1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Bundesliga: Bundesliga: FC Schalke entlässt Trainer Mirko Slomka

Bundesliga Bundesliga: FC Schalke entlässt Trainer Mirko Slomka

Von Ulli Brünger 13.04.2008, 13:39

Gelsenkirchen/dpa. - Einen Tag nach derbitteren 1:5-Niederlage bei Werder Bremen zog der Tabellen-Dritte amSonntag die Reißleine, weil die Clubverantwortlichen das Saisonziel - die erneute Qualifikation für die Champions League - in Gefahr sahen.«Zuletzt gab es auch bei mir eine Tendenz, die Zusammenarbeit mitMirko nach dieser Saison zu beenden. Nach dem Spiel in Bremen ist beimir die Entscheidung gereift, diesen Schritt vorzuziehen. Es ist eineSituation entstanden, die sich meiner festen Überzeugung nach in dennächsten Wochen sehr negativ auf die Mannschaft auswirken würde.Daher dieser schnelle Entschluss», begründete Schalke-Manager AndreasMüller die vierte Trainer-Entlassung der laufenden Saison.

In den verbleibenden sechs Saisonspielen werden Mike Büskens undYouri Mulder den Revierclub als Interimslösung betreuen. Das Duogehörte zu der Schalker Mannschaft, die 1997 den UEFA-Cup gewann.Büskens ist im Besitz einer Lizenz als Fußball-Lehrer und coacht seit2005 die 2. Mannschaft des Vereins in der Oberliga. Er absolvierteinsgesamt 257 Bundesligaspiele für den Club. Mulder, der demProfikader von 1993 bis 2002 angehörte, war zuletzt als Fußball-Experte für den niederländischen Fernsehsender NOS tätig. «Youri undich haben ja gemeinsam einige Jahre gezockt. Von daher ticken wir daähnlich. Jetzt geht es darum, dass wir für den Verein das Beste tun»,sagte Büskens.

Der Trainer für die neue Saison stehe aber noch nicht fest, sagteMüller. Der Manager teilte den zu diesem Zeitpunkt überraschendenEntschluss dem 40 Jahre alten Slomka, der sich anschließend von derMannschaft verabschiedete, am Sonntag mit. Zuvor hatte sich derVorstand mit Präsident Josef Schnusenberg, Geschäftsführer PeterPeters sowie Müller einstimmig gegen eine weitere Zusammenarbeit mitdem seit dem 4. Januar 2006 als Chef-Trainer tätigen Slomkaausgesprochen. Mit Slomka, der noch einen Vertrag bis 2009 besaß,wurde auch Co-Trainer Nestor El Maestro freigestellt.

Auch der Aufsichtsrat segnete die insgesamt 320. vorzeitigeTrainer-Trennung der Bundesliga-Historie ab. «Ich trage dieEntscheidung der sportlichen Führung mit», erklärte der Vorsitzendedes Gremiums, Clemens Tönnies. «Ich bin mit Mirko befreundet. Aberwir haben keine sportliche Fortentwicklung gesehen. Daher mussten wirdie Reißleine ziehen», sagte der Fleischfabrikant. Nun sei die«leidige Diskussion um den Trainer beendet».

Der mit seiner Familie in Hannover lebende Slomka war insgesamtfast vier Jahre auf Schalke tätig. Zunächst vom 4. Oktober 2004 anals Co-Trainer von Ralf Rangnick, dessen Nachfolge er dann aufBetreiben Müllers überraschend antrat. Als Chefcoach führte Slomkadas Team 2006 in das UEFA-Cup-Halbfinale, verpasste mit der Elf 2007knapp die deutsche Meisterschaft. Erst am vergangenen Mittwoch schiedSchalke beim FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League aus.Nach dem 1:5 in Bremen ahnte Slomka wohl bereits, was passierenwürde. «Das war Wasser auf die Mühlen derer, die mich nicht mehr alsTrainer bei Schalke 04 sehen wollen.»

Müller, lange Zeit Slomkas Befürworter, fiel die Trennung dennochschwer. «Mirko hat bei uns gute Arbeit geleistet, was durch diesportlichen Erfolge dokumentiert wird. Im Laufe dieser Saison habenwir jedoch den Eindruck gewonnen, dass sich die Mannschaft sportlichnicht entscheidend weiterentwickelt. Wir sind zu der Ansichtgekommen, dass dies mit einem neuen Trainer besser gelingen würde.»

Bereits vor Wochen kamen Zweifel auf an einer bis über dasSaisonende hinaus währenden Zusammenarbeit mit Slomka, der einer dererfolgreichsten Trainer der Schalker Historie war. Erstmalsöffentlich infrage gestellt wurde er nach drei Bundesliga-Niederlagenin Serie im Februar durch Präsident Schnusenberg. «Vielleichtbrauchen wir auf Schalke wirklich mal einen Chefcoach, der großesinternationales Standing hat», hatte er 67-Jährige gesagt. Damitbegann vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Königsklasse beim FCPorto die schleichende Demontage.

Wenig Verständnis zeigte Kevin Kuranyi. «Wir verlieren einen sehrguten Trainer, aber Schalke hatte zuletzt eine schwierige Phase»,sagte der Torjäger am Sonntag, nachdem die Mannschaft in der Kabineinformiert worden war. Jermaine Jones meinte: «Seit ich im Sommerhier meinen ersten Trainingstag hatte, wurde Slomka kritisiert. Dashabe ich nicht so richtig verstanden. Aber in den letzten Wochen lagso etwas in der Luft. Wir müssen nun damit klarkommen und weiterarbeiten. Denn wir haben am Dienstag gegen Cottbus schon das nächsteSpiel.»

Ex-Manager Rudi Assauer hält die Entscheidung für richtig. «Manmusste dem ein Ende setzen, was zuletzt passiert ist», sagte er inder «Welt». «Es gab zuletzt viele Fragen und Unsicherheiten, die sichauf die Mannschaft übertragen haben.» Schalkes Spielerlegende KlausFischer plädiert nun für einen Trainer mit harter Hand: «So einenbräuchte es jetzt.»