Biathlon Biathlon: In Obertilliach der König mit Tirolerhut
Obertilliach/Österreich/dpa. - Die dreißigköpfige Musikkapelle spielte auf, der Bürgermeister redete, vorm Hotel Weiler begrüßte ein großes Transparent den neuen Mitbürger, Kameras des österreichischen Fernsehens waren aufgebaut. Und als zum Abschluss der Zeremonie das Tiroler Lied erklang, hatte der fünfmalige Biathlon-Olympiasieger Ole Einar Björndalen als Neubürger der 800-Seelen-Gemeinde Obertilliach schon hunderte Autogramme geschrieben. Der 29-Jährige aus Trondheim war bereits am ersten Tag nach seinem überraschenden Wohnsitzwechsel ins Gailtal als neuer Gemeindebürger der ungekrönte König. Als Krone musste am Dienstagabend ein Tirolerhut reichen.
Der norwegische Ausnahmeathlet, der auch in Zukunft für sein Heimatland starten will, flog bereits am Mittwoch wieder zum mehrwöchigen Nationalmannschafts-Lehrgang auf Schnee in sein Heimatland. Bis dahin gilt das Hotel Waldfrieden des «Sportverrückten» Ullrich Goller - da wohnen auch stets die deutsche Skijäger in Obertilliach - als seine Anschrift.
Doch der umtriebige Bürgermeister Hans Scherer hat bereits ein schönes Haus für den nun berühmtesten Obertilliacher reserviert. «Ich habe schon lange nach einem geeigneten Domizil in Zentraleuropa gesucht, um den Reisestress immer zurück nach Norwegen zu reduzieren», erklärte Björndalen. Die Entscheidung für Obertilliach sei nach seiner Teilnahme an den österreichischen Meisterschaften im vergangenen Winter gefallen. Dass sein Steuerberater bei der Begrüßung mit am Tisch saß, war sicher auch nicht zufällig.
«Die Höhe von 1450 Meter stimmt fürs Training. Die Olympia- Entscheidungen 2006 in Turin fallen in gleicher Höhe. Die sind für mich das Hauptziel der kommenden Jahre. Und wenn jetzt noch die Rollerbahn gebaut wird, bietet Obertilliach beste Bedingungen - vielleicht sogar in ganz Mitteleuropa», sagte Bjöndalen. Dazu komme der kurze Weg von rund 25 Kilometern zu seiner Verlobten Nathalie Santer in Toblach. In Obertilliach will der erfolgreichste Biathlet der Welt vorläufig bis 2010 heimisch werden. Einsilbiger wird er, wenn es um den Hochzeitstermin geht: «Der steht noch nicht fest.»
Obertilliach sieht den Zuzug Björndalens als Riesenchance. Derzeit wird das Biathlon- und Langlaufstadion mit einem Kostenaufwand von 1,8 Millionen Euro umgebaut. Kurzfristig soll zudem eine asphaltierte Rollerstrecke für weitere 500 000 Euro entstehen. «Wir können mit unseren Mitteln nur einen Bruchteil der Werbung machen, wie wir sie durch Ole Einars Wohnsitz in Obertilliach erzielen», erklärte Franz Theurl, der Direktor der Osttirolwerbung mit Blick auf die umfangreichen Übertragungen im deutschen Fernsehen.