Altmark Altmark: Reizvolle Natur im Norden Sachsen-Anhalts

Buch/dpa. - Zwar hat der Mensch die Urgewalt des Stromes hier weitgehendgebändigt, dennoch gilt das Elbetal zwischen Magdeburg und Havelberg weiterhin als eine der wichtigsten Naturlandschaften in Sachsen-Anhalt. Der Fluss ergoss sich früher im Elbetal zeitweise über eine Breitevon bis zu 20 Kilometern - gut für die Artenvielfalt, schlecht für die Bauern. Heute gewährleisten Deiche, dass es auf den Feldern trocken bleibt. Dank zahlreicher Schutzgebiete stellt sich die Landschaft an diesem Abschnitt der Elbe mit seinen Flussauen jedochvergleichsweise ursprünglich dar.
Das Dorf Buch zum Beispiel liegt rund acht Kilometer südlich vonTangermünde inmitten von drei Naturschutzgebieten. DerNaturschutzbund Deutschland (NABU) hat hier eine Schutzstation.Gemeinsam mit dem ebenfalls hier ansässigen Zentrum für Ökologie,Natur- und Umweltschutz werden Landschaftsführungen angeboten.
Am Himmel ist eigentlich nur ein schwarzer Punkt auszumachen. «Dasist ein Rotmilan», erklärt der Biologe Peter Neuhäuser. «Das erkenntman schon an der Flugbewegung.» Der Rotmilan ist hier keineSeltenheit. Vergleichsweise häufig kommen Störche vor, auchFischadler schätzen die Region.
Neuhäuser, Leiter der NABU-Station in Buch, sucht aber nach einemviel selteneren Vogel. Nach einigen weiteren Minuten holpriger Fahrtmit dem Geländewagen ist es soweit: Durch ein Fernglas ist das Nesteines Seeadlerpaares zu sehen. Näher heranzufahren, ist nichtmöglich, ohne die Vögel empfindlich zu stören.
Touristen dürfen hier alleine nicht mit dem Auto unterwegs sein;sie wandern, radeln oder fahren mit der Kutsche, zum Beispiel zumAussichtsturm am Bölsdorfer Haken. Auf der in die Elbe hineinragendenLandzunge lassen sich Bleß-, Grau- und Saatgänse sowie Kranichebeobachten. Auch rund 2500 der so genannten Elbebiber leben inSachsen-Anhalt. Die von ihnen bearbeiteten Hölzer sind leicht zufinden, die Biber selbst nicht.
Nördlich von Magdeburg liegt die Colbitz-Letzlinger Heide, einvorwiegend mit Kiefern besetztes Waldgebiet, das bis zur Wende dersowjetischen Roten Armee als Truppenübungsplatz diente. Heutetrainieren hier in einem Teil Soldaten der Nato. Auch sonst hat sicheiniges geändert. Zum Beispiel ist Europas größter zusammenhängenderLindenwald bei Colbitz auf der Ostseite der Letzlinger Heide wiederfür Zivilisten betretbar.
Die ältesten der hier stehenden Linden haben einen Stammumfang von60 Zentimetern, sind rund 30 Meter hoch und bis 200 Jahre alt. Nebender Linde stehen hier vor allem Traubeneichen, Hainbuchen und Birken.«Die ältesten Eichen bringen es auf 350 bis 400 Jahre», erklärtForstoberinspektor Uwe Terschenko. Besucher können den Wald auf einemRundweg begehen, der auf Schautafeln und HinweisschildernInformationen zur Flora und Fauna bietet. Gruppen können sich gegeneinen Obolus auch von den Forstbeamten durch den Wald führen lassen.
So erfährt man beispielsweise, dass die Spur vor einem auf demWaldweg von einem Reh stammt: «Ist wohl gerade hier vorbei gekommen»,sagt Forstinspektor Holger Peine. Die den Weg kreuzendeBlindschleiche oder einen Hirschkäfer erkennt auch der Laie.
Nördlich der Letzlinger Heide bei Kalbe in der Altmark lassen sichTierwelt und Vegetation auf kleiner Fläche konzentriert beobachten:Über eine Strecke von 3,8 Kilometer führt der Vienauer Naturlehrpfaddurch das Naturschutzgebiet Kalbescher Werder. Neben Buntspecht undWespenbussard finden sich auch hier Rotmilan und Kranich. Hinzukommen Insekten wie der Stierkäfer oder Amphibien wie der Moorfrosch.
Informationen: Naturschutzbund Deutschland (NABU), KreisverbandStendal, Querstraße 22, 39517 Buch (Tel.: 039362/816 73, Fax:039362/816 74); Fremdenverkehrsverein Colbitz-Letzlinger-Heide,Kirchplatz 3b, 39362 Colbitz (Tel.: 039207/806 91, Fax: 039207/80533); Tourist-Information Kalbe, Schulstraße 1, 39624 Kalbe/Milde(Tel. 039080/971 22, Fax: 039080/971 51).