Boxmanager will Kampf Klitschko - Chagaev stoppen
Berlin/dpa. - Vier Tage vor Deutschlands größtem Box-Ereignis des Jahres gibt es ein passendes Ballyhoo. Der Berliner Box-Manager Mario Pokowietz will den Kampf von Weltmeister Wladimir Klitschko gegen Ruslan Chagaev in Gelsenkirchen mit juristischen Mitteln verhindern.
Pokowietz hat das Gesundheitsamt der Revierstadt über einen Rechtsanwalt aufgefordert, eine Gesundheitsprüfung bei Chagaev vorzunehmen. Es bestehe die Gefahr, «dass einzelne Personen oder eine Mehrzahl von Personen mit Hepatitis-B angesteckt werden könnten», hieß in dem Schreiben an die Behörde.
Das Gesundheitsamt Gelsenkirchen bestätigte den Eingang des Schreibens und will den Veranstalter noch einmal auf das Problem hinweisen. «Es ist nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen, dass es Ansteckungswege gibt», sagte die zuständige Dezernentin, Henriette Reker, bezeichnete das Risiko aber als «sehr unwahrscheinlich». Sie werde den Veranstalter auffordern, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das Hilfspersonal müsse informiert werden. «Herrn Klitschko ist das Problem ja bekannt», sagte sie.
«Der darf hier nicht boxen», forderte Pokowietz. Hintergrund ist, dass der Ende Mai geplante Kampf gegen Nikolai Walujew in Finnland abgesagt worden war, weil Chagaev nach einer Blutuntersuchung von den Ärzten Startverbot erhalten hatte. Die Absage des Kampfes in Helsinki sei ein deutliches Zeichen, sagte Pokowietz. «Der darf fast nirgendwo boxen», sagte er: «Der hat im Ring nichts zu suchen.» Chagaev ist am 20. Juni in der Schalker Arena der Ersatzgegner für den Briten David Haye, der Anfang des Monats abgesagt hatte. Bei dem Kampf geht es um den Titel der Verbände IBF und WBO. Möglicherweise geht es auch um die WM-Krone des Verbandes WBA, der Walujew als Champion führt und Chagaev als Weltmeister im Wartestand.
Chagaevs Boxstall reagierte gelassen. «Hierbei handelt es sich offenkundig um Trittbrettfahrer», sagte Universum-Mediendirektor Georg Nolte. «Für ein Einschreiten des Gesundheitsamts besteht überhaupt keine Veranlassung. Die vermeintliche Anzeige ist unseriös und soll den Anzeigen-Erstattern offenbar etwas Öffentlichkeit verschaffen.»
Der Hamburger Boxstall sieht keine Gefährdung. «Ruslan Chagaev hat vollständig normale Leberwerte», sagte Universum-Arzt Michael Ehnert: «Seit Erwerbung der Hepatitis B vor vielen Jahren ist Ruslan lediglich Träger eines Hepatitis-B-Antigens. Dieses hat nicht zu einer Erkrankung geführt.»
Klitschko hatte bereits im Vorfeld erklärt, keine Bedenken zu haben. Ansteckungsgefahr befürchte er nicht. Er sei gegen Hepatitis geimpft und würde sich zur Sicherheit nach dem Kampf nochmals impfen lassen, sagte Klitschko. Auch der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) signalisierte, dass Chagaev in Deutschland boxen dürfe. Pokowietz machte dem Verband deshalb Vorwürfe und fordert ihn zum Handeln auf.
Klitschkos Management musste zudem dementieren, dass es nun doch einen Kampf der Brüder Wladimir und Vitali gegeneinander gebe könnte. «Das war wohl ein Witz», meinte Bernd Bönte, Geschäftsführer der Klitschko Management Group (KMG), zu Wladimirs Aussagen im «Independent». Die britische Zeitung hatte ihn mit den Worten zitiert: «Wir werden noch einmal mit unserer Mutter reden. Sie wäre nicht glücklich, denn es würde keinen abgesprochenen Kampf geben, sondern einen blutigen und schmutzigen.» Bönte betonte noch einmal, dass die Brüder nicht gegeneinander boxen werden.