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Arbeitsschutz Arbeitsschutz: Rückenschmerzen am Arbeitsplatz vermeiden

Von Vivien Leue 17.03.2008, 14:54
Zwischendurch aufstehen und sich dehnen: Wer im Büro regelmäßig Übungen macht, beugt Rückenschmerzen vor. (Foto: dpa)
Zwischendurch aufstehen und sich dehnen: Wer im Büro regelmäßig Übungen macht, beugt Rückenschmerzen vor. (Foto: dpa) Sven Appel

Frankfurt/Main/Dortmund/dpa. - «Dievernünftige Aufstellung und Ausstattung des PC-Bildschirms und derTastatur sind das A und O für ein gesundes Arbeiten», sagt ArminWindel, Fachbereichsleiter Ergonomie bei der Bundesanstalt fürArbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund. Viele Menschenwissen jedoch gar nicht, worauf sie achten müssen.

«Die Höhe des Monitors ist entscheidend», sagt der PhysiotherapeutMichael Lierke aus Schwalbach am Taunus. «Damit die Nackenmuskulaturentspannt ist, sollten die Augen 30 Grad abwärts gerichtet sein.»Auch ohne Winkelmesser findet jeder die beste Monitorhöhe, erklärtLierke: «Gerade sitzen, Augen schließen, dann die Augen wieder öffnen- wo geht mein Blick hin? Dort sollte die Mitte des Monitors sein.»

Während der Bildschirm am Besten mindestens 50 Zentimeter vom Kopfentfernt steht, darf die Tastatur ruhig ganz nah an den Körper heran.«Je weiter man den Arm ausstrecken muss, desto runder wird derRücken», sagt Physiotherapeut Lierke. Zwischen Ober- und Unterarmsollte beim Tippen ein rechter Winkel entstehen. Gelkissen vor Mausund Tastatur schonen übrigens nicht nur die Handgelenke, sondern auchden oberen Rücken: «Das Nicht-Auflegen der Handflächen führt zu denmeisten Beschwerden im Schulter-Arm-Bereich», sagt Martin Windel.

Nacken- und Schultermuskulatur sind schon für kleine Veränderungenauf dem Schreibtisch dankbar. Um Rücken, Hüfte und Beine zu schonen,muss dagegen oft mehr gemacht werden: Unter der Tischfläche solltendie Beine genug Freiraum haben und bloß nicht durchSchubladenelemente oder Ähnliches eingeengt werden. «DieSitztätigkeit ist ohnehin für den Menschen unnatürlich», sagtPhysiotherapeut Lierke. Mehr als 60 Prozent seiner Patienten klagenüber Rückenschmerzen, die auf die Büroarbeit zurückzuführen sind.

«Der Sitzarbeitsplatz sollte möglichst dynamisch gestaltet sein,das ist meine wichtigste Empfehlung.» Spezielle Bürostühle lassensich nicht nur in der Höhe und an der Lehne verstellen, sondern sindkomplett dynamisch. «Die Sitzfläche passt sich den eigenen Bewegungenan.» Mindestens 600 Euro kostet solch ein Stuhl. Wer sein altesModell dynamischer gestalten will, kann ein sogenanntes Ballkissenauf die Sitzfläche legen. Das runde, flache Gummikissen verhilft demRücken zu einer geraderen Position. Ballkissen kosten 15 bis 20 Euro.

Nicht nur der Bürostuhl, auch der Schreibtisch solltehöhenverstellbar sein. Eine Spannbreite von 68 bis mindestens 76Zentimetern Höhe muss ein guter Schreibtisch schon haben, sagenErgonomie-Experten. Wer einen starren Tisch hat und deshalb denBürostuhl so hoch einstellen muss, dass die Füße nicht mehr den Bodenberühren, kann sich mit einer Fußstütze helfen.

Neben Schultern, Rücken und Beinen gilt es bei der Büroarbeit, dieAugenmuskulatur zu schonen. Müde und überanstrengte Augen führen beivielen Menschen zu Kopfschmerzen. Wer mit dem Rücken zum Fenstersitzt, sollte daher aufpassen, dass direktes Sonnenlicht oderSpiegelungen auf dem Monitor nicht stören. Helfen können hierJalousien oder Gardinen. Zudem muss der Bildschirm selbst«flimmerfrei» sein. «Sie haben ein Anrecht darauf, dass die auf demMonitor dargestellten Zeichen scharf sind, verzerrungsfrei und dasssie sie gut lesen können», sagt Armin Windel von der BAuA.

Alte Röhrenbildschirme lassen bei der Schärfe mit dem Alter nach,einige werden milchig oder gelbstichig. Der Arbeitgeber muss danndafür sorgen, dass sie gegen bessere Geräte - wie beispielsweiseeinen TFT-Monitor - ausgetauscht werden. «Der Arbeitgeber hat fürseine Angestellten eine Fürsorgepflicht», sagt Peter Groll,Fachanwalt für Arbeitsrecht in Frankfurt.

Wenn ein Angestellter beispielsweise auf einem viel zu alten undunflexiblen Bürostuhl ständig Rückenschmerzen bekommt, müsste derArbeitgeber für einen neuen sorgen - so sieht es dasArbeitsschutzgesetz vor. «Theoretisch gibt es das Recht», sagtRechtsanwalt Groll, schränkt aber ein: «Ein Rechtsstreit um einenneuen Bürostuhl verbietet sich eigentlich im Hinblick auf dieweiterhin gute Zusammenarbeit.»

Groll rät Arbeitnehmern zu einem netten Gespräch mit dem Chef.«Das ist im Arbeitsrecht immer das Beste.» Viele Unternehmerinvestieren nach Einschätzung von Experten schon aus Eigeninteressein eine ergonomische Büroausstattung. «Vor allem große Unternehmenkümmern sich in der Regel sehr gut um Ergonomieaspekte», sagt ArminWindel. Neben einer «Fachkraft für Arbeitssicherheit» kann derBetriebs- oder Personalrat Ansprechpartner sein, wenn es umergonomische Aspekte des täglichen Arbeitens geht.