Biathlon Biathlon: Bundestrainer Frank Ullrich freigesprochen
Leipzig/dpa. - Mitder einstimmig gefassten Entscheidung setzte das Präsidium desDeutschen Skiverbandes am Sonntag die Empfehlung der hochkarätigbesetzten Kommission «DDR-Doping» um. Das Expertengremium kam nachzahlreichen Anhörungen und umfangreichem Aktenstudium zu derÜberzeugung, dass Ullrich «weder die Einnahme von Dopingmittelnangewiesen noch selbst welche an Athleten verabreicht und auch nichtdie Einnahme überwacht beziehungsweise kontrolliert» hat. Es gebedeshalb keinen Anlass für arbeits- oder dienstrechtliche Schrittesowie sportpolitische Konsequenzen gegen den Bundestrainer.
Dagegen empfahl die Kommission, von einer weiteren Beschäftigungdes nachweislich ins DDR-Doping involvierten Altenberger TrainersBock auf DSV-Ebene abzusehen. «Deshalb werden wir dasArbeitsverhältnis mit ihm zum 31. Oktober beenden», erklärte DSV-Präsident Alfons Hörmann. Die Vorschläge der Kommission bewertete erals Maßstab für die Aufarbeitung möglicher ähnlich gelagerterVorwürfe aus der DDR-Vergangenheit. Der Kommission unter Vorsitz desRichters und DSV-Vizepräsidenten Franz Steinle gehörten weiterGerhard Dambeck, Heiko Striegel vom Arbeitskreis Recht der NationalenAnti-Doping-Agentur NADA, Josef Fendt, der Präsident des Welt-Rodelverbandes FIL, sowie Stefan Krauß vom DSV an.
«Erstmal bin ich froh, dass die Zeit des Wartens zu Ende ist. Eswurde festgestellt, dass die Doping-Vorwürfe gegen mich haltlos sind,was ich immer wieder betont habe», sagte Ullrich zufrieden. Denkompletten Bericht der Kommission hat er noch nicht erhalten.
Laut DSV-Mitteilung hat die Kommission erklärt, dass sich Ullrich«auch nach heutigen Maßstäben keines Dopingverstoßes zu verantwortenhätte, ungeachtet dessen, dass eventuelle Dopingverstöße sowohl instrafrechtlicher wie auch dopingrechtlicher Sicht verjährt wären».Zudem wird darauf hingewiesen, dass bis heute kein Biathlet aus derehemaligen DDR Ullrich vorgeworfen hat, durch eine von ihm zuverantwortende Doping-Verstrickung gesundheitlich geschädigt wordenzu sein.
«Wenn Frank Ullrich wirklich nicht an den DDR-Dopingpraktikenbeteiligt war, ist die Entscheidung richtig», sagte der RuhpoldingerWolfgang Pichler. Der schwedische Auswahltrainer gilt als Hardlinerim Kampf gegen Doping. An Ullrichs Stelle würde er die Sache aber vorGericht klären lassen. Sonst bliebe ein Makel an Ullrich hängen, rietPichler seinem Thüringer Kollegen.
In der Erklärung verwies die Kommission auf Ullrichs fast 20-jährige makellose Tätigkeit für den DSV. «In der Zeit hat sich FrankUllrich immer uneingeschränkt zu einem dopingfreien Sport bekannt»,stellten die Kommissionsmitglieder fest. Das sei keinLippenbekenntnis, denn es habe niemals auch nur ansatzweiseernstzunehmende Verdachtsmomente gegen den Bundestrainer und seinenVerantwortungsbereich gegeben.
Die Kommission war eingesetzt worden, nachdem der ehemaligeOberhofer Biathlet Jürgen Wirth im März Doping-Anschuldigungen gegenUllrich vorgebracht hatte. In der ARD-Sportschau hatte Wirth unteranderem gesagt: «Frank Ullrich hat uns damals angewiesen, diesesMittel Oralturinabol einzunehmen.» Später ist er davon etwasabgerückt, beschuldigte Ullrich aber noch der Kontrolle über dieEinnahme der sogenannten «Blauen Blitze».