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Bankgeschäfte Bankgeschäfte: Geld überweisen und Kontostand abfragen per Telefon

Von Berti Kolbow 28.07.2005, 08:53
In Deutschland noch in der Startphase - Mobile Banking wird beispielsweise von einigen Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken angeboten, aber auch von der Postbank. (Foto: dpa)
In Deutschland noch in der Startphase - Mobile Banking wird beispielsweise von einigen Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken angeboten, aber auch von der Postbank. (Foto: dpa) Postbank

Stuttgart/Kronberg/dpa. - «Mobile Banking ist eine Weiterentwicklung zum jederzeitverfügbaren Bankschalter. Internet-Banking wird damit mobil», erklärt Florian Stein, Redakteur des in Stuttgart erscheinenden Magazins «connect». Ganz neu sei dieser Trend nicht. In der Hochphase der New Economy scheiterte Mobile Banking jedoch, weil die umständliche und langsame Technik viele Verbraucher abschreckte.

Seit die Endgeräte leistungsfähiger sind und die Datenübertragung schneller und günstiger wird, steigt das Interesse von Kunden und Kreditinstituten, auf diese Art Geldangelegenheiten abzuwickeln, sagt der Finanzdienstleistungsexperte Jürgen Pinkl vomBeratungsunternehmen Accenture in Kronberg (Hessen). Nach seinerBeobachtung gibt es immer mehr Kunden, die bequem von jedem Ort aus ihre Kontostände überprüfen wollen - etwa vor teuren Anschaffungen im Möbelhaus. «Die Menschen gewöhnen sich mehr und mehr an ihr Handy.»

Laut einer Umfrage des Finanzsoftwareunternehmens Meridea sinddrei Viertel der deutschen Kunden, die Bankgeschäfte onlineabwickeln, auch an mobilen Bankdienstleistungen interessiert. Pläne der Geldhäuser, auf dieses Bedürfnis zu reagieren, nehmen zwar «enorm zu», sagt Jürgen Pinkl. Doch Verbraucher finden derzeit noch ein verhältnismäßig schmales Angebot.

Während viele Franzosen oder Niederländer schon begeistert die«Bank für unterwegs» nutzten, entwickelt sich der Markt für Mobile Banking und Brokerage laut Jürgen Pinkl hierzulande erst allmählich. Unterschiedlich umfangreiche Dienste haben beispielsweise neben einigen Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken auch die Geldhäuser Postbank, comdirect und norisbank gestartet. Weitere Banken haben nach Pinkls Angaben ähnliche Pläne in der Schublade.

Unabhängig von Standort und Öffnungszeiten mit der Hausbank inKontakt zu treten, ist auf verschiedene Weise möglich. Durchgesetzt hat sich bislang keine. Info-Dienste werden häufig per SMS angeboten, denn jedes Handy kann sie verschicken und empfangen. Die Kurznachrichten eignen sich aber nicht für komplexe und vor allem keine sensible Informationen. Weder Versand noch Ablage im Handy-Speicher erfolgen verschlüsselt. «Wenn das Gerät unbeobachtet ist, kann jeder Unbefugte darauf zugreifen», warnt «connect»-Redakteur Florian Stein.

Für Transaktionen oder die Darstellung aufwendigerer Grafiken wird deshalb auf das Handy-Internet WAP zurückgegriffen. Das Problem: «Wappen ist noch eine zähe Angelegenheit», sagt Stein. Beim Seitenaufbau müssten sich Nutzer einige Sekunden gedulden. Im derzeit noch nicht überall verfügbaren UMTS-Netz fließen die Daten zwar schneller, aber auch zu weitaus teureren Gebühren.

Eine Alternative zum WAP-Banking stellt spezielle Handy-Softwaredar: so genannte Smart Clients, die auf aktuelleren Geräteninstalliert werden können. Eines der ersten Institute, das so ein Finanzprogramm seinen Kunden zur Verfügung stellt, ist die Sparkasse KölnBonn. Sie verspricht eine flüssigere Bedienung als bei WAP-Lösungen und die Möglichkeit, etwa Überweisungen zunächst ohneInternetverbindung vorzubereiten und dann nur die wichtigsten Datenan den Bankcomputer zu schicken.

Einer Sprecherin zufolge wurde die Software seit dem Start im Märzmehr als 3000 Mal aus dem Netz geladen. Die Sparkasse schätzt, dassfür einen Großteil der Online-Nutzer die Erledigung vonBankgeschäften per Handy langfristig zur Selbstverständlichkeit wird.

Ob WAP oder Smart Client: Bei den mobilen Diensten verwendenGeldhäuser die gleichen Sicherheitsstandards wie beimInternet-Banking, erklärt Jürgen Pinkl. Die Datenverbindungen werdenverschlüsselt, die Bankgeschäfte mit persönlichen Identifikations-und Transaktionsnummern gesichert.

Barbara Steinhövel von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz inMainz rät Mobile-Banking-Nutzern, die Kosten im Auge zu behalten. DieGeldhäuser bieten ihre mobilen Dienste zwar derzeit noch gratis an.Bei SMS an die Bank oder der Datenübertragung schlagen aber abhängigvom Tarif zum Teil happige Mobilfunkkosten zu Buche. Wer nichtaufpasst, könne seine Kontoführungsgebühren auf diese Weise inungeahnte Höhe treiben, warnt die Verbraucherschützerin.

Bis die Bankenbranche flächendeckend umfassende mobileFinanzdienstleistungen anbietet, werde es noch zwei bis drei Jahredauern, schätzt Jürgen Pinkl. Dass Handy-Banking einmal den Gang zurBank komplett ersetzen wird, glaubt er nicht. «Die Menschen wollenbei komplizierten Finanzthemen weiterhin persönliche Beratung.» Daswerden Mobiltelefone auch in Zukunft nicht können.

Alles per Handy - mit dem Mobiltelefon lassen sich inzwischen auch Kontostände einsehen, Geldautomaten suchen, Überweisungen tätigen oder Aktien kaufen. (Foto: dpa)
Alles per Handy - mit dem Mobiltelefon lassen sich inzwischen auch Kontostände einsehen, Geldautomaten suchen, Überweisungen tätigen oder Aktien kaufen. (Foto: dpa)
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