Büffelsalami und Puszta pur Büffelsalami und Puszta pur: Tradition und Natur im Osten Ungarns

Hortobágy/Debrecen/dpa. - Sie veranstaltenein Spektakel, reiten stehend auf zwei Tieren gleichzeitig, stemmendie Hände in die Hüften, brüllen «Ho» und «Ha».
Die Szene im Nationalpark Hortobágy im Osten Ungarns wirkt wie vonvorgestern. Das ist durchaus gewollt: «Wir zeigen, wie die Menschenvor 100 Jahren hier gelebt haben», sagt János Világosi, derstellvertretende Parkdirektor. Der 82 000 Hektar große Park istEuropas größte Grassteppe und der größte Nationalpark Ungarns. Seit1999 zählt er zum Unesco-Welterbe. Der Park ist ein ideales Ziel fürBesucher, die Natur und Stille suchen. Kultur und pralles Lebenkönnen sie im nahen Debrecen erleben.
Die Hirten in ihren blau-schwarzen Gewändern sind nicht nurVortänzer für die jährlich rund 150 000 Puszta-Besucher, sonderntatsächlich Viehzüchter. Denn der Park ist zu weiten Teilen eineKulturlandschaft. Die rund 200 Hirtenfamilien züchten alte Schweine-,Rinder- und Schafsrassen in Bio-Qualität.
Verantwortlich für die Tiere ist Zoltan Gencsi. Er hat den altenViehrassen zur Renaissance verholfen und 15 000 Hektar Parkfläche aufBio-Landwirtschaft umgestellt. «Ein echter Erfolg ist unsereGraurinder-Zucht», sagt der Geschäftsführer der Hortobágyer.
Wie bestellt, taucht eine Herde mit rund 200 der langhornigenEin-Tonnen-Kolosse aus der Puszta auf. «Diese Tiere waren imMittelalter ein ungarischer Exportschlager», erzählt Gencsi. Bis zu100 000 Rinder wurden auf Tracks bis nach Süddeutschland oderNorditalien getrieben. In den siebziger Jahren gab es nur noch 400Graurinder in Ungarn, heute sind es wieder 9000. Stolz ist derLandwirt auch auf seine Wasserbüffel. Sie werden zu Paprika-Salamiverwurstet.
«Früher war halb Ungarn eine versteppte Auenlandschaft, in der nurWeidewirtschaft und kein Ackerbau möglich war», erklärtNationalpark-Vizechef Világosi. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieTheiß - der große Fluss im Osten Ungarns - eingedeicht, die Auentrocken gelegt. Geblieben ist von der Landschaft nur wenig. «Doch derNationalpark vereinigt alles das, was einst für die ungarischeTiefebene typisch war: Grasland, Heide, Fischteiche, Auenwiesen undSumpf.»
Diese Landschaft lockt immer mehr Naturfreunde an. Doch noch sinddie meisten Park-Besucher Tagestouristen. Sie machen einePuszta-Kutschfahrt zu den Pferde- und Rinderhirten, essenGraurind-Gulasch und Palatschinken und steigen wieder in denReisebus, der sie ins 200 Kilometer entfernte Budapest bringt - odernach Debrecen.
Der 200 000 Einwohner-Ort ist das Zentrum Ost-Ungarns. Die Stadthat in den vergangenen Jahren einen Bauboom erlebt. «Im Zentrumwurden etliche alte Häuser restauriert, dazu moderneRenommee-Bauwerke wie die Konzert- und Kongress-Halle Phönix Csarnakoder der neue Justizpalast hochgezogen», erklärt dieArchitektur-Kritikerin Erzsébet Berta.
Vor dem «Hotel Aranybika» plätschert ein Brunnen und spieltMozarts «Kleine Nachtmusik». Alle paar Minuten rattert eineStraßenbahn vorbei. In Hortobágy war es stiller. Im Speisesaal findetsich dann aber ein Stück Puszta auf dem Büfett: Salami vomWasserbüffel.