Boxen Boxen: WM-Traum geplatzt: Mario Veit erneut am Boden
Braunschweig/dpa. - Auch Mario Veits zweiter Griff nach einem WM-Gürtel endete im Ringstaub. Der 31 Jahre alte Box-Profi unterlagSamstagnacht vor 3000 Zuschauern in Braunschweig gegen den WBO-Weltmeister im Supermittelgewichtler Joe Calzaghe (Großbritannien)nach schweren Treffern durch technischen K.o. in der sechsten Runde.«Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Da ist es schon besser, wennder Ringrichter sagt: Aus, Schluss und vorbei», gestand der Cottbusernach der zweiten Niederlage im 47. Kampf seiner mittlerweile zehnJahre währenden Karriere tief deprimiert ein.
Calzaghe hatte dem Boxer aus der Hamburger Universum-Promotion vorvier Jahren in Cardiff ebenfalls in einem WM-Kampf den ersten K.o.beigebracht, und der fiel bereits in der ersten Runde nochschmerzlicher aus. Doch das war für Veit kein Trost. «Ich hatte michso gut vorbereitet wie noch nie. Aber wenn man eine Lücke lässt,bestraft das ein Klassemann wie er sofort», meinte der jungeFamilienvater nach dem neuerlichen Desaster.
Dabei hatte sich gut fünf Runden lang ein solches Ende nichtzwingend abgezeichnet. Der 1,92 Meter große Herausforderer konnteseinen zehn Zentimeter kleineren Kontrahenten zwar nur selten wieerhofft auf Distanz halten und musste immer wieder Schlagserien desWalisers hinnehmen. Aber die Hoffnung auf eine Wende blieb, weil Veitauch den einen oder anderen Einzeltreffer anbringen konnte.
Die waren aber schnell vergessen, als der seit acht Jahrenamtierende Champion eindrucksvoll demonstrierte, warum er zu Rechtals bester Supermittelgewichtler der Welt angesehen wird. Sekundenvor Ende der fünften Runde hatte er den Deutschen erstmals am Bodenund setzte nach Wiederbeginn so energisch nach, dass Trainer FritzSdunek nach weiteren klaren Treffern in Sorge um seinen Schützlingschon das Handtuch werden wollte.
Ringrichter Gino Rodriguez (USA) gab den Kampf zwar noch einmalfrei, aber nur für einen Augenblick. Dann hatte auch er ein Einsehenund beendete das ungleiche Gefecht. «Mario hat gut begonnen, dannaber den Fehler gemacht, mit Calzaghe mitzuschlagen. Das ist gegen soeinen Mann im wahrsten Sinne des Wortes tödlich», befand Universum-Chef Klaus-Peter Kohl. Er will Veit aber dennoch nicht fallen lassenund kann sich durchaus ein deutsch-deutsches Duell gegen WBC-Weltmeister Markus Beyer (Köln) vorstellen. «Das wird die Zukunftzeigen. Jetzt müssen wir die Sache erstmal sacken lassen», bestimmteKohl die Marschrichtung.
Beyer wäre auch für den nunmehr in 39 Kämpfen ungeschlagenenCalzaghe durchaus ein Thema. Das aber stößt bei dessen Managementoffenbar auf wenig Gegenliebe. «Wir waren schon im Gespräch. AberWilfried Sauerland würde die beiden nur sehr ungern gemeinsam ineiner Stadt sehen, geschweige denn in einem Ring», berichtete ManagerFrank Warren. Nach Calzaghes beeindruckendem Auftritt in Braunschweigist Sauerlands Zurückhaltung nur verständlich. Zudem ist nun auchklarer, warum sich der mittlerweile in Box-Rente befindliche einstigeDoppel-Weltmeister in diesem Limit, Sven Ottke (Karlsruhe), nie aufmehr als einen verbalen Schlagabtausch mit dem eminent gefährlichenBriten eingelassen hat.