Biathlon-WM Biathlon-WM: Deutsches Debakel beim letzten Schießen
Ruhpolding/mz. - Das 20-Kilometer-Rennen ist der archaischste Wettkampf des Biathlon-Sports, ein Überbleibsel aus den Anfangstagen dieser Disziplin. Gelaufen wird gegen die Uhr, der Schnellste gewinnt. Aber vor allem ist dieser Wettbewerb ein Vergnügen für sichere Schützen. Es gibt keine Strafrunden, jeder Fehler bei den insgesamt vier Übungen mit dem Gewehr bedeutet allerdings eine Extra-Minute.
Dreimal haben Arnd Peiffer und Andreas Birnbacher bei ihrer Heim-WM in Ruhpolding die Herausforderung Schießen bereits erfolgreich gemeistert, zweimal liegend, einmal stehend: null Fehler. Peiffer führt bis dahin bei jeder Zwischenzeit. Und weil alle seine Konkurrenten eine Scheibe stehen lassen, ist klar: Peiffer reichen vier Treffer. Geschafft hat er drei.Kurz darauf hat es Birnbacher in der Waffe, viermal jubeln die 26 000 Zuschauer, dann der letzte Schuss: Ein Raunen der Enttäuschung hallt durch die Chiemgau-Arena. Daneben. Am Ende steht fest, dass Birnbacher dadurch nicht nur Gold, sondern auch Bronze vergeben hat. Platz vier.
Der Sieg des Slowenen Jakov Fak ist eine Überraschung, Platz zwei für Simon Fourcade aus Frankreich entspricht den Erwartungen, Bronze für den bisher weitgehend unbekannten Jaroslav Soukup hingegen ist die bisher größte Sensation dieser WM. Der Tscheche liegt am Ende 0,8 Sekunden vor Birnbacher. Soukup (30) hat bisher erst einen Podiumsplatz in seiner Karriere erreicht - 2011 bei einem Weltcup-Rennen im schwedischen Östersund.
"Ich bin schon ein bisschen frustriert", sagte Birnbacher und sah dabei sogar sehr frustriert aus. Im Ziel habe man ihm gesagt: "Da kommt nichts mehr, du hast Bronze. Und dann kam da doch noch einer. Das ist schlimm."
Birnbacher (30) und auch Peiffer (24) wussten vor dem letzten Schießen, dass sie mit fünf beziehungsweise vier Treffern ganz nach vorn laufen würden. Dass es bei beiden schließlich der allerletzte Schuss war, der sie den Sieg kostete, war eine besondere Steigerung der persönlichen Dramatik. Peiffer erklärte seine misslungene Schlussserie mit seiner Erschöpfung: "Ich habe ein bisschen gewackelt." Letztlich reichte es zu Rang sieben, damit war der Niedersachse der beste Teilnehmer, dem zwei Fehler unterliefen. Insgesamt fühlte sich der entthronte Sprint-Weltmeister, der in seiner stärksten Disziplin am Samstag nur Platz 37 belegt hatte, nun rehabilitiert: "Das Laufen hat richtig gut funktioniert, da war ich der Drittbeste von allen. Das nehme ich mit in die letzten Rennen."
Gemeint sind die Staffel am Freitag und der Massenstart am Sonntag. Birnbacher wiederum hatte das Gefühl, die ersten vier Scheiben seiner letzten Serie "sauber getroffen zu haben. Da habe ich gedacht, die letzte fliegt auch noch um, und dann war der Schuss schon weg. Das soll man auch nicht machen. Das ist sogar in meinem Alter noch ein Problem."
Doch plötzlich meldeten die Streckenposten: Michael Greis auf Goldkurs. Der dreimalige Olympiasieger von Turin 2006, der in Ruhpolding wohnt, hatte ebenfalls die ersten drei Schießübungen makellos bewältigt. Doch schon zu Beginn des letzten Stehendanschlags verfehlte er seine anvisierte Scheibe. "Das war ein ganz knappes Ding", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. Greis traf noch viermal, wurde Elfter, hätte mit fünf Erfolgen aber noch ganz knapp den Titel gewonnen. "Das mag sein, aber ich bin mit 19 Treffern sehr zufrieden. Doch ich muss schon sagen: Eine Medaille wäre nach diesem Saisonverlauf wirklich eine Erlösung für mich gewesen."