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Auf Schmalspurbahnen durch Sachsen

Von Gudrun Janicke 08.10.2004, 07:13

Dresden/dpa. - Für jeden Dampflok-Fan ist Sachsen das Gelobte Land. Dort dampft es noch aus den Schornsteinen von Lokomotiven, deren Schnaufen wie Musik in den Ohren klingt. Nirgendwo in Europa sind heute mehr Dampfzüge unterwegs als im Freistaat.

Nicht nur sonn- und feiertags oder für Museumsfahrten sind die Bimmelbahnen auf Achse. Tagein, tagaus versehen die mit liebevollen Namen wie «Wilder Robert» oder «Lößnitzdackel» bedachten Fahrzeuge ihren Dienst. Sie sind auf 120 Kilometern unterwegs und befördern rund 1,1 Millionen Fahrgäste pro Jahr.

Sachsen hat eine reiche Eisenbahntradition. Zwar wurde die erste Strecke in Deutschland 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Dafür gebührt dem Freistaat die Ehre, 1839 die erste Ferneisenbahn zwischen Leipzig und Dresden in Betrieb genommen zu haben. Die Strecke war damals rekordverdächtige 119 Kilometer lang. In Bayern musste per Schiene nur ein Katzensprung von gerade einmal sechs Kilometern bewältigt werden.

Zwischen Leipzig und Dresden fuhr auch die erste in Deutschland gebaute Dampflok. Die von Professor Andreas Schubert von der Technischen Universität Dresden entwickelte «Saxonia» war 1838 in Übigau gefertigt worden. 1856 wurde der Koloss verschrottet. Zur 150- Jahr-Feier der ersten deutschen Fernstecke 1989 wurde sie rekonstruiert. Heute rückt die «Saxonia» aus dem Depot am Leipziger Hauptbahnhof zu Nostalgiefahrten aus.

Dampfeisenbahnen als Zeugnisse lebendiger Industriekultur sind täglich zu bestaunen und fahren pünktlich nach Fahrplan. Seit 1881 sind in Sachsen Schmalspurbahnen auf einer Spurbreite von 750 Millimetern unterwegs - normal sind 1435. Mit dem Pfund, ein besonderes Eisenbahnerlebnis zu bieten, wuchert die Tourismus und Marketing Gesellschaft Sachsen. «Links und rechts der Strecke sind viele Sehenswürdigkeiten zu entdecken», werden Besucher eingeladen, Technikgeschichte praktisch zu erleben. Betreiber und Tourismus sowie die Marketing Gesellschaft haben dazu ein Netzwerk gegründet.

Da werden Kessel mit Steinkohle geheizt, bis der Dampf aus dem Schornstein steigt. Sechs Stunden vor Fahrtbeginn müssen die Heizer ihre Arbeit beginnen, damit der richtige Druck auf die Kessel kommt. Unter Dampf steht beispielsweise täglich die Fichtelbergbahn. Fünf Loks aus dem Jahren 1950 zuckeln die knapp 18 Kilometer lange Strecke von Cranzahl zum Kurort Oberwiesenthal hinauf, der höchstgelegenen Stadt Deutschlands. Die Züge sind etwa eine Stunde unterwegs, sagt Eisenbahnbetriebsleiter Stefan Schwarz.

Auch die Döllnitzbahn im Norden Sachsen lässt das Herz nicht nur von Eisenbahnfans höher schlagen. Zwar startet der «Wilde Robert» nur an bestimmten Wochenenden, dafür macht die mit Dieselloks aus den 50er Jahren bespannte Bahn im einst größten europäischen Schmalspurbahnhof in Mügeln Station. Dort sind Rangieranlagen und der größte Schmalspurbahnlokschuppen zu sehen. Nach Angaben der Döllnitzbahn wurde zu den Glanzzeiten 100 Kilometer Strecke befahren.

Bereits seit mehr als 120 Jahren ist die Lößnitzgrundbahn im malerischen Elbtal von Radebeul über Moritzburg bis nach Radeberg unterwegs. Der «Lößnitzdackel» überquert während seiner einstündigen Tour 17 Brücken und hält elf Mal. Die Zittauer Schmalspurbahn ist die östlichste Deutschlands. Die 16 Kilometer bis nach Oybin/Jonsdorf werden in einer knappen dreiviertel Stunde zurückgelegt. Die Bahn gibt es seit 1890.

Die vierte im Bunde, die Weißeritzbahn, rollt derzeit nicht. Ihre Strecke war beim Augusthochwasser 2002 stark zerstört worden. Ab 2005 soll die älteste Schmalspurbahn des Freistaates aber wieder fahren. Die Abschottung durch die Mauer und die Mangelwirtschaft ließen in der DDR die Schmalspurbahnen überstehen. Während im Westen vieles ausgemustert und modernisiert wurde, taten die Dampfloks gute Dienste. Heute haben Verkehrsgesellschaften den Betrieb übernommen. Daneben betreiben Vereine Museums- oder Feldbahnen.

www.sachsen-tour.de