Bayer Leverkusen Bayer Leverkusen: Trotz Hurra-Fußball und Sieger-Mentalität

Leverkusen/dpa. - Die Profis von Bayer Leverkusen stürmten gegenRoter Stern Belgrad mit Hurra-Fußball und einer unbändigen Sieger-Mentalität zum vierten Mal in fünf Jahren in die europäische«Königsklasse», einer indes blieb inmitten der euphorisiertenStimmung unter den 22 500 Fans am Boden: Klaus Toppmöller. «Ich hättees kaum für möglich gehalten, dass die Mannschaft ein solch hohesTempo geht und das auch durchhält. Die Jungs sind über sich hinausgewachsen. Aber wir haben schon heute Respekt vor dem nächsten Gegnerund werden keinen Schlendrian dulden», sagte der 50-Jährige.
Der nächste Gegner heißt Jahn Regensburg, und mit einem Erfolggegen den Tabellenführer der Regionalliga Süd will Toppmöller imErstrunden-Spiel um den DFB-Pokal am Sonntag (15.30 Uhr) sein Teamweiter auf drei Hochzeiten tanzen lassen. In der Bundesliga nochungeschlagen, in der Champions League die Einnahme von «35 bis 40Millionen Mark» - so Manager Reiner Calmund - vor Augen und dieGewissheit, dass die «neue» Bayer-Elf im Moment jeden Berg versetzenkann, trübte unterm Bayer-Kreuz bei keinem den Blick. «Die Kirche imDorf lassen», empfahl Calmund nach dem klaren Erfolg gegen Belgraddurch Tore von Oliver Neuville (13./60.) und Ulf Kirsten (30.).
Damit hat sich Bayer nach dem Chaos-Jahr «einen Traum erfüllt»,bilanzierte Yildiray Bastürk, der zusammen mit Neuville und demendlich überzeugenden Nationalspieler Michael Ballack dasLeverkusener Spiel ankurbelte. In dem Wirbel ging Belgrad unter. EineFolge des Umstands, «dass wir Spaß am Fußball haben, aber auch amKämpfen. Jeder ist für den anderen da», stellte Kapitän Jens Nowotnyzufrieden fest. Doch auch der National-Libero warnte vor dem«Kleinen»: «Wir müssen in Regensburg den Spagat schaffen und auchdort über 90 Minuten zeigen, dass wir eine Mannschaft sind.»
Das ist bislang gelungen. Bayer Leverkusen ist wieder bei denGroßen des Kontinents dabei, nach den «beiden wichtigsten Spielen derHinrunde» freut sich Toppmöller «wahnsinnig auf die Auslosung zurChampions League: Wir wollen hier noch das eine oder anderen Fußball-Fest feiern.» Wunschgegner für die erste Gruppen-Phase gibt es nicht:«Scheißegal, Hauptsache, wir spielen mit», meinte Calmund, der seinFlug-Ticket für die Auslosung am (morgigen) Donnerstag in Monte Carloaus Aberglauben erst nach der erfolgreichen Qualifikation buchte.
Doch «Calli» kam nicht umhin, «Toppi» als Urheber des Wandels zudeklarieren: «Er hat 'ne Riesen-Begeisterung in die Mannschaftgebracht, er ist mit allen Wassern gewaschen und er versteht es, mitseinen Spielern einen persönlichen, vertrauensvollen und ehrlichenKontakt zu finden. Das macht ihn stark.» Und mit Toppmöller ein Team,das nach den Wirren um Christoph Daum und Berti Vogts zauderlich undzögerlich auftrat. «Den neuen Weg werden wir nicht verlassen»,verkündete Calmund, während Belgrads Coach Slavoljub Muslin nurresignierend feststellte, «dass in Sachen Taktik, Technik undspielerischem Konzept ein Klasse zwischen beiden Mannschaften lag».
Auch Bayers Teilzeit-Sportdirektor Rudi Völler zog den Hut: «Einetolle Leistung», von der sich auch Ulf Kirsten anstecken ließ. Derfast 36-jährige Torjäger war ständig in Bewegung und stimulierte mitDauer-Einsatz bis zu seiner mit Beifalls-Stürmen begleitetenAuswechslung (67. Minute) alle. Wie ehrgeizig Kirsten wieder oderimmer noch ist, belegte die 53. Minute: Noch im Fallen versuchte der«alte Mann», die Kugel im Belgrader Gehäuse unter zu bringen. Versuchmisslungen, Auftritt geglückt: Jetzt wartet die Millionen-Liga.