Biathlon-Weltcup Biathlon-Weltcup: Deutsche Staffeln laufen hinterher

Erfurt/Oslo/dpa. - Mit stumpfen Ski sind die deutschen Biathleten am Holmenkollen der Weltspitze hinterher gestampft. Bei den letzten Staffelrennen vor den Weltmeisterschaften im russischen Chanty Mansijsk reichte es am Donnerstag für Martina Glagow (Mittenwald), Uschi Disl (Moosham), Katrin Apel (Frankenhain) und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) über 4x6 km als Viertplatzierte erstmals in diesem Winter nicht zu einem Platz auf dem «Treppchen».
Die Herren schafften in der wahrscheinlichen WM-Besetzung mit Peter Sendel, Sven Fischer (beide Oberhof), Ricco Groß (Ruhpolding) und Frank Luck (Oberhof) gar nur den 7. Platz. «Die Aktiven haben mir heute regelrecht leid getan», fasste Norbert Baier, der Technische Leiter Biathlon im Deutschen Skiverband seine Eindrücke zusammen.
Als WM-Favoriten gelten nach den Staffel-Rennen am «heiligen Skiberg» der Norweger die russischen Frauen, die überlegen mit nur zwei Nachladern vor Weißrussland und Frankreich gewannen, sowie die Männer aus Weißrussland. Bei ihrem zweiten Weltcup-Staffelsieg hintereinander behaupteten sie sich deutlich vor Russland und Norwegen.
Bundestrainer Frank Ullrich fand bereits vor der Fernsehkamera ungewohnt deutliche Worte. «Unsere Techniker haben sich heute nicht nur etwas, sondern gewaltig vergriffen», ärgerte er sich. Dabei hatten die Wachser versucht, zwischen den Rennen die Ski der Männer schneller zu machen - doch sie wurden zumindest bei Sendel und Fischer im feuchten und schmutzigen Schnee am Oslofjord noch stumpfer. Der Staffel half auch nicht viel, dass die vier Deutschen nur drei Reservepatronen benötigten und Ricco Groß, der als einziger einen anderen Ski (Rossignol) benutzt, Schnellster seiner Runde war. Frank Luck war mit verändertem Material dann noch drittschnellster Schlussläufer. «Jetzt müssen wir die Lehren daraus ziehen, dass uns so etwas nicht noch einmal passiert. Aber zur WM in Chanty Mansijsk wird es viel kälter und damit ganz anderer Schnee sein», hoffte Luck.
Die deutschen Skijägerinnen hatten zuvor noch alle öffentliche Kritik an den Technikern vermieden. Im Gegenteil: «Ich hatte nichts zum Zusetzen», bewertete Martina Glagow ihren Lauf. Uschi Disl, die vier Mal nachladen musste, sei nach dem Patronenklemmer im Schloss etwas in Hektik verfallen. «Und läuferisch war ich heute nicht so gut drauf», sagte sie. Katrin Apel, die als Einzige ohne Reservepatrone ausgekommen und zeitgleich mit der Russin Olga Saizewa Schnellste ihrer Runde war, betonte die Freude über das makellose Schießen, auch wenn «andere Nationen heute mit dem Ski etwas besser dabei» gewesen seien. Katrin Wilhelm schließlich war mit sich «nicht ganz zufrieden».
Damit trafen sie auch die Meinung von Bundestrainer Uwe Müßiggang. «Öffentliche Material-Diskussionen bringen doch nichts. Das müssen wir intern auswerten und abstellen. Es klingt doch wie Ausrede und wird langweilig, wenn nach einem verpassten Podestplatz über die Ski geschimpft wird», betonte der Bundestrainer. «Aber wir haben heute auch fünf Nachlader mehr als die Russinnen benötigt. Das kostet rund eine Minute. Dazu hat Uschi mindestens noch 15 bis 20 Sekunden durch ihre Gewehr-Probleme eingebüßt», relativierte Müßiggang den sehr deutlichen Rückstand. Außerdem habe das Ergebnis gezeigt, dass seine Staffel kein Abo auf eine WM-Medaille in Chanty Mansijsk habe. «Aufs Treppchen wollen und können viele Nationen. Dafür müssen wir hart arbeiten», warnte er vor Selbstzufriedenheit.