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Altes Schloss Morungen Altes Schloss Morungen: Brandruine verschandelt Gemeinde

Von Antje Seilkopf 17.05.2001, 17:22

Morungen/MZ. - Drei Jahre ist es her, dass Morungens Altes Schloss ein Raub der Flammen wurde. Ein 62-jähriger Mann starb an den Folgen des Brandes, der am 16. Mai durch einen defekten Ölofen ausgebrochen war. Feuerwehrleute konnten das Gebäude nicht retten. Und das sieht nach drei Jahren beinahe immer noch so aus wie kurz nach dem großen Feuer. Die 217 Einwohner des kleinen Ortes Morungen müssen jedem fragenden Gast erklären, was geschah und warum die Brandruine bis heute steht. "Uns ärgert die Ruine sehr, da sie das gesamte Ortsbild stört", so der stellvertretende Bürgermeister Roland Fiedler. Die Gemeinde habe das zuständige Verwaltungsamt in Wettelrode um Hilfe gebeten, mehrfach beim Kreis nachgefragt - und sei keinen Schritt weitergekommen. "Uns als Kommune sind die Hände gebunden", so Fiedler.

Peter Klaus Glaser, der das neue Schloss samt Nebengebäuden im Juni 1995 für 185 000 Mark vom Kreis kaufte, ist auch für die MZ nicht zu erreichen. Sein Grundstück ist abgesperrt wie eine Festung. Es gibt weder Klingel noch eine Telefonnummer, hohe Drahtzäune schützen das Schloss und den Grund und Boden drumherum. Flächen und auch das etwas abseits stehende Alte Schloss hatte der wortgewandte Geschäftsmann nach 1995 noch hinzugekauft. Glaser schützt sich nicht nur vor Blicken und ungebetenen Gästen, er kommuniziert mit gar keinem Morunger mehr. Ganze Ordner füllt der Schriftverkehr der letzten Jahre, den er bzw. sein Rechtsanwalt mit dem Gemeinderat führt. Er beschwerte sich über den Lärm fußballspielender und "brüllender" Kinder im Ort und behauptete, in Morungen sei es lauter als an einer "vierspurigen Autobahn". Bewohner soll er dann auch noch als "dumme Dorftölpel" degradiert haben - was die bis heute nicht vergessen haben.

Der stellvertretende Bürgermeister Fiedler war einer der wenigen, mit dem der aus einem kleinen Ort bei München kommende Glaser redete. Fiedler: "Ich bin um der Sache willen immer wieder auf ihn zugegangen, aber er spricht seit einem Jahr auch nicht mehr mit mir." Im Ort sehe man Glaser immer nur im großen Auto zu seinem Besitz hin- und wieder wegfahren. "Wir wissen nicht, was er will und wie er sein Geld verdient." Dabei hatte sich alles so gut angelassen. Ganze viereinhalb Jahre hatte es allein gedauert, bis der Landkreis als Eigentümer des Gebäudes einen Käufer fand. Dem Verkauf hatte der Kreistag bereits im Februar 1991 zugestimmt - im Juni 1995 ging das Schloss dann für 185 000 Mark an den Bayern mit dem überzeugenden Konzept. Und zwar so überzeugend, dass im Kreistag andere Planungen für eine Gesundheitseinrichtung oder ein Kurzentrum gar nicht erst näher hinterfragt wurden.

Dass sich inzwischen nicht viel getan hat am Schloss, kann jeder sehen. Von einem geplanten Schulungszentrum samt Gaststätte ist weit und breit nichts zu erkennen. Und dem ebenfalls von Glaser geplanten Golfplatz schob die Obere Naturschutzbehörde Halle einen Riegel vor - im Interesse des Naturschutzgebietes.