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Bastler und Tüftler Bastler und Tüftler: «Do-it-yourself»-Seiten im Netz

Von Juliane Mroz 14.05.2008, 12:20
Bau- und Bastelanleitungen finden sich im Internet zuhauf - manche der für Heimwerker interessanten Seiten gibt es aber nur auf Englisch. (Foto: dpa)
Bau- und Bastelanleitungen finden sich im Internet zuhauf - manche der für Heimwerker interessanten Seiten gibt es aber nur auf Englisch. (Foto: dpa) Michael Wenda

Hamburg/dpa. - Zum Beispiel auf www.bauanleitungen.net, wo Thomas Bauch ausAachen Anleitungen verlinkt und vorstellt. Wer schon immer eineigenes EKG-Gerät haben wollte, von einem selbstgebauten Lehmofenträumt oder Spaß an einem Mini-Roboter in Form einesZahnbürstenkopfes hat, wird hier fündig.

Auch für den Bau eines kleinen Heißluftballons oder einesTischkickers und sogar für ein selbstgemachtes Surfbrett hat BauchAnleitungen parat. Wer den Links aus seiner Sammlung folgt, stößtbald auf englischsprachige Angebote. Das liegt daran, dass diemeisten Anleitungen für Tüftler und Bastler zur Zeit aus demenglischsprachigen Raum kommen. Dort gibt es einige großeOnline-Communities für Menschen, die gerne mit Lötkolben und Zangehantieren, ihre eigene Kleidung nähen, die Küche zum Chemielaborumfunktionieren oder auf irgendeine andere Art kreativ sind.

Wer in deutscher Sprache nach Bau- oder Bastelanleitungen sucht,landet meistens auf Heimwerkerseiten im Baumarkt-Stil. Eine Ausnahmeist www.de.wikiants.org. In der 2007 von einer LuzernerNon-Profit-Organisation gegründeten Enzyklopädie darf jeder seineEigenbau-Projekte vorstellen. Bedingung ist, dass die Anleitungen unddie Ideen dahinter ohne Lizenzgebühr weiterverwendet werden dürfen.

Die meisten der Einträge, die bisher bei Wikiants zu finden sind,verlinken auf andere Seiten wie beispielsweise Youtube, wo Surferdann die Anleitung finden. Die Auswahl ist noch recht klein undreicht vom selbstgebrauten Bier über alternative Energieerzeugung und-speicherung bis zum selbstgebauten Beamer.

Unter dem Stichpunkt «Fahrrad mit Düsenantrieb» gibt es beiWikiants zwei Videos eines Raketenfahrrads in Aktion - allerdingsohne Anleitung. Vermutlich war den Erfindern klar, dass ein solchesGeschoss nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen werden sollte.

Ähnlich wild geht es bei www.fingers-welt.de zu. Thomas Bauchempfiehlt den Link mit den Worten «Total durchgeknallter Bastler imAutomatisierungswahn» und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denndie Ideen des Tüftlers, der sich nur «Finger» nennt, sind abgedreht,oft kompliziert und lassen Bastelanfänger mit den Ohren schlackern.

Finger baut etwa eine zentrale Staubsaugeranlage in sein Haus ein,dokumentiert die Entstehung mit Fotos und Texten und stellt fürNachahmer Schaltpläne und Programmcode zur Verfügung. Weil Fingerkeine Lust zum Blumengießen hat, konstruiert er eineBewässerungsanlage, und weil ihm als besorgter Familienvater diehandelsüblichen Brandmelder nicht ausreichen, baut er eigene, dieunter anderem vor lästigen Fehlalarmen gefeit sein sollen. Fürs Babybaut der Tüftler eine «Wohlfühlmaschine», die den Nachwuchs sanft inden Schlaf schaukelt - auch dafür gibt es Schaltplan und Quellcode.

Wer an Fingers verrückten Tüfteleien Spaß hat, dem könnte auchEric Wilhelms Projekt www.instructables.com gefallen. SeitInstructables im Jahr 2005 im US-amerikanischen Emeryville gestartetwurde, haben Nutzer dort jede Menge Beiträge veröffentlicht. Vomselbstgemachten Recyclingpapier über den Rollstuhl für hüftlahmeDackel bis hin zur gruseligen Skeletthand aus alten Schrauben undMuttern gibt es Nützliches oder Lustiges zum Selbermachen.

Die Beiträge sind bei Instructables nach Kategorien wie «Kunst»,«ökologisch» und «Kinder» geordnet, in der Regel reichlich bebildertund können von anderen Mitgliedern der Community kommentiert werden.Wenn jemandem eine Anleitung unlogisch erscheint oder das Produktgefährlich sein könnte, wird das in den Kommentaren diskutiert.

Auch die Seite http://ikeahacker.blogspot.com, deren Betreiberinunter dem Namen «Jules» agiert, lebt von ihrer Community. Die Nutzerzeigen, wie sie aus den Produkten des schwedischen Möbelhausesindividuelle Möbel, Accessoires und Inneneinrichtungen basteln. Dawird aus einer Kindertagesdecke eine Jacke geschneidert, eineSchildkröte bekommt aus einem Fernsehschränkchen einen neuen Käfig,und ein Holzregal wird zum zusammenklappbaren Schreibtisch umgebaut.

Ein ähnliches Angebot gab es auch in deutscher Sprache. Im Sommer2007 verwarnte der Möbelkonzern den Betreiber Thomas Meyer, weildessen Blog laut Ikea-Sprecher Kai Hartmann «den Anschein erweckte,eine offizielle, von IKEA betriebene Website zu sein». Der Konzernwolle außerdem nicht verantwortlich sein, wenn veränderte Möbel zumSicherheitsrisiko werden. Meyer nahm daraufhin sein Blog vom Netz.Wer Möbel «hacken» will und dafür Inspiration sucht, muss nun wiederauf die englischsprachige Seite zurückgreifen.