Bob-WM Bob-WM: Dreifach-Erfolg für deutsche Frauen

Winterberg/dpa. - Die deutschen Bob-Fahrerinnen haben WM- Geschichte geschrieben: Drei Jahre nach dem Premieren-Sieg von Gabi Kohlisch landeten sie am Sonntag in Winterberg bei der 3. Weltmeisterschaft erstmals einen grandiosen Dreifach-Erfolg. Die dreimalige Rodel-Weltmeisterin Susi Erdmann (Königssee) schlug dabei ein neues Kapitel ihrer nun 24 Jahre dauernden «Kufen-Karriere» auf. Nach zwei Mal Gold im Rodeln (1989/1991) holte sie mit ihrem ersten WM-Titel im Zweierbob ihren dritten WM-Sieg auf der Kunsteisbahn im Hochsauerland.
Mit zwei Bestzeiten in vier Läufen verwies Erdmann mit Anschieberin Annegret Dietrich in 3:51,35 Minuten die Weltcup- Gesamtsiegerin Sandra Prokoff mit Ulrike Holzner (3:51,52) auf Rang zwei und stahl der hoch favorisierten Lokalmatadorin die Show. Komplettiert wurde der deutsche Triumph vom Duo Cathleen Martini/Yvonne Cernota (Oberbärenburg/3:52,43).
«Für mich ist der Erfolg etwas ganz Besonderes, immerhin ist es der dritte WM Titel in Winterberg. Und das in zwei Sportarten», sagte Erdmann, die nun drei Tage die Füße hoch legen und den Sieg genießen möchte. Frauen-Bundestrainer Wolfgang Hoppe war zwar mit dem Abschneiden hoch zufrieden, zeichnete allerdings ein düsteres Bild für die Zukunft. «Vielleicht dürfen wir bald nur noch mit zwei Bobs starten. Jetzt ist der Weltverband gefordert, dass er auch EM und Junioren-Meisterschaften austrägt. Immerhin haben wir in Deutschland schon zehn Bob-Teams», betonte der erfolgreichste Bob-Pilot der Welt.
Vier Tage nach ihrem 35. Geburtstag ging Erdmann mit einem Vorsprung von 38/100 Sekunden in den zweiten Wettkampftag. Von Nervosität am Abend zuvor keine Spur: «Ich trank ein Glas Rotwein und war völlig relaxt.» Diese Gelassenheit hatte sie auch ihrer Anschieberin Dietrich zu verdanken. Die in Magdeburg von Thomas Springstein trainierte Sprinterin, die bei den Winterspielen in Salt Lake City kurzfristig zum Zuschauen verdonnert worden war, verbuchte erstklassige Startzeiten im 19 Bobs umfassenden Teilnehmerfeld. «Für mich ist der WM-Titel eine kleine Genugtuung, damit ist die Sache von Olympia vergessen», sagte Dietrich.
Frustriert war die Olympia-Zweite Prokoff, die die Saison mit fünf Weltcupsiegen in Serie eindrucksvoll dominiert hatte und auf ihrer Hausbahn als 78:8-Wettfavoritin beim WM-Hauptsponsor Oddset galt. Mit ihrem FES-Bob «Flying Shark» verlor sie im ersten Lauf 3/10 Sekunden auf ihre ärgste Rivalin, die den Vorsprung dann noch ausbaute. Der große Gegenangriff der Sportsoldatin kam erst im vierten und letzten Lauf, als sie Erdmann noch einmal 18/100 Sekunden abnehmen konnte. «Doch der Rückstand war einfach zu groß. Natürlich bin ich enttäuscht, doch dies hat nicht unbedingt etwas mit der Hausstrecke in Winterberg zu tun», sagte die gebürtige Dresdnerin, die mit dem WM-Titel ihre bislang beste Saison krönen wollte.
