Boxen Boxen: Evander Holyfield wird nicht müde
Boston/dpa. - Ring statt Rente heißt es für den ehemaligen Box-Weltmeister auch noch im Spätherbst seiner Karriere. «Die Leutenennen mich einen alten Mann, seitdem ich 30 bin», berichtet derSchwergewichtler vor seinem WM-Kampf nach WBA-Version am Samstag(22.25 Uhr/ARD) in Zürich gegen Titelverteidiger Nikolai Walujew ausRussland.
Die Zahl der Skeptiker ist mittlerweile größer als die seinerBewunderer. Besonders in seiner Heimat wird der Amerikaner kaum nochbeachtet - und wenn, dann eher mitleidig. «Mutig oder bekloppt?»,fragt die Tageszeitung «The New York Times» vor dem Duell mit dem2,13 Meter großen «Russen-Riesen», der erst einen seiner 50 Profi-Kämpfe verloren hat.
Holyfield steigt dennoch ohne Angst vor dem Gegner und ohne Sorgeum seine Gesundheit in den Ring - so wie bei jedem seiner vorherigen53 Kämpfe (42 Siege, 9 Niederlagen, 2 Unentschieden) seit seinemDebüt vor 20 Jahren. «Das hier hat nichts damit zu tun, dass ichirgendjemandem irgendetwas beweisen will. Ich boxe, weil ich erfahrenund gut bin.»
Objektiv gesehen war er zuletzt vor acht Jahren konkurrenzfähig,als er Landsmann John Ruiz im Kampf um den WBA-Gürtel besiegte undzum vierten Mal Schwergewichts-Champ wurde. Von den anschließendenelf Duellen hat er vier verloren, so auch den letzten Kampf imOktober 2007 gegen den Russen Sultan Ibragimow. Kritiker meinen, erhabe alles verloren, was man als guter Schwergewichtsboxer habenmuss. Holyfield behauptet jedoch, dass Bewegungen, Balance undReflexe derzeit so gut seien wie vor acht Jahren.
Seine Kinder sehen das offenbar anders. Zwei seiner Töchterversuchten kürzlich, ihn zum Aufhören zu überreden. Holyfield hörteaufmerksam zu und entgegnete: «Ich kontrolliere mein Leben, ichtreffe meine Entscheidungen. Und ich würde nicht meine Zeit für etwasverschwenden, das ich nicht gut kann.» Sein primäres Ziel sei es, bisEnde 2009 die WM-Gürtel der drei wichtigsten Verbände (WBA, IBF, WBC)zu vereinen. Gerüchten zufolge treibt ihn aber eher eine finanzielleFlaute in den Ring. Zwar hat Holyfield in seiner Karriere rund 200Millionen Dollar erboxt, doch fast die gesamte Gage ist weg. ImSommer 2007 stand er vor der Privat-Insolvenz und seine Villa vor derVersteigerung. Vor zwei Monaten drohte ihm gar eine Gefängnisstrafe,als die Alimente für seinen elfjährigen Sohn ausblieben.
«Selbst wenn ich 100 oder 200 Millionen Dollar hätte, ich würdetrotzdem noch in den Ring steigen», betont Holyfield, dessen Salär amSamstag zwischen 600 000 und 750 000 Dollar liegt. Im Vergleich zufrüher eher ein Not-Groschen. Doch trotz Eifers und Enthusiasmus': Erweiß, dass ihm nicht mehr allzu viele Kämpfe bleiben. «Ich kann nichtmehr so trainieren wie früher. Mein Körper regeneriert einfach nichtmehr so schnell», sagt er. Deshalb sind die Einheiten schon malkürzer oder fallen sogar komplett aus.