Bob Bob: Hintermänner drängeln
Halle (Saale)/MZ. - "Der Zweite ist der erste Verlierer." Der Satz kursiert als ein Klassiker unter den Hochleistungssportlern. Die Bitterkeit dieses Gedankens ist Andreas Bredau nicht fremd, deswegen schiebt er den Satz nach: "Das ist das harte Gesetz des Spitzensports." Um nicht noch einmal in eine Situation wie im vorigen, dem olympischen Winter zu geraten, hat der Bobfahrer aus Halle im Sommer und Herbst so hart wie nie trainiert.
Beim wichtigen Bobanschieber-Test der Nationalmannschaft kürzlich in Oberhof hat er die anderen deutschen 38 Athleten ausgestochen. Der Einheimische Alexander Rödiger als Zweitschnellster hinter Andreas Bredau war drei Hundertstelsekunden langsamer, was sich wenig anhört, aber im Bobsport eine Menge bedeutet. Damit hat Andreas Bredau den Spieß umgedreht.
Denn Alexander Rödiger war Anfang des Jahres bei dem Anschubtest vor den Olympischen Winterspielen in Vancouver zwei Hundertstel besser als der Hallenser - und verdrängte ihn in die Rolle des Ersatzmannes. Dass Andreas Bredau dennoch in Whistler im Viererbob des Piloten Karl Angerer saß und mit Olympia-Siebter wurde, hatte er dem Umstand zu verdanken, dass Anschieber Alexander Rödiger zu Andre Lange wechselte, weil aus dessen Crew Rene Hoppe verletzt ausgefallen war.
Nun werden die Karten neu gemischt in der ersten Saison nach dem Rücktritt des vierfachen Olympiasiegers Andre Lange. Deutschlands beste Bob-Piloten Thomas Florschütz, Karl Angerer, Manuel Machata und Maximilian Arndt schauen beim Hauen und Stechen um die Mitfahrplätze in ihren Bobs genau hin. "Es gibt etwa 40 ernsthafte Anwärter unter den Anschiebern. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Die Drängelei um die wenigen Plätze ist groß", erzählt Manuel Machata. "Deutschland hat etwa fünf absolute Spitzenathleten, die natürlich jeder Fahrer gern haben möchte." Kevin Kuske ist die Nummer eins. Vier Mal hat er zwischen 2002 und 2010 olympisches Gold mit Andre Lange gewonnen. Dann folgen auf fast einer Stufe Andreas Bredau, Alexander Rödiger, Martin Putze und Richard Adjei.
Thomas Florschütz, Olympiazweiter 2010 im Zweierbob mit Richard Adjei, hat sich Kevin Kuske geangelt. Manuel Machata setzt wie im Vorjahr beim Junioren-WM-Sieg im Vierer und der Silbermedaille im Zweier auf Bredau und holte sich Adjei zurück. "Andreas Bredau hat den Platz bei mir sicher, ist ein Leistungsträger", hebt der Pilot seinen Hintermann aus Halle hervor. Machata, den manche Experten als den Nachfolger von Lange sehen, hat viel vor in diesem Winter. Der Sportsoldat aus Bayern wechselte mit seiner Crew aus Königssee zum SC Potsdam, "weil wir dort beste Bedingungen vorfinden. Ein kleinerer Verein wie der WSV Königssee kann es sich kaum leisten, zwei Piloten wie Karl Angerer und mich zu unterstützen."
Vor zehn Tagen gewann Machata in Altenberg den deutschen Viererbob-Ausscheid und wurde mit Bredau Zweiter hinter Angerer im kleinen Schlitten. Ab Mittwoch wird wiederum in Altenberg die zweite Selektion ausgefahren. Dann soll sich auch Thomas Florschütz, der wegen Rückenproblemen den ersten Ausscheid abgesagt hatte, der lauernden Konkurrenz stellen. Anschließend erfolgt die Nominierung der drei besten Piloten für die Weltcup-Wettbewerbe in Kanada und den USA.
"Da wollen wir dabei sein", sagt Andreas Bredau. "Wir werden alles aus uns herauskitzeln."