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Arte Arte: Chronik eines angekündigten Todes

04.12.2001, 18:34
Zur arte-Sendung am 09. Dezember 2001 um 20.45 Uhr. Der Weltpreis. 100 Jahre Literaturnobelpreis. Chronik eines angekündigten Todes. Ornella Muti spielt die junge Frau, die nach der Hochzeitsnacht von ihrem Mann ins Elternhaus zurückgeschickt wird.
Zur arte-Sendung am 09. Dezember 2001 um 20.45 Uhr. Der Weltpreis. 100 Jahre Literaturnobelpreis. Chronik eines angekündigten Todes. Ornella Muti spielt die junge Frau, die nach der Hochzeitsnacht von ihrem Mann ins Elternhaus zurückgeschickt wird. ZDF

Straßburg. - Der enttäuschte Ehemann zieht sich in sein leeres Haus zurück und Angela Vicario, ehe sie in ein Leben von Scham und Schande abgeschoben wird, das erst viele Jahre später eine überraschende Wendung nehmen wird, offenbart den Namen des angeblichen Täters: Santiago Nasar (Anthony Delon). Die Tat muss sofort gesühnt werden. Mit ihren Fleischermessern brechen die Zwillingsbrüder Vicario auf, um Santiago Nasar zu töten. Das ganze Dorf erfährt von ihrer bitteren Pflicht, jeder weiß, dass hier das Vorurteil einer Gesellschaft zur sinnlosen Tat wird, doch keiner schreitet ein.

Jahre später versucht der Erzähler dieser atemberaubenden Chronik unter Befragung von Zeugen und Betroffenen, von der Puffmutter über den Pastor bis zu der verschmähten Braut, den Ablauf des Geschehens in jener heißen Tropennacht und am Morgen danach zu rekonstruieren - Stunde um Stunde, Schritt für Schritt. Er erhält von allen bereitwillig, auch schuldbewusst, Auskunft: so kann er die Ereignisse zueinander in Beziehung setzen von der Ankündigung des Todes von Santiago Nasar bis zum grausamen Vollzug. Nur eines wird niemand erfahren - war Santiago Nasar wirklich schuldig?

Francesco Rosi zu seinem Film: "In einem Film kann, mehr noch als in einem Buch, das, was unausgesprochen wird, eine größere Wirkung haben als das Gesagte. Denn unter der Welt, die man klar und deutlich sieht, liegt eine andere voller Zweideutigkeit, Verschwiegenheit und Stille, eine Welt, die die Realität erweitert und Deutungen zulässt, die das übersteigen, was an der Oberfläche sichtbar ist. Ein blutiger Mord wie der, der in ?Chronik eines angekündigten Todes' um der Ehre willen begangen wird, erlaubt uns nicht allein die Erforschung der Themen Liebe und Tod, sondern auch eine Analyse der vielfältigen Möglichkeiten, mit denen jeder von uns im Bezug auf sein eigenes Ethos, seine eigene Kultur und seine Fähigkeit, seine Rolle im Irrgarten des täglichen Lebens verantwortungsvoll zu spielen, konfrontiert wird. Ebenso gibt er einem auch die Gelegenheit, von der Freiheit als dem höchsten Ziel der Menschheit in ihrem Streben nach menschlicher Würde zu erzählen. Ausgehend von einem wohlüberlegten Verbrechen, begangen in Übereinstimmung mit den Sitten und Regeln einer arabischen Kultur, führt diese Geschichte durch das Labyrinth der menschlichen Seele, in dem jedes Element seinen präzisen Wert hat: die Jugend der Helden dieser Tragödie, ihre Unschuld bei denen, die nicht länger mehr jung sind, die Launen des Zufalls, die Natur der Tropen, die Hitze, die Vermischung der Rassen und der Sprachen, die natürliche Freundlichkeit der Menschen und Absurdität der Gewalt, die aus einem vernünftigen Menschen einen Mörder machen kann. Vor allem aber ist dieser Film ein Plädoyer gegen die Gewalt und für die Liebe, auf dass sie immer und unter allen Umständen überleben möge."