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Betrieb in Schlettau Betrieb in Schlettau: Unternehmer bleibt nur eine Urlaubswoche

Von Ralf Böhme 05.07.2001, 17:22

Schlettau/MZ. - Elektro- und Straßenbaumeister Hartmut Bohnefeld aus Schlettau liebt kurze Wege. Das war auch der Hauptgrund, weshalb er sich vor 15 Jahren entschloss, sein eigener Chef zu werden. Inzwischen führt der Familienvater ein Unternehmen mit knapp 70 Beschäftigten, vor allem Installateure und Bauarbeiter. Bohnefelds Motto: Es kommt auf jeden Auftrag an. Deshalb macht er im Sommer auch keinen Tag frei. Von Schlettau nach Löbejün, im Bus nach Nauendorf, mit dem Zug nach Halle - diese Tagesreisen wollte sich Bohnefeld nach der Lehre in der Stadt ersparen. Deshalb ging er auf die Meisterschule und beantragte den Gewerbeschein in Löbejün.

1984 fehlte gerade ein Blitzschutz-Experte im Saalkreis. Diese Lücke füllte Bohnefeld als Ein-Mann-Betrieb mit Werkzeugkasten und Trabant. Sein wichtigstes Kapital: "Ich war höhentauglich." Arbeit gab es reichlich, mit dem Material haperte es dagegen mächtig. Das erste Projekt: Blitzableiter für die Schweineställe in Lochau. Nach sechs Monaten als Solist suchte und fand der Handwerker einen ersten Mitarbeiter. Es blieb bei kleinen Schritten - bis zur Wende stellte Bohnefeld vier Mitarbeiter ein und kaufte noch einen Kleintransporter. Das reichte gerade, um ein Dorf wie Kösseln auf 220 Volt Wechselstrom umstellen zu können - ein Großauftrag für damalige Verhältnisse.

Bohnefeld im Rückblick: "Wer sich nach der Währungsunion behaupten wollte, musste in die Offensive gehen." Das bedeutete: Nicht warten, bis der Kunde klingelt, neue Arbeitsfelder erschließen, Personal qualifizieren und aufstocken. Maschinen und Geräte anschaffen, um flexibel und kurzfristig Aufträge übernehmen zu können. Und immer wieder rechnen. Letzteres lag ihm nie so gut wie seiner Frau Elke. "Um die Buchhaltung muss ich mich nicht kümmern, glücklicherweise." Der Aufschwung forderte Tribut. Sommerurlaub in Familie - bisher stets Fehlanzeige. "Sieben Tage im Winter in Österreich, mehr ist bis jetzt nicht drin, wenn der Laden laufen soll."

Dennoch spielen die Kinder, Silvia (10) und Martin (11), gerne Buchhalterin und Unternehmer. Wo heutzutage ein Fahrzeug mit dem Saalkreis-Autokennzeichen in der Kombination EB 1 bis 100 auftaucht, so stammt es vermutlich aus Elektro-Bohnefelds Fuhrpark. Die meisten Kilometer hat der Wagen vom Chef auf dem Tacho stehen - über 170 000 Kilometer. Viele kamen dazu, als Bohnefeld in Weimar seinen zweiten Meisterkurs absolvierte. Damit wurde auch der Straßen- und Tiefbau sein Metier. Ein besonders schönes Stück gelang jetzt auf dem Petersberg, wo Bohnefeld den Kirchhof des Klosters mit großen und kleinen Natursteinen pflasterte.