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Barfuß oder Lackschuh? Kreuzfahrtreisen sehr verschieden

Von Christian Röwekamp 07.12.2007, 08:18

Hamburg/dpa. - Sollen Abendkleid und dunkler Anzug mit in den Koffer? Oder reichen doch die neuen Jeans? Und was organisieren die eigentlich an Landausflügen? Es sind Fragen über Fragen, die sich Kreuzfahrtneulinge vor ihrer ersten Tour auf hoher See stellen.

Kurz vor der Abreise ist es in der Regel dafür zu spät - wer unsicher ist, informiert sich besser ausführlich vor der Buchung. Das für den Einzelnen am besten passende Schiff zu finden, ist daher nicht immer einfach. Neben Reisebüro-Mitarbeitern helfen auch gedruckte Kreuzfahrtführer und neue Online-Schiffsbewertungs-Portale.

«Die Kreuzfahrt an sich ist genauso wenig zu definieren wie ein Mallorca-Urlaub», meint John Will von Transocean Tours in Bremen. Auf der liebsten Ferieninsel der Deutschen fühlen sich Partykönige ebenso wohl wie Wanderer, Naturfans und Cluburlauber. Ähnlich sei es mit der Kreuzfahrt: Für jeden sei etwas dabei. «Das Angebot ist riesig», sagt auch Claudia Widmann vom Seereisenportal Mareselect im hessischen Hattersheim. «Viele sind da auf Hilfestellung angewiesen. Trotzdem erlebe ich es an Bord immer wieder, dass Leute völlig fehl am Platze sind, zum Beispiel auf US-Schiffen, wenn sie kein Englisch sprechen.»

Die Bordsprache ist in der Tat für etwa drei Viertel der Gäste ein entscheidendes Kriterium. Das hat das Reisemagazin «Urlaub perfekt» aus Hamburg in einer Umfrage unter knapp 1000 Reisebüros ermittelt. Den Urlaubern wichtig sind außerdem das Essen, die Schiffsgröße und das Ausflugsprogramm mit jeweils 45 bis 50 Prozent der Nennungen.

Was es zu erleben gibt, schildern die Reedereien in den Katalogen natürlich in den allerschönsten Farben. Im Expertenurteil sieht das oft dann etwas differenzierter aus. Als Instanz ersten Ranges gilt dabei der Brite Douglas Ward, der schon seit Jahren für den «Berlitz-Guide» Schiffe bewertet. In seinem Buch beschreibt Ward die Schiffe, ihre Ausstattung und Mankos ausführlich auf Englisch. Wer sich etwas knapper, dafür aber lieber auf Deutsch informieren möchte, hat seit 2006 mit dem «Kreuzfahrt Guide» aus dem Bellevue-Verlag in Hamburg eine Alternative. Hier dienen Anker als Bewertungssymbole.

Das Sterne-Zählen allein hilft dem ratlosen Gast allerdings nicht. Entscheidend ist aus Sicht von John Will eine andere Frage: «Ist das Schiff selbst das Ziel? Oder will ich per Schiff von einem Ort zum anderen?» Für Letzteres stehe die «traditionelle deutsche Kreuzfahrt» mit Hapag-Lloyd, Deilmann, Transocean und Phoenix Reisen.

Das Schiff mehr in den Mittelpunkt rücken dagegen zum Beispiel Aida Cruises sowie US-Reedereien wie NCL und Royal Caribbean. «Wenn jemand 25 Jahre alt ist und eine Spaß-Kreuzfahrt machen will, dann würde ich ihm ein solches Schiff empfehlen», sagt Claudia Widmann. Auf den riesigen Schiffen von Royal Caribbean zum Beispiel gibt es neben 13 Meter hohen Kletterwänden sogar eine Eislaufbahn. Mit ihren bis zu 4000 Gästen an Bord sind sie aber auch Rummelplätze und eine Herausforderung an den Orientierungssinn.

Bei der Beantwortung der Frage «Barfuß oder Lackschuh?» sollen inzwischen auch Web-Portale wie «unserschiff.de» oder eine Rubrik unter «holidaycheck.de» helfen. Dass dort nicht zuletzt frustrierte oder überschwängliche Passagiere ihren Emotionen freien Lauf lassen, steht außer Frage. Wenn es dann jedoch zu einem Schiff verschiedene Urteile gibt, «kann das gerade für Kreuzfahrtneulinge eher irritierend sein», sagt Negar Etminan von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten.

Literatur: Uwe Bahn/Johannes Bohmann: Kreuzfahrt Guide 2008, Bellevue, ISBN 978-3-9810991-3-3, 14,80 Euro; Douglas Ward: Guide to Cruising & Cruise Ships, Berlitz, ISBN 978-3-493-60254-8, 34,90 Euro