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Bundesliga Bundesliga: Verrücktes Torfestival auf Schalke

Von Ulli Brünger 12.02.2006, 15:29

Gelsenkirchen/dpa. - «Wahnsinn, ein völlig verrücktesSpiel», schwärmte nicht nur der zweifache Schalker Torschütze SörenLarsen nach dem denkwürdigen 7:4 (3:1) gegen den rheinischen Rivalen.61 524 Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena wurden am Samstagfür lange vermisste Freuden entschädigt und verabschiedeten dieProtagonisten des ungewöhnlichen Tor-Spektakels mit tosendem Beifall.Ein ähnliches Schützenfest gab es zuletzt am 6. November 1982zwischen Borussia Dortmund - Arminia Bielefeld (11:1).

Noch nie zuvor hatte Leverkusen in der Liga so viele Gegentrefferhinnehmen müssen, und doch konnte selbst der Verlierer der deftigenSchlappe etwas Positives abgewinnen. «Wenn man sieben Tore kassiert,kann man mit der Defensivleistung sicher nicht zufrieden sein», soTrainer Michael Skibbe, «aber es war toll, wie meine Elf immer wiederzurück gekommen ist und bis zum 4:6 alles versucht hat. Wir habenunseren positiven Beitrag zu einem denkwürdigen Spiel geleistet.»

Schon nach gut einer halben Stunde lag Bayer nach Toren des DänenLarsen (9.), der in der Rückrunde erstmals Landsmann Ebbe Sand ausder Startelf verdrängt hatte, Mladen Krstajic (17.) und ZlatanBajramovic (34.) praktisch k.o. am Boden. «Wir haben die ersten 25Minuten verschlafen und bis zum 0:3 Pate gestanden», bemängelteSkibbe das katastrophale Fehlverhalten der Abwehr. Gegen die agileAbteilung Attacke der Schalker wirkten Carsten Ramelow, Juan undAhmed Madouni wie Statisten.

Selbst der bedauernswerte Schlussmann Jörg Butt, bis dato ohneFehl und Tadel, leistete seinen Beitrag zum Debakel. Nachdem AndrejWoronin (40.) und Dimitar Berbatow (50.) auf 2:3 verkürzt und zurAufholjagd geblasen hatten, verhalf Butt dem Kollegen Kevin Kuranyi(55.) aus der Krise. Schalkes Nationalstürmer überraschte Butt aus 25Metern mit einem Aufsetzer zum 4:2 und beendete nach 604 Minutenseine Torflaute. Kuranyi reckte nach seinem achten Saisontorerleichtert die Arme gen Himmel: «Ich habe Gott gedankt, dass er mirdie Kraft gegeben hat. Zuletzt habe ich viel nachgedacht. Ich hoffe,der Knoten ist jetzt geplatzt.»

Mit Larsens zweitem Treffer zum 5:2 (63.) schien endgültig allesentschieden. Doch das muntere Toreschießen nahm kein Ende: Leverkusenspielte «Harakiri» (Skibbe), schlug durch Woronin (64.) und deneingewechselten Jacek Krzynowek (70.) zurück, ehe Lincoln (76.) perFreistoß und Gerald Asamaoh (81.) in dem grandiosen Schlagabtauschfür das furiose Finale sorgten. Selbst der 61-jährige Schalke-ManagerRudi Assauer musste im Gedächtnis kramen, um sich an einvergleichbares Spektakel zu erinnern: «1963 haben wir mit Dortmundmal nach 25 Minuten 6:0 gegen Schalke geführt. Zum Glück habe ichdamals für Borussia gespielt.»

Zwei «Nullnummern» gegen Dortmund und Mönchengladbach hatten nichtnur die Schalke-Offensive in die Kritik gebracht, sondern auch ersteZweifel am neuen Coach Mirko Slomka aufkommen lassen. Nach seinemersten Heimsieg strahlte er erleichtert, zumal im Kampf um dieChampions-League-Plätze Boden gut gemacht wurde. «Wir haben siebenTore erzielt, das ist im Vergleich zu den vorigen Partien eine ganzeMenge», sagte Slomka nach dem «Erlebnis-Nachmittag». Dass seine Elfmit der bis dato besten Abwehr der Liga (12 Gegentore in 20 Spielen)erstmals in der Rückrunde nicht zu Null spielte und gleich vier Torekassierte machte Slomka vor dem UEFA-Cup-Spiel gegen EspanyolBarcelona kaum Sorgen.