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Babyphone und Radiowecker: Was in der Wohnung «strahlt»

Von Sven Appel 20.02.2008, 10:09

Salzgitter/dpa. - «Elektrosmog» ist ein Schlagwort, das vielen Angst macht. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nennen sich zwei bis sechs Prozent der Deutschen «elektrosensibel». Sie führen etwa Kopfschmerzen auf «Elektrosmog» zurück.

Nüchtern gesehen, steht der Begriff für elektrische und magnetische Felder und für elektromagnetische Strahlung, und die sind nicht immer schädlich. In manchen Fällen ist es allerdings sinnvoll, vorsorglich zu handeln.

«Den Elektrosmog» gibt es nicht: Experten trennen in elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder. Zudem unterscheiden sie in nieder- und hochfrequente Felder - abhängig von der Anzahl der in Hertz (Hz) gemessenen Schwingungen. Ein Hz bedeutet eine Schwingung pro Sekunde.

Niederfrequente elektrische Felder werden in Häusern durch Stromleitungen und elektrische Geräte erzeugt, auch wenn kein Strom fließt. Die Felder haben eine Frequenz von 50 Hz. Magnetische Felder im niederfrequenten Bereich werden durch Ströme erzeugt. Wird kein Strom verbraucht, verschwinden sie. Bei Geräten mit Transformatoren aber bleiben sie bestehen.

Elektromagnetische Felder (EMF) heißen so, weil elektrisches und magnetisches Feld ab einer bestimmten Frequenz nicht mehr voneinander zu trennen sind. Daher wird auch von elektromagnetischer Strahlung gesprochen. «Die stärksten Verursacher im Haushalt sind Handys, DECT-Telefone und WLAN», erklärt BfS-Sprecher Florian Emrich in Sazgitter. Diese Geräte arbeiten mit Frequenzen im Gigahertz-Bereich.

Die in Häusern üblicherweise auftretenden niederfrequenten elektrischen Felder sind laut BfS keine Gefahr. Bei magnetischen Feldern gibt es jedoch Unsicherheiten im Hinblick auf mögliche Langzeiteffekte unterhalb der Grenzwerte. Es gibt Studien, die einen statistischen Zusammenhang mit Leukämie bei Kindern erkennen lassen.

Der biologische Mechanismus, der die Entstehung von Leukämie durch niederfrequente Magnetfelder erklären würde, ist noch nicht gefunden. Dennoch sollte das mögliche Risiko ernstgenommen werden, so das BfS. Das heißt etwa, sich und den Nachwuchs solchen Feldern nicht unnötig auszusetzen, vor allem im Schlaf- und Kinderzimmer.

Jedes Gerät mit Netzteil verursacht magnetische Wechselfelder, sagt Rolf Buschmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. «Die meisten Kinderzimmer sind mit vielen elektrischen Geräten ausgestattet.» Netzbetriebene Radiowecker etwa sollten nicht neben dem Kopfteil des Bettes aufgestellt werden, sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut München. Besser seien Geräte mit Batterie.

Ein Babyphone sollte im Abstand von mindestens eineinhalb Metern zum Kinderbett stehen. Arbeitet es mit Funk, verursacht es zudem EMF. Ulrich-Raithel rät daher zu einem Gerät ohne Reichweitenkontrolle. Modelle mit dieser Funktion senden dauernd ein Signal zum Empfänger.

Mit «Elektrosmog» hat man auch in der Küche zu tun. Daher sollten auf Induktionsherden Töpfe stehen, die die Kochfläche ganz abdecken. Mikrowellen arbeiten mit einer Frequenz von 2,3 Gigahertz. Fabrikneu sind sie so gut abgeschirmt, dass keine Strahlung entweicht. Bei älteren Geräten könnten laut Ulrich-Raithel kleine Lecks auftreten. «Man sollte daher Kinder nicht direkt davor stehen lassen.»

Viele Menschen beunruhigt aber ein Mobilfunk-Sendemast in der Nachbarschaft stärker als die Elektrogeräte. Die Belastung durch solche Stationen sei aber sehr gering, sagt Buschmann. «Die größte Belastung haben Sie, wenn Sie mit ihrem Handy telefonieren.» Der BfS-Standpunkt ist klar: Solange die Grenzwerte eingehalten werden, gibt es nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nichts zu befürchten.

Auch schnurlose DECT-Telefone funken im Hochfrequenzbereich. Hier gibt es ebenfalls keine Beweise für Gesundheitsschädigungen. Dennoch haben manche Hersteller reagiert und bieten schnurlose Telefone mit «Eco-Mode» an. Bei diesen Modellen lässt sich die Sendeleistung und damit auch die Strahlung reduzieren.