Bundesliga Bundesliga: Mayer-Vorfelder hält Zahlungen für normal
Stuttgart/dpa. - Gerhard Mayer-Vorfelder hat sich gegen denVorwurf, sich für seine ehrenamtliche Tätigkeit beim VfB Stuttgartmit insgesamt 306 000 Euro klammheimlich bezahlt haben zu lassen,massiv zur Wehr gesetzt. «Mit dem Verein war alles so abgesprochen,und mit den Aufsichtsgremien sind im Oktober/November 1998 dieAufwandsentschädigungen schriftlich fixiert worden, als ich in derPolitik aufgehört habe», sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der dpa. «Alle genannten Zahlen will ich wederinterpretieren noch kommentieren.» Auch Vertreter der DeutschenFußball-Liga (DFL) und aus der Bundesliga sahen in Mayer-VorfeldersBezahlung nichts Anrüchiges.
Der mit etwa 36 Millionen Mark (18,4 Millionen Euro) verschuldeteVfB hat nach einem Bericht der «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag-Ausgabe) seinem Präsidenten in dessen letztem Amtsjahr bis Oktober2000 Aufwandsentschädigungen in Höhe von 300 000 Mark (153 000 Euro)gewährt. Zudem habe Mayer-Vorfelder 1997 einen Kredit über ebenfalls300 000 Mark erhalten. Dieses mit 5,2 Prozent Zins angesetzteDarlehen sei zum Ende seiner 25 Jahre langen Ära als VfB-Präsident«auf Null gestellt» und mit einer rückdatierten Aufwandsentschädigungverrechnet worden. Diese habe der Verein dem früheren baden-württembergischen Finanzminister für die Zeit vor dem 1. Oktober 1999gewährt.
Laut «Stuttgarter Nachrichten» gönnte sich Mayer-Vorfelder fürsein Büro einen antiken Schrank für 90 000 Mark. Außerdem ließ erBilder im Wert von 170 000 Mark in der Geschäftsstelle aufhängen.Auch Geburtstagsfeste in seinem Privathaus habe der Vereinfinanziert. Als Mayer-Vorfelder an die DFB-Spitze wechselte, habe derDFB dem VfB Stuttgart den Schrank, drei Bilder und dieBüroeinrichtung für 228 000 Mark abgekauft. Inzwischen prüfenunabhängige Wirtschaftsprüfer im Auftrag der neuen Club-Führung dieBücher der vergangenen Jahre.
Mayer-Vorfelder rechtfertigte gegenüber der dpa sein Verhalten alsvöllig in Ordnung: «Ich habe meine Position, was immer mir auchvorgeworfen wird, in allen Fällen so interpretiert, wie es geschehenist. Dazu stehe ich.» Derartige Entschädigungen seien «heutzutagenicht ungewöhnlich und gerechtfertigt, wenn man oft bis Mitternachtfür den Verein tätig ist», sagte er der «Bild am Sonntag» (BamS). DiePräsidenten von Borussia Dortmund und des 1. FC Kaiserslautern, GerdNiebaum und Jürgen Friedrich würden ebenfalls bezahlt.
Scharf kritisierte «MV» den anonymen Informanten: «Ich empfinde esals ganz schlimm, wenn ein anonymes Schreiben an die 'StuttgarterNachrichten' als Basis für diesen Artikel genommen wird.» Der heutigeEhrenpräsident des schwäbischen Erstligisten räumte gegenüber dpaein, dass ihn die massiven Vorwürfe «natürlich nicht unberührt»ließen. «Aber es ist immer so: Wenn du im öffentlichen Leben stehst,bieten sich Angriffsflächen.» Den «Suttgarter Nachrichten» sagte er:«Ich weiß, das weckt Neidgefühle, aber ich sehe darin nichtsAußergewöhnliches.» Gegenüber der «Frankfurter AllgemeinenSonntagszeitung» erklärte Mayer-Vorfelder, er schließe einenRücktritt als VfB-Ehrenpräsident aus: «Solche Forderungen würde ichzur Kenntnis nehmen, mehr nicht.»
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