Bernd Schuster in Donezk Bernd Schuster in Donezk: Autokennzeichen wie Parteibonzen
Donezk/MZ/mw. - Also schimpft der Ex-Kölner, der blonde Engel, der sich so genial, so offensiv, so torhungrig in Barcelona und Madrid zu Weltruhm kickte, 14 Titel sammelte, Europameister war. Jetzt steht er in der Betonschüssel von Donezk - mitten im armseligen Kohlerevier. Sein Auftrag: aus dem Vizemeister der Ukraine eine europäische Top-Truppe zu formen.
Der Trainer Schuster, den sie hier "Schelesny Bernd" (den eisernen Bernd), aber auch "Schubser" oder "Stutzer" nennen, will in die Champions League. Deshalb hat es ihn aus Spanien an den Rand der Ukraine verschlagen. Wo anders als in Donezk hätte der 43-Jährige, der bisher die Zweitligisten Fortuna Köln, 1. FC Köln und Deportivo Xerez trainierte, die Möglichkeit bekommen, so schnell in Europas Elite-Zirkel kommen zu können. Deshalb ist er hier. Und es gefällt ihm.
"Ich fühle mich sauwohl hier. Ich habe viel im Ausland gelebt. Ich passe mich überall an", erzählt Schuster dem "Spiegel". Vereinspräsident Rinat Achmetow, ein biederer aber stinkreicher 36-Jähriger (geschätztes Vermögen: 1,5 Milliarden Euro), gönnt sich den Weltstar, zahlt den 30 Millionen Etat praktisch im Alleingang. Donezk soll, so will es der Präsident, Dynamo Kiew den Rang ablaufen.
Seit 1995 ist Achmetow im Amt. Seit dem 15. Oktober 1995 um genauer zu sein. Da wurde Vorgänger Alexander Bragin samt fünf Begleitern von einer Bombe zerrissen. Schuster: "Ja leck misch in de Täsch. Sechs Tote, und das sagen sie mir erst jetzt", entfährt es ihm im "Spiegel"-Gespräch. Er residiert in Zimmer Nummer 212 auf dem Schachtjor-Gelände. Hier studiert er Videokassetten, hier büffelt er mit seiner Ukrainisch-Lehrerin. Jeder Wunsch wird ihm erfüllt. Auto, Wohnung, Essen. Privilegien hat er. Wie das Kennzeichen an seinem BMW 745i. So eines hatten früher, in der alten Sowjetunion, nur die mächtigen Parteibonzen an ihren Wagen. Und auch heute traut sich noch kein Polizist, ein so gekennzeichnetes Fahrzeug anzuhalten oder zu kontrollieren.