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Babelsberg Babelsberg: Stadt bürgt nicht für 03

26.05.2011, 17:26

Berlin/SID. - Die Stadt Potsdam darf für den Verein nicht bürgen, die Ablösung des Vorstandes rückt immer näher, und die Lücke von 1,5 Millionen Euro klafft weiter im Etat: Die Tage des Drittligisten SV Babelsberg im deutschen Profifußball scheinen gezählt. Jetzt ruhen die letzten Hoffnungen des Klubs auf einer Übernahme des Karl-Liebknecht-Stadions durch die öffentliche Hand.Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs schloss im Hauptausschuss der Stadt eine Bürgschaft für den Verein aus - und sorgte damit für einen neuerlichen Dämpfer. Die Stadt dürfe nach Kommunalrecht dem Klub diese Sicherheit nicht geben, hieß es im Ausschuss.Zuvor hatte SVB-Präsident Rainer Speer erklärt, dass der geplante Gesamtetat von 2,7 Millionen Euro bislang nur zur Hälfte gedeckt sei.

Anscheinend fehlen dem Drittligisten, der die vergangene Saison als Verein mit dem geringsten Etat als Tabellen-13. abschloss, 1,5 Millionen Euro. Bis zum 1. Juni muss das fehlende Geld beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nachgewiesen werden. Ansonsten droht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und der damit verbundene Zwangsabstieg.Der letzte Rettungsanker könnte nach der nicht gestellten Bürgschaft eine Übernahme des Stadions durch die Stadt sein. Bisher sei der Verein noch nicht an die Stadt herangetreten, hieß es auf SID-Anfrage vonseiten der Kommune. Eine Eintscheidung dazu könnte auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Babelsberger am 31. Mai fallen.

Doch schon jetzt bereitet sich Potsdam auf eine Übernahme vor. Diese sei zwar, so Jakobs, "suboptimal", doch für den Verein könnte dies möglicherweise das Überleben bedeuten. Immerhin müsste der Verein dann immerhin die jährlichen Betriebskosten in Höhe von 800.000 Euro nicht mehr selbst tragen.Unterdessen ist der in die Kritik geratene Babelsberger Präsident Speer offenbar zu einem Rücktritt bereit. "Wird ein geeigneter Nachfolger gefunden, kann ich mir einen Rücktritt vorstellen", sagte Speer der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ): "Meine Entscheidung hängt davon ab, mit welcher Führungsmannschaft es weitergehen soll."Der Babelsberger Aufsichtsrat sprach sich nach einer Krisensitzung dafür aus, die nächste Saison gleich zwei Klassen tiefer in der Oberliga zu starten. "Es scheint im Moment unmöglich, die Forderungen des DFB für die Drittliga-Lizenz zu erfüllen", hieß es in einer Mitteilung. Die Idee, in der kommenden Saison in der Regionalliga anzutreten, sei wegen nahezu identischer Lizenzauflagen keine Alternative. Das wesentliche Ziel müsse sein, den Verein in seiner Basis zu erhalten.Die Babelsberger Fans wollen dem Niedergang ihres Vereines nicht tatenlos zusehen. Im Internet organisieren sie eine Spendenaktion und wollen am Samstag für ihren Verein in Potsdam demonstrieren.

Am Dienstag hatten sich Babelsberg-Fans vor dem Stadion eine Auseinandersetzung unter anderem mit dem ebenfalls in die Kritik geratenen Geschäftsführer Ralf Hechel geliefert. Dieser konnte das Gelände nur unter Polizeischutz verlassen.Über die Hintergründe der Situation herrscht dagegen allmählich Klarheit - und diese tragen Züge eines Politik-Krimis. So soll nach übereinstimmenden Zeitungsinformationen das Etatloch ursächlich mit dem Rücktritt des Babelsberger Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Paffhausen als Chef der Potsdamer Stadtwerke zusammenhängen.Die ebenfalls von Paffhausen geführte Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) soll demnach alljährlich für die im Babelsberger Etat fehlenden Gelder gebürgt haben. Vor seinem Rücktritt im Zuge einer angeblichen Spitzel-Affäre habe Paffhausen die Bürgschaft anscheinend nicht mehr auf dem Weg bringen können - und so die aktuelle Krise zumindest mit ausgelöst.