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Bill Gates mit Ehrendoktor geehrt

24.01.2008, 09:37

Stockholm/dpa. - Der US-Milliardär Bill Gates hat am Mittwoch einen Ehrendoktorhut vom Stockholmer Karolinska Institut in Empfang genommen. Das Institut vergibt alljährlich den Medizin-Nobelpreis.

Der 52-jährige Gates kam in die schwedische Hauptstadt ohne seine neun Jahre jüngere Ehefrau Melinda, die ebenfalls einen Ehrendoktortitel zuerkannt bekommen hatte. Das Ehepaar wurde wegen seines «Einsatzes für globale Gesundheit auf wissenschaftlicher Basis» ausgezeichnet.

Beide unterstützen mit der im Jahr 2000 gegründeten Bill & Melinda-Gates-Stiftung Gesundheitseinrichtungen in armen Ländern sowie Forschungen zur Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose. Das Paar habe für diese Arbeit bisher 7,8 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro) aus seinem Privatvermögen zur Verfügung gestellt, hieß es aus dem Karolinska Institut. Der Gründer des Software-Konzerns Microsoft hatte Anfang des Monats auf der US- Elektronikmesse Consumer Electronics Show in Las Vegas seinen bevorstehenden Rückzug von der Microsoft-Spitze angekündigt.

Auf seiner Abschiedstour als Microsoft-Verwaltungsratschef hatte Gates auch in Berlin Station gemacht. Dort pries er Bildungsprojekte, die der von ihm gegründete US-Konzern mit vielen Dollars unterstützt. Dann kam die eigentliche Botschaft.

Der eigenwillige Software-Papst, gewohnt lässig die Hand in der Hosentasche seines Anzugs, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel und vielen weiteren wichtigen Leuten, dass der Tablet PC ein wahrer Zauberkasten ist. Der kleine Rechner, flach wie eine Flunder und mit Microsoft-Software vollgepackt, ist seit Jahren Lieblingsspielzeug von Gates. Doch kaum jemand kauft es.

Der Guru der IT-Branche wird es mit einem geschätzten Privatvermögen von gut 60 Milliarden Dollar verschmerzen können. Noch in diesem Jahr will er sich aus dem Tagesgeschäft von Microsoft zurückziehen und auf die Gates-Stiftung konzentrieren. Neben ihm haben dort seine Frau Melinda und sein Vater das Sagen. Sagenhaft ist das Vermögen der «Bill & Melinda Gates Foundation».

Der Charity-Gigant mit Sitz in Seattle verfügte nach eigenen Angaben zuletzt über ein Vermögen von 37,6 Milliarden Dollar. 2006 flossen 1,56 Milliarden Dollar in gemeinnützige Projekte. Zum Vergleich: Die deutsche Bosch-Stiftung gab im selben Jahr 54,6 Millionen Euro aus. Die Gates-Stiftung fördert Schulen oder öffentliche Bibliotheken mit Internetzugängen und Computern.

Auch werden sozial schwache Familien und Studenten unterstützt. Hauptziel ist der Kampf gegen Malaria, Tuberkulose und Aids. Dabei arbeitet die Stiftung mit den Vereinten Nationen und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zusammen. In den vergangenen Jahren schaffte es der 52-jährige Gates, neben den Musikern Bono und Bob Geldof als wichtigster Vertreter eines guten Weltgewissens aufzutreten.

Doch hin und wieder stören Kritiker die Idylle. Vor gut einem Jahr wurde bekannt, dass die Gates-Stiftung viel Geld in Konzerne steckt, die mit den hehren ethischen Zielen der Stiftung nicht unbedingt viel gemein haben. Aus dem im Internet frei verfügbaren Jahresbericht 2006 des Investmentbereichs der Stiftung geht hervor, dass in Aktien von Dow Chemical, Exxon oder BP investiert wurde. Umweltschützer stellen das Trio seit Jahren an den Pranger. Auch Rüstungskonzerne wie die deutsche Rheinmetall oder die britische BAE Systems waren 2006 im Anlage-Portfolio der Gates-Stiftung zu finden. Ein Investment wert waren zudem DAX-Größen wie Daimler, VW, Siemens, Bayer oder Allianz.

In dem Dilemma von sozialen Wohltaten und Vermögensmaximierung steckt nicht nur die Gates-Organisation. US-Stiftungen müssen aus Steuergründen jährlich fünf Prozent ihres Kapitalstocks für den Stiftungszweck ausschütten. Die Anlagestrategie für das Gesamtvermögen überlassen sie daher oft Investmentbankern, die auf Rendite und nicht Ethik achten.

Dieser Zielkonflikt wird Bill Gates weiter beschäftigen. Denn die Stiftung kann sich vor Geld nicht retten. Dafür sorgt die gigantische 31-Milliarden-Spende des Milliardärskollegen Warren Buffett. Er kündigte im Juni 2006 an, der Gates-Stiftung 10 Millionen Aktien seines Mischkonzerns Berkshire Hathaway zu übertragen. Jahr für Jahr gehen nun je 500 000 Aktien in den Besitz der Stiftung über. 2007 war die Tranche 1,76 Milliarden Dollar wert. Bei diesen Summen kann Gates in den Entwicklungsländern noch viele Tablet PC verschenken.