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Bitterfelder IG-Bad Bitterfelder IG-Bad: Zum Jahresende gekündigt

Von Dennis Lotzmann 04.04.2001, 16:42

Bitterfeld/MZ. - Das Bitterfelder IG-Bad geht - wenn überhaupt - im Juni wahrscheinlich in seine letzte Saison. Pächter Tino Schmidt flatterte am Mittwoch die Kündigung zum Jahresende ins Haus. Fristgerecht muss er das Gelände dann räumen. Zugleich hat sich der Vermieter, die Montan Wohnungsgesellschaft mbh in Halle, auch eine fristlose Kündigung für den Fall vorhalten, dass der Pächter seine vertraglichen Pflichten nicht erfüllt.

Schmidt selbst zeigte sich jäh überrascht. Nachdem die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) einen Tag zuvor angekündigt hatte, dass sie die Grundwasserhaltung im Bereich Park der Chemiearbeiter Ende Juni einstellen werde, überlegt Schmidt nun ernsthaft, ob er überhaupt noch öffnet. "Ich habe den Verwalter noch nicht erreicht. Aber wenn sich das nicht klären lässt, war es das", so Schmidt, der die Saison-Vorbereitungen eingestellt hat. Auch die MZ erreichte am Mittwoch nach Bekanntwerden der Entwicklung niemanden mehr bei der Montan Wohnungsgesellschaft.

Indes bekräftigte TLG-Sprecherin Sabine Pentrop noch einmal den Entschluss, Ende Juni die Pumpen unweit von Freibad und Bauermeister-Villa abzuschalten. Anders als 2000, als das Abschalten ohne Ankündigung erfolgte, werde die Aktion diesmal rechtzeitig angekündigt. Die TLG-Sprecherin sieht keinen Grund für eine Kurskorrektur: "Es kann nicht Aufgabe der TLG sein, dort Geld zu investieren, wo andere zuständig sind." In der Pflicht sieht die TLG die Kommune. Die wiederum zeigt auf die TLG.

Dass in der Senke am IG-Bad wohl mehrere Faktoren und alte Leitungen eine Rolle spielen, glaubt nach einem Besuch vor Ort auch Bürgermeister Werner Rauball (SPD). "Ich werde mich noch einmal kundig machen, um zu klären, wo das Wasser her kommt." Lothar Böttger, Mieter der Bauermeister-Villa, kennt eine Leitung, die in seine Fäkalgrube münde und permanent Wasser zuführe. Und: Scheinbar weiß niemand, woher diese Leitung kommt. Sicher, so Böttger, sei nur, dass sie nicht vom Schwimmbad komme.

Und noch aus einer anderen Quelle könnte Wasser stammen: In der Straße am Park der Chemiearbeiter liege eine Betonleitung, über die Sickerwässer aus der Grube Freiheit III Richtung Chemiepark flössen, weiß Böttger. "Diese Leitung dürfte auch nicht mehr im besten Zustand sein." Während längst nicht alle Ursachen für den hohen Grundwasserstand klar sind, ist sich Rauball sicher, dass beim Abschalten der Pumpen sofort ein riesiger See entstehen würde, von dem Gefahr für Bad und Bauermeister-Villa, aber auch für Kraftwerkssiedlung und Bundesstraße ausgehen könnte.

"Die TLG muss ein Planfeststellungsverfahren durchführen", ist sich Rauball sicher. "Wir wollen ja gar nicht bewusst einen See anlegen, das ist möglicherweise nur eine Folge vom Abstellen der Pumpe", kontert TLG-Sprecherin Pentrop. Deshalb sehe die TLG keinen Anlass für ein solches Verfahren. Gleichwohl sei auch die TLG weiter gesprächsbereit, um doch noch eine Lösung zu finden. Kompromisse seien auch mit Badpächter Schmidt möglich.

Dieser räumte gegenüber der MZ ein, dass er Pachtrückstände habe, weil der Sommer 1999 so schlecht war und 2000 die Leipziger Straße voll gesperrt war. "Es gibt aber eine Vereinbarung über das Abtragen der Schulden in Raten, und die Raten bezahle ich", versicherte Schmidt. TLG-Sprecherin Pentrop bestätigt diesen Fakt, allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass im Grundsatz Schulden vorhanden sind. Doch auch in dieser Frage gelte das Gesprächsangebot.