. Geworfen wird - je nach der Disziplin - mit einer Hand oder zweihändig. Alles in allem ergaben diese Variationen neun Disziplinen bei der Weltmeisterschaft in Halle plus die Fünf-, Sieben- und Neunkämpfe.

Die Wettbewerbe in Halle fanden von Mittwoch bis Samstag in drei Gruppen statt: Senioren (Geburtsjahr 1950 bis 1959), Veteranen (Geburtsjahr 1949 und älter) und Damen des Geburtsjahres 1959 und älter. Bei den Damen bewies Martina Badstübner wieder einmal ihre gute Kondition. Die Sportlerin aus Thüringen, die dem Regionalverband "Fuhne" mit Sitz in Gröbzig angehört und hier auch trainiert, konnte vier Weltmeistertitel verbuchen. Für die Casting-Sportler aus Anhalt war es nicht leicht, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Rivalen vor allem aus anderen deutschen Regionen, aber auch aus Tschechien, Ungarn, Spanien, Großbritannien, Japan und den USA trotzten ihnen manchen Titel ab. Bei den Veteranen war es vor allem der Rheinländer Wolfgang Feige-Lorenz, jedoch kamen auch Augustin Del Rosario aus Spanien und Seiichi Igari aus Japan zu ihren Titeln.

"Gute Resultate zu zeigen ist oft auch eine Glücksache", blickt Wolfgang Lipski auf seine langjährigen Wettkampferfahrungen zurück. Doch Glück allein helfe wenig, viel Fleiß beim Training sei erforderlich. Der 62-Jährige hatte seine ersten Erfahrungen mit Casting noch zu DDR-Zeiten gemacht. Danach folgte eine längere Pause, ehe er 1996 bei der Sportart wieder einstieg. Lipski trainiert oft mit seinem Vereinskameraden Ebeling auf dem Akener Sportplatz. Seine Trainingsergebnisse in manchen Disziplinen waren übrigens besser als die bei der WM in Halle. Offenbar war es die Aufregung, die manchen Wurf versaute. "Um die 15 Prozent sind die Ergebnisse in Halle schlechter ausgefallen, als beim Training in Aken", meint Lipski. "Das ist aber normal".

Ebeling galt bei den 4. Weltmeisterschaften der Senioren und Veteranen in Halle als "Jüngling": Immerhin wird er erst im September 50 Jahre alt. Somit war das seine erste Senioren-WM. Bisher war er als Casting-Sportler in anderen Altersgruppen aktiv. Auch seine Erfolge kommen nicht von allein. Hartes Training ist für ihn ein "Muss". "Zum Glück habe ich eine verständnisvolle Frau: Sie meckert nicht, wenn ich mich zum Training abmelde", berichtet der Bitterfelder. Die Ehefrau Kerstin war übrigens als Zuschauerin in Halle dabei und gehörte zu den ersten Gratulanten ihres Ehemannes.

"Sie hat mich aber für mein Aussehen kritisiert", lacht Wolfgang Ebeling. Ihre Äußerung "Du siehst aber aus!" bezog sich auf das unrasierte Gesicht des Ehemannes. Bei allem Training war Ebeling wie viele Sportler bei hochrangigen Wettkämpfen ein wenig abergläubisch und hat sich vor und während der Meisterschaften mehrere Tage lang nicht rasiert.

Der Veranstalter der Casting-WM, die alle zwei Jahre stattfinden, war die Internationale Castingsportföderation ICSF, die Ausrichter waren der Deutsche Anglerverband und der Landesanglerverband Sachsen-Anhalt. Die Schirmherrschaft hatte Sachsen-Anhalts Regierungschef Wolfgang Böhmer.

Der Turnierdirektor Uwe Tempel aus Gröbzig freute sich über das gute Abschneiden der Sportler aus Sachsen-Anhalt. "Bei den Senioren und den Veteranen sehen wir das selbe wie bei den jüngeren Sportlern: Sachsen-Anhalt ist auf dem Gebiet des Sportcastings weltweit eine Größe", sagte Tempel der Mitteldeutschen Zeitung. Daran hat der Gröbziger übrigens selbst einen Anteil: Er ist Landestrainer beim sachsen-anhaltischen Landesanglerverband.