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Antje Buschschulte Antje Buschschulte: Zwischen Wasser und Gehirnströmen

Von Christian Elsaeßer 06.08.2008, 07:48

Magdeburg/MZ. - Es gehört wohl zum Schicksal einer Neurobiologin, den Kern ihrer Arbeit nie einem breiten Publikum schmackhaft machen zu können. Doch wer Antje Buschschulte über ihr Fachgebiet reden hört, vernimmt Begeisterung. Natürlich sei es eine Naturwissenschaft, erläutert sie, "doch es gibt viele Überschneidungen mit philosophischen Fragestellungen". Die Frage nach dem Bewusstsein, Zusammenhänge zwischen Gehirntätigkeit und Gefühlen. "Das sind Dinge, die mich sehr interessieren."

Derartige Gedankengänge sind Beleg genug dafür, dass die Schwimmerin Antje Buschschulte ein wenig anders tickt als viele andere Leistungssportler. Oberflächlichkeit ist nicht ihr Ding. Sie macht sich Gedanken. Über ihre Ausbildung, aber auch über ihren Sport. Und sie sagt Dinge, die ihr nicht gefallen. Seit 1996 gehört sie zu den besten Schwimmerinnen der Nation. Immer wieder ist Buschschulte in dieser Zeit auch mit den Offiziellen ihres Verbandes aneinander geraten ist. So nach der WM 2005 in Montreal, als sie die Verbandsspitze, insbesondere den damaligen Sportdirektor Ralf Beckmann, scharf kritisierte. In einem Brief schrieb sie sogar von Mobbing gegen ihre Person. Es folgte eine Auseinandersetzung, auch mit anderen Aktiven.

Keine Frage: Buschschulte eckt mit ihrer Art durchaus an. Mit den Medien und öffentlicher Darstellung hat sich die 29-Jährige oft schwer getan. Erst recht neben der alles überstrahlenden Franziska van Almsick stand sie deshalb oft im Schatten. Das erinnerte ans Tennis der 90er Jahre: Hier der smarte, beliebte Boris Becker, dort der intellektuelle, für die breite Masse oft sperrige Michael Stich.

Antje Buschschulte hat sich inzwischen arrangiert mit ihrer öffentlichen Rolle. Vor Olympia ließ sie sich in Magdeburg sogar längere Zeit von einem Kamera-Team begleiten. Doch das ändert nichts an ihrer grundsätzlichen Einstellung: Sie neigt nicht zum Dampfplaudern, nur um sich selbst zur Schau zu stellen. Sie ist die akribische Arbeiterin. Gerade im Sport. Seit Jahren führt sie in dicken Notizbüchern exakte Pläne über Trainingsinhalte und -umfänge. Das aktuelle Buch ist immer dabei - doch es wird sich in Zukunft langsamer füllen.

"Ich werde auch nach Olympia noch weiter schwimmen", sagt Antje Buschschulte. "Das einzige ist, dass ich nicht noch einmal vier Jahre bis zu den nächsten Spielen machen will." Es würde auch neben ihrem Studium kaum gehen.

Nach Olympia will sie sich intensiv ihrer Doktorarbeit widmen. "Ich möchte irgendwann gerne in der Forschung arbeiten. Aber da hast du ohne Promotion kaum eine Chance", erläutert sie. Gerne würde Buschschulte in Magdeburg bleiben. "Mein Wunsch wäre es, meine Promotion bei dem Professor zu machen, der auch meine Diplomarbeit betreut hat." Das alles will sie in den kommenden Monaten klären. Und das Thema? "Da bin ich noch völlig offen", sagt sie. Nur solle es sich am liebsten wieder rund ums Gehirn drehen.

Aber Detail-Antworten würden sich da sowieso verbieten.