Blutspende Blutspende: Harmloser Aderlass auch mitten im Sommerloch
Mehringen/MZ. - "Heute Blutspende". Der weiße Aufsteller weist den Weg. Doch die regelmäßigen Blutspender in Mehringen wissen ohnehin, wo die Nadel wartet. In der Schule nämlich. Ein kleiner Stich, gesundes Blut und anfangs ein wenig Überwindung - mehr ist nicht nötig, um vielleicht einem Schwerkranken oder einem Unfallopfer zu helfen. Wer den "ganz besonderen Saft" regelmäßig zur Verfügung stellt, bei dem rennt die Blutspende-Werbung offene Türen ein.
Manch einer hat aber auch einen ganz persönlichen Grund für den harmlosen Aderlass. So wie Erwin Schulz. Oft mit dem Auto unterwegs, denkt er ab und zu an die Möglichkeit eines Unfalls und wollte deshalb vom Hausarzt seine Blutgruppe wissen. Der riet ihm zur Blutspende. Eine einfachere Methode gäbe es nicht, die eigene Blutgruppe zu erfahren. "Und inzwischen hatte meine Frau eine schwere Operation, nach der sie jede Menge Blut brauchte. Treffen kann so was jeden von uns", bringt es der Mehringer auf den Punkt. Verena Milius ist seit vielen Jahren aktive Feuerwehr-Frau. "Die Arbeit in der Feuerwehr bestärkt natürlich im Willen zu spenden", meint sie. Sie lässt sich schon zum 29. Mal auf der Spenderliege nieder. Nach dreieinhalb Stunden sind es 43 Männer und Frauen, die ganz selbstverständlich den Weg in die Schule gefunden haben.
Das freut nicht nur die Frauen aus der Sportgruppe, die mit viel Fantasie, selbst gemachten Salaten und selbst gebackenem Kuchen für einen kräftigen Spenderimbiss gesorgt haben. Nein, das freut auch Lothar Hendrich, Gebietsreferent beim Blutspendedienst. Denn 43 Spender sind fast so viel wie außerhalb der Urlaubszeit. "So langsam plumpsen wir nämlich ins Sommerloch", befürchtet er. Bei täglich acht Spendeterminen in Sachsen-Anhalt müssen etwa 550 Konserven zusammenkommen, um den Bedarf der Krankenhäuser zu sichern. "In Gefahr ist die Versorgung nicht, aber im Sommer gibt es eben auch kaum noch Reserven", so Hendrich, der selbst viermal im Jahr spendet. Zu versorgen sind etwa 70 Krankenhäuser, die sich nicht mehr wie früher bevorraten, sondern ihre Anforderungen kurzfristig abgeben. "Da müssen wir immer auf dem laufenden sein." Abends und nachts werden die Konserven aufbereitet und in die einzelnen Bestandteile "zerlegt": in Thrombozyten (Blutplättchen), Blutplasma und Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Blutplättchen, die zum Beispiel krebskranke Patienten erhalten, sind nur 72 Stunden haltbar. Und so beginnt für die Blutspendezentrale ein wesentlicher Teil der Arbeit erst dann, wenn das Fahrzeug mit seiner wertvollen Fracht in Dessau ankommt.