Basketball Basketball: Nowitzki gegen 12 012 Türken
Istanbul/dpa. - Zwölf türkische Spieler und fast 12 000fanatische türkische Fans stehen dem Einzug der deutschenBasketballspieler ins Finale der 32. Europameisterschaft in Istanbulam Sonntag (20.15 Uhr/DSF) als Hindernis entgegen. Das Halbfinal-Highlight am (morgigen) Samstag (18.00 Uhr/DSF) gegen EM-GastgeberTürkei wird für die deutschen Korbjäger, die schon mit dem Erreichender Vorschlussrunde für den größten Erfolg in der Geschichte desDeutschen Basketball Bundes (DBB) seit dem sensationellen EM-Triumphvon München 1993 sorgten, zum Gang durch die Hölle.
«Wir sind bereit. Ich freue mich auf diese großartige Kulisse, dieuns sicher die nötige Stimulanz geben wird, um auch das Finaleerreichen zu können», sagt der überragende deutsche EM-Superstar DirkNowitzki (27 Punkte pro Spiel) vor seiner bisher größtenHerausforderung im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Nachdemdas Traumziel der WM-Qualifikation durch den Sieg über den Olympia-Zweiten Frankreich schon erreicht wurde, ist für die mit jedem Siegselbstbewusster gewordenen deutschen Riesen der Griff nach einer EM-Medaille schon eine Selbstverständlichkeit.
«Wir wissen, was auf uns zukommt, aber wir werden gewinnen», sagtSpielmacher Mithat Demirel vom Deutschen Meister ALBA Berlin. Obwohlder mit 1,80 Metern Körpergröße kleinste Spieler der EM als in Berlingeborener Sohn türkischer Eltern in den bisherigen Spielen sozusagenHeimvorteil genoss, rechnet der besonders motivierte Playmaker mitalles anderem als einem freundlichen Empfang. «Wir müssen uns aufeiniges gefasst machen und dürfen bei dieser Lautstärke nicht denKopf verlieren», meint der 23-Jährige, der den Druck an den durchsein begeisterungsfähiges Publikum zum größten Erfolg seit 50 Jahrengepeitschten Gegner weiter gibt. Demirel: «Diese Atmosphäre setztmehr die türkischen Spieler als uns unter Druck. Wir müssen einfachkühlen Kopf bewahren. Auf den großen Positionen sind wir einfachbesser besetzt. Außerdem kann keiner Dirk Nowitzki stoppen.»
Der 2,11 Meter große Star des nordamerikanischen NBA-Clubs DallasMavericks ist in den USA Kulissen von 20 000 Zuschauern gewohnt.«Doch selbst für Dirk wird diese Atmosphäre eine neue Erfahrungsein», sagt sein Entdecker, Mentor und «Hometrainer» HolgerGeschwindner. Der frühere Kapitän der deutschen Nationalmannschaftrechnet mit einem «tollen Spiel, in dem es hoffentlich keinen Ärgergibt». Türken-Kenner Demirel geht fast wie selbstverständlich davonaus, das es «einige Animositäten geben wird».
Für das Team von Bundestrainer Henrik Dettmann, der wie gewohntkeine Prognosen zum Spielausgang abgab, wird es deshalb vor allemdarauf ankommen, die bisher offenbarten Schwächen in der Anfangsphasedes Spiels zu vermeiden und so den hörschadenverdächtigen Lärmpegelzu regulieren. «Die große Frage ist, wie unsere junge Mannschaft miteiner derartigen Atmosphäre umgeht. Aber wenn wir einen guten Starthinlegen, werden auch die türkischen Zuschauer ruhiger», meint auchDBB-Sportdirektor Wolfgang Brenscheidt.
Der ehemalige Junioren-Nationalspieler, der 1981 in Saloniki beider Kadetten-Europameisterschaft beim ersten deutschen Gewinn einerEM-Medaille (Bronze) dabei war, hat höllischen Respekt vor demGegner. «Die erste Fünf der Türken mit den großen Idolen Kutluay undTürkoglu hat absolut europäisches Spitzenniveau. Aber unser Team istvor allem mental stabil genug, um dagegen zu halten. Sie hat denunbedingten Siegeswillen, jetzt auch ins Finale einzuziehen».