1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Alternative Filmformate: Alternative Filmformate: Es muss nicht immer Kleinbild sein

Alternative Filmformate Alternative Filmformate: Es muss nicht immer Kleinbild sein

Von Tobias Wiethoff 07.05.2003, 10:30
Zwei Augen sehen besser - die Rolleiflex 2,8 Xist eine so genannte Sucherkamera. (Foto: Rollei/dpa/gms)
Zwei Augen sehen besser - die Rolleiflex 2,8 Xist eine so genannte Sucherkamera. (Foto: Rollei/dpa/gms) Rollei

Braunschweig/dpa. - Die Artenvielfalt unter Fotokameras scheint nicht besonders ausgeprägt. Im wesentlichen lassen sich zwei Typen ausmachen: einerseits Spiegelreflexkameras, andererseits analoge oder digitale Schnappschusskameras. Klassische Messsucherkameras wie die Leica M gehören schon zu den Raritäten. Wer seine Motive gar von oben durch den Lichtschachtsucher einer Mittelformatkamera anvisiert, darf mit ungeteilter Aufmerksamkeit rechnen.

Zwar leiden gerade die Hersteller von Mittelformatkameras darunter, dass Profis derzeit auf die teure Digitaltechnik umrüsten. «Aber das Interesse ist da, sonst würden die großen Anbieter wie Hasselblad, Rollei oder Mamiya nicht ständig Neuheiten entwickeln», sagt Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband in Frankfurt. So gibt es Kameras der Filmformate 4,5 mal 6 und 6 mal 6 cm inzwischen auch mit automatischer Scharfstellung und digitalen Rückteilen.

Das wichtigste Argument für das Mittel- oder Großformat ist nach wie vor die Bildqualität. Schon der vor rund 90 Jahren für die erste Leica entwickelte Kleinbildfilm im Format 24 mal 36 mm ist der Digitaltechnik in der Auflösung überlegen. Das Mittelformat schlägt jedoch auch die Kleinbildfilme. Zwar hat deren Qualität in den vergangenen Jahren zugenommen. «Aber der Vorsprung des Mittelformats blieb voll erhalten», sagt Dietmar Kanzer von Rollei in Braunschweig.

Mittelformatkameras arbeiten mit Rollfilm, den es in zwei Längen gibt: Auf Rollfilm 120 passen 16 Bilder im Format 4,5 mal 6 oder 12 Bilder im Format 6 mal 6 cm. Rollfilm 220 fasst die doppelte Anzahl. Während eine Bildkante beim Mittelformat immer sechs Zentimeter misst, divergiert die andere je nach Kamerasystem. So hat Fuji etwa ein 6 mal 8- und sogar ein 6 mal 17-Modell im Programm. Das von den Marken Pentax, Mamiya und Bronica angebotene Format 6 mal 7 cm wird auch als «Idealformat» bezeichnet. Allerdings sind solche Kameras schwer und teuer.

Amateure entscheiden sich in der Regel zwischen den Formaten 4,5 mal 6 und 6 mal 6 cm. Dabei gilt es, eine alte fotografische Glaubensfrage zu beantworten: Quadrat oder Rechteck. «Das hat philosophische Dimensionen», weiß Dietmar Kanzer von Rollei. Freunde des Quadrats argumentieren, dass sich der Fotograf bei der Aufnahme noch nicht zwischen Hoch- und Querformat entscheiden muss. Schicker wirkt 6 mal 6 sowieso. Die Gegenseite führt vor allem die geringere Kameragröße und die bessere Filmausnutzung ins Feld. «Es gibt auch nur ganz wenige, die das quadratische Format in der Bildgestaltung gescheit umsetzen können», meint Peter Dölle von Mamiya in München.

Der Trend scheint dieser Einschätzung Recht zu geben. So bietet 6 mal 6-Pionier Rollei inzwischen für seine Kameras auch Wechselmagazine im Format 4,5 mal 6 cm an. Die schwedische Firma Hasselblad, traditionell ebenfalls dem Quadrat verpflichtet, hat um das kleinere rechteckige Format sogar ein komplett neues System mit Autofocus-Technik geschart. «Die Anforderungen sind nun einmal meist rechteckig», sagt Harald Petersen von Hasselblad in Ahrensburg.

Mag das Mittelformat auf viele exotisch wirken, so gibt es doch noch eine Steigerung: das Großformat. Es beginnt bei Filmzuschnitten von 9 mal 12 cm, die meist als Planfilm in Einzelblättern konfektioniert werden, und kommt fast nur im Fotostudio zum Einsatz.

Man kann die Kleinbild-Welt aber auch in umgekehrter Richtung verlassen. Zur lebenden Legende hat sich etwa die 1938 in Serie gegangene Minox mit ihrem Filmformat 8 mal 11 mm entwickelt. Die aktuellen Nachfahren der Kamera beweisen aber auch, dass Größe und Preis einer Kamera nicht in proportionalem Verhältnis zueinander stehen. So kostet die Minox derzeit rund 1100 Euro und damit fast so viel wie die günstigsten Mittelformatkameras.