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Burg Querfurt Burg Querfurt: Baltzer tritt vom Pachtvertrag zurück

Von Regina Retzlaff 19.03.2001, 17:04

Querfurt/MZ. - Der Paragraf 21a des Erbbaupachtvertrages zwischen dem Landkreis Merseburg-Querfurt und Ulrich Baltzer über Teile der Burganlage Querfurt räumt dem Erbbauberechtigten ein Rücktrittsrecht ein. Von diesem Rücktrittsrecht macht Ulrich Baltzer jetzt Gebrauch. Will heißen: Er gibt dem Landkreis die Burg zum 30. April 2001 zurück. Gültig geworden war der Vertrag nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Landkreis und Baltzer am 1. Mai 1999. "Wir hatten ja noch vor der Gebietsreform 1994 als Landkreis Querfurt nach Lösungen für die Burg gesucht. Schließlich hatten wir sie zugeordnet bekommen", erinnert sich Matthias Roßner, damals Landrat in Querfurt und heute erster Beigeordneter des Landrates vom neugebildeten Kreis Merseburg-Querfurt.

Nach der Fusion mit Merseburg haben sich dann die Kreistagsmitglieder dazu bekannt, einen Erbbaupächter mit ordentlichem Konzept zu suchen. "Und das war Ulrich Baltzer. Es gelang uns trotz vieler Bemühungen nicht, andere Interessenten zu finden, Herr Baltzer aber blieb bei der Stange und bekam schließlich auch den Zuschlag vom Kreistag", so Roßner weiter. Der Kreistag war es dann auch, der Baltzer Aufschub gewährte, weil er nach Ablauf der ersten Frist noch nicht in der Lage war, mit den Arbeiten an den Gebäuden zu beginnen. "Die Finanzierung konnte nicht geklärt werden, es gab noch keine Fördermittelzusagen", so erklärte es Ulrich Baltzer.

Inzwischen ist auch diese Frist verstrichen, ohne dass es zu einer Klärung der Finanzen kam. "Wir hatten immer mit einer Förderung der Projekte gerechnet, die um die 80 Prozent liegt. Mit solchen Zahlen haben wir auch mit potentiellen Partnern verhandelt, die wir ins Boot holen müssten, um unser Konzept zu verwirklichen. Es kristallisierte sich jedoch mehr und mehr heraus, dass wir maximal mit 50 Prozent Förderung rechnen können. Und damit ist kein Partner zu gewinnen. Schließlich müssen beim Um- und Ausbau der Gebäude umfangreiche denkmalschützerische Auflagen beachtet werden, die die Kosten in die Höhe treiben. Wenn es da nicht genügend Fördermittel gibt, ist kein Investor zu finden", erklärt Baltzer weiter. Die unzähligen Gespräche, die man geführt habe, hätten gezeigt, dass sich das Konzept nur im Stück umsetzen lasse.

Hier etwas anfangen, dort nach einiger Zeit weitermachen - so etwas gehe nicht. Ständige Bautätigkeit neben einem Hotel mit gehobener Qualität, das laufe nicht. "Schwer war es auch, möglichen Partner zu erklären, warum sie die angebotenen Objekte nicht kaufen können. Vor allem im Ausland kennt man das typische deutsche Erbbaupachtrecht nicht. Es mangelte nicht an Käufern, aber ins Pachtverhältnis wollte niemand investieren, wenn es an Fördermitteln fehlt." Nun müsse man eben schweren Herzens aufgeben. Geld und vor allem Zeit habe es gekostet.

Sicherlich werden jetzt die Besserwisser triumphieren, vermutet Baltzer, aber es sei eben so, dass der Erfolg viele Väter habe, der Misserfolg aber nur einen. "Wir wollten aus der Burg etwas machen, haben es versucht, es ist nicht gelungen." Der Landkreis wird nun wieder in die Unterhaltspflicht eintreten. "Wir sind alle etwas klüger geworden. Aber ich muss noch einmal sagen, dass es außer Herrn Baltzer niemanden gab, der Interesse gezeigt hat. Es gab keine anderen Konzepte oder Pläne. Nun müssen wir uns erneut Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Wollen wir den Weg der Erbpacht weiter verfolgen oder einen neuen suchen? Man könnte es ja auch selber versuchen, mit einer eigenen Kultur GmbH", denkt Matthias Roßner schon einmal in die Zukunft der Querfurter Burg. Wer sich zu diesem Thema äußern möchte, der findet heute von 11 bis 12 Uhr vor dem Querfurter Rathaus einen MZ-Redakteur als Ansprechpartner.