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Boxen Boxen: Schlumpf, König, gefallener Held

Von SUSANNE ROHLFING 12.01.2012, 19:45

Köln/MZ. - Bekannt geworden ist Arthur Abraham als Schlumpf. Mit entsprechender Mütze marschierte er zu Beginn seiner Karriere als Profiboxer zu den Klängen von Vader Abrahams "Das Lied der Schlümpfe" in den Ring ein. Nachdem der gebürtige Armenier dann Weltmeister im Mittelgewicht geworden war, wollte er nicht mehr lustiger Schlumpf, sondern lieber ein etwas protzig geratener König sein. Fortan zog er als "King Arthur" in den Kampf. Zwischen September 2005 und Juni 2009 verteidigte Abraham seinen IBF-Titel ein ums andere Mal erfolgreich. Damit bescherte er seinem Berliner Boxstall Sauerland anständige Quoten bei der ARD und strich königliche Börsen ein.

Doch dann machten sein Management und Abraham einen entscheidenden Fehler: Der Boxer wechselte nicht nur in die nächsthöhere Gewichtsklasse, sondern trat im "Super Six Turnier" auch gleich gegen die besten Supermittelgewichtler der Welt an. Das Resultat: Heute ist Abraham ein gefallener Held. Drei Niederlagen in fünf Kämpfen - damit ist er zum Gespött der Boxszene geworden.

Ein Rücktritt wäre eine logische Konsequenz gewesen. Doch der 31-Jährige will es noch einmal versuchen. Diesmal Schritt für Schritt über wohldosierte Aufbaukämpfe. Deshalb tritt er Samstag in Offenburg gegen den Argentinier Pablo Farias an.

Bis Ende des Jahres will Abraham zurück auf den WM-Thron. "Ich werde das Jahr mit einem Sieg beginnen - und mit einem Sieg beenden", so formuliert er seine Ambitionen. Seinen ursprünglichen Plan, ins Mittelgewicht zurückzukehren, hat er wieder aufgegeben. Da wollte sein langjähriger Trainer Ulli Wegner nicht mitmachen. "Arthur ist ein Athlet, wenn ich ihn runterziehe, wäre ich ein Mörder", sagt der 69-Jährige.

Für den Coach lag es nicht an den langen Armen von Andre Direll, Carl Froch oder Andre Ward, dass Abraham verlor. "Arthur war schlecht", so sieht es Wegner. "Seine Gegner im Mittelgewicht waren dumm und haben sich müde gehauen." So konnte Abraham sie am Ende mit seiner enormen Schlagkraft bezwingen. "Die im Supermittelgewicht waren schlauer, sie haben sich Ruhepausen genommen."

Und so sah Abraham schlecht aus. Deshalb fordert Wegner vor einem neuen Angriff seines Schützlings auf die besten Supermittelgewichtler der Welt: "Er muss aggressiver boxen, er muss hingehen, den Gegner einengen, ihm keine Luft lassen."

Die physische Robustheit, das umzusetzen, habe Abraham. Zu lernen, "beim Gegner Fehler zu organisieren", sei jedoch "schwer in ihn reinzukriegen", so Wegner. In Aufbaukämpfen soll der gefallene Held sich jetzt wieder an die Weltspitze herantasten. Der Kampf gegen Pablo Farias ist eine Chance, seine Lernfähigkeit zu beweisen.

Wohlmöglich ist es seine letzte Chance.

Die ARD überträgt den Abraham-Kampf Samstag um 22.45 Uhr live.