Apples neues iPhone ist in Deutschland kein Schnäppchen
Köln/Hamburg/dpa. - Mehr als vier Monate mussten Technikfans in Deutschland warten, doch am Freitag (9. November) kommt Apples «Kult-Handy» iPhone auch hier in den Handel. Viele Rezensenten loben die Ausstattung - ein Schnäppchen ist das Gerät allerdings nicht.
399 Euro kostet das iPhone hierzulande. Und im Gegensatz zu den USA, wo das Musik- und Videohandy auch ohne Vertrag erhältlich ist, haben Apple und T-Mobile den Kauf des iPhones in Deutschland an den Abschluss eines neuen oder die Änderung eines bestehenden Vertrags gekoppelt.
Die Vorzüge des Geräts haben sich vor dem Deutschland-Start schon herumgesprochen: Mit dem Design setzte das Team um Apple-Chefgestalter Jonathan Ive neue Maßstäbe. Das iPhone wiegt 135 Gramm - etwa so viel wie ein Blackberry 8800 und etwas mehr als ein Samsung Blackjack. Fast die komplette Oberfläche nimmt ein berührungsempfindlicher 3,5-Zoll-Bildschirm aus kratzfestem Glas ein.
«Das iPhone besitzt den größten und höchstauflösenden Bildschirm, den wir je bei einem Smartphone gesehen haben, und verfügt mit Abstand über den größten internen Speicher», urteilte Wall Mossberg vom «Walt Street Journal» zur US-Premiere. «Es ist eines der dünnsten Smartphones und bietet eine beeindruckende Batterielaufzeit.»
Im iPhone stecken drei Geräte: ein Mobiltelefon, ein iPod für die Wiedergabe von Musik und Videos sowie ein mobiler Internet-Computer. Noch nie war es mit einem Mobilfunkgerät so einfach, ins Netz zu kommen, E-Mails abzurufen und im «richtigen» Web zu surfen - und nicht nur in einer abgespeckten Mobilvariante. «Das alles ist eingängig und genial», schreibt Michael Spehr in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. «Keine Fummelei mit irgendwelchen Tastenkombinationen, nichts, was man zuvor lernen müsste.»
Das iPhone funkt in der Fläche mit dem EDGE-Netzwerk von T-Mobile, das sich in ersten Tests als erfreulich schnell erwies. Außerdem kann das Handy über WLAN ins Netz. Den Verzicht auf Mobilfunktechnik der dritten Generation (UMTS) begründete Apple-Chef Steve Jobs mit dem höheren Strombedarf der UMTS-Chips. Um die Batterielaufzeit nicht drastisch zu verkürzen, fehlt in der ersten iPhone-Generation auch ein GPS-Chip, mit dem beispielsweise das N95 von Nokia ausgestattet ist. Dafür klagen N95-Besitzer auch darüber, dass ihr Handy bei voller Nutzung schon nach drei, vier Stunden kein «Saft» mehr habe.
Damit iPhone-Anwender beim Stöbern im Web oder beim Aufrufen von Onlinekarten von Google nicht auf die Uhr schauen müssen, vertreibt T-Mobile das Gerät in den drei angebotenen Tarifstufen M, L und XL mit einer Flatrate für den Datenverkehr. Darin sind die 8000 WLAN-Hotspots der Telekom in Flughäfen, Bahnhöfen, Cafés und anderen öffentlichen Plätzen ohne jede Beschränkung enthalten.
Um eine übermäßige Auslastung des Mobilfunknetzes zu vermeiden, begrenzt T-Mobile das Tempo der EDGE-Funkverbindung allerdings auf ISDN-Niveau, sobald im Monat ein Datenvolumen von - je nach Tarifstufe - 200 Megabyte bis 5 Gigabyte erreicht ist. Insbesondere das Limit von 200 Megabyte für den Tarif «Complete M» stieß in Online-Foren bereits auf heftige Kritik.
Die T-Mobile-Tarife werden aber nicht nur wegen der Datenbremse für «Heavy User» kritisch gesehen. In der preiswertesten Stufe M bekommt der Kunde für 49 Euro neben der Datenflatrate nur 100 Freiminuten und 40 SMS. Jede weitere Minute schlägt mit 39 Cent zu Buche. In der Stufe L für 69 Euro sind 200 Freiminuten und 150 SMS inklusive. Erst beim XL-Tarif für 89 Euro (1000 Freiminuten und 300 SMS) sinkt der Minutenpreis für weitere Telefonate auf 29 Cent. Mobilfunkdiscounter dagegen locken mit Minutenpreisen von 5 Cent.
Fairerweise muss man aber auch sehen, dass Datenflatrates in Deutschland derzeit zwischen 30 und 50 Euro kosten. Außerdem gibt es bislang keine Tarife, in denen die Nutzung der 8000 Telekom-Hotspots bereits inklusive ist wie beim iPhone.
Abgesehen vom Preis und einigen technischen Details kommen die meisten Rezensenten zu einem positiven Urteil. «Unterm Strich liegt das iPhone beim Bedienkomfort weit vor der Mobilfunk-Konkurrenz», urteilt die «Wirtschaftswoche». Die Funktionen seien leicht zu finden, der Touchscreen sei richtungweisend. «Der integrierte iPod mag mit acht Gigabyte etwas wenig Speicher haben, funktioniert aber tadellos.» Als ärgerlich kritisieren die Tester, dass bei einem defekten Akku die Batterie nicht einfach ausgetauscht werden kann, sondern das iPhone an Apple eingeschickt werden muss.