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American Football American Football: NFL versinkt im Schiri-Chaos

Von Uli Schember 25.09.2012, 14:27

Seattle/Köln (SID) - Dirk Nowitzki kam sich vor wie im falschen Film. „Wow. Was war das jetzt?“, twitterte Deutschlands Basketballstar und verstand vor dem Fernseher die (Football-)Welt nicht mehr. „Was für eine Farce. Ich werde mir erst wieder ein NFL-Spiel anschauen, wenn die richtigen Schiedsrichter zurück sind“, kündigte der NBA-Profi von den Dallas Mavericks nach dem skandalösen Ende des Monday-Night-Games in Seattle an. Der Würzburger war nur einer von vielen prominenten Fans, die ihrem Unmut Luft machten, als der 14:12-Sieg der heimischen Seahawks über die Green Bay Packers feststand. Einerseits über die abenteuerlichen Entscheidungen der Ersatz-Referees. Andererseits wegen der Tatsache, dass die NFL dem unsäglichen Treiben kein Ende bereitet.

Mit einem Touchdown wenige Sekunden vor dem Spielende hatte Seattle das Spiel für sich entschieden. Dumm nur, dass Wide Receiver Golden Tate und Verteidiger M.D. Jennings in der Endzone gleichzeitig die Hand am Ball hatten. Kein Touchdown, keine Punkte also - laut Regelwerk ein klarer Fall, doch die Amateure in Schwarz und Weiß sahen das anders. Trotz Videobeweis. „Sorry, Jungs. Ihr habt es versaut, obwohl ein Zehnjähriger die richtige Entscheidung hätte treffen können“, schrieb Nowitzkis neuer Teamkollege Chris Kaman. Dazu veröffentlichte der Center ein Bild, das zwei Schiedsrichter kurz nach der entscheidenden Szene zeigt. Der eine zeigt Touchdown an, der andere Interception. „Das fasst die bisherige NFL-Saison wirklich gut zusammen ...“, kommentierte Kaman das Foto.

Die ganze Welt macht sich mittlerweile über die bestenfalls zweitklassigen Schiedsrichter lustig, die im Milliardengeschäft NFL seit Wochen ihr Unwesen treiben dürfen. Grund dafür ist ein Streit mit den etatmäßigen Unparteiischen, die von der Liga nach gescheiterten Vertragsverhandlungen ausgesperrt worden sind. 60 Millionen Dollar liegen die Parteien auseinander. Dabei verbucht die NFL jährlich Einnahmen von rund 9,3 Milliarden. Beim Anblick dieser Zahlen ist es kaum zu glauben, dass es weiterhin keine Einigung gibt. Erst am Sonntag waren Gespräche zwischen beiden Seiten ohne Ergebnis beendet worden. Allerdings wird die Verhandlungsbasis für die rund 120 Schiedsrichter von Woche zu Woche besser. Die nächste Gesprächsrunde dürfte nach dem Fauxpas vom Montag bald anstehen.

Der öffentliche Druck nimmt zu. Vor allem auf NFL-Boss Roger Goodell. Die Kritik kommt aus allen Richtungen und auch von großen Namen. „Ich kann nicht glauben, dass das passiert ist. Der Herr Commissioner wird dafür wohl etwas Feuer bekommen“, schrieb der frühere US-Tennisstar Andy Roddick. „Diese Schiedsrichter müssen weg. Ich liebe die NFL wirklich zu sehr, um mir so etwas anschauen zu können“, beschwerte sich NBA-Champion LeBron James. Auch Golfprofi Bubba Watson litt vor dem TV-Bildschirm: „Es ist traurig, sich als Fan die NFL anzuschauen. Der Sport wird getötet.“ Watson hatte für die vielen Enttäuschten aber einen guten Tipp parat: „Schaut euch diese Woche den Ryder Cup an. Wir haben keine Schiedsrichter.“

Tennislegende Jimmy Connors hat persönliche Konsequenzen gezogen: „Ich liebe es. Aber ich werde nie wieder auf NFL-Spiele wetten.“ Connors kostet das unwürdige Geschehen Geld, auch für die Trainer wird es langsam teuer. John Fox, Headcoach der Denver Broncos, und sein Assistent Jack Del Rio erhielten am Montag eine Geldstrafe in Höhe von 55.000 Dollar (43.000 Euro), weil sie die Schiedsrichter angemeckert hatten. Bill Belichik von den New England Patriots packte einen Referee nach dem Spielende sogar am Arm, auch ihm drohen Konsequenzen. Ähnlich impulsiv geht Dirk Nowitzkis Boss Mark Cuban gern zu Werke, wenn ihm Entscheidungen nicht gefallen. Der Milliardär kann sich nur zu gut vorstellen, was in den Verantwortlichen der Packers vorging: „Ich würde wirklich gerne sehen, wie ich reagieren würde, wenn ein Spiel der Mavericks so enden würde.“