Affäre um Wilfried Mohren Affäre um Wilfried Mohren: Vorsitzender Grüschow wendet sich an Verbände
Hamburg/dpa. - Die «FrankfurterAllgemeine Zeitung» hatte am selben Tag ihren Bericht über dieAktivitäten von Grüschow mit der Aussage überschrieben: «ErkaufteÖffentlichkeit. Sporthilfe in der Krise.»
Hintergrund des Schreibens von Grüschow bildet die Tatsache, dassdie Stiftung seit 2003 insgesamt 45 000 Euro an Mohren gezahlt hat.Dieses Honorar und andere Zahlungen stehen im Zusammenhang mit derfristlosen Kündigung des Sportchefs des Mitteldeutschen Rundfunks(MDR), die dessen Intendant Udo Reiter am Donnerstag ausgesprochenhatte. Mohren steht unter dem Verdacht der Annahme vonSchmiergeldern.
Grüschow schreibt, er habe sich «um gute Kontakte zu den Medienbemüht und auch professionellen Rat gesucht». Die «Kooperation» mitMohren sei aus den Bemühungen entstanden, die «allein dem Nutzen undden uneigennützigen Zielen der Sporthilfe und der von ihr gefördertenAthleten galten». Der Sporthilfe-Vorsitzende erklärte es als«unstrittig», dem MDR-Intendanten die Tätigkeit von Mohren angezeigtzu haben. Dabei sei auch klar gewesen, dass es sich nicht um einehrenamtliches Engagement gehandelt habe. Vom MDR wird der BriefGrüschows bestätigt. Allerdings bestreitet der Sender entschieden,dass aus dem Schreiben eine bezahlte Tätigkeit herauszulesen sei.
Von 1997 bis in dieses Jahr hinein war Mohren zudem Honorar-Empfänger der Techem AG, dessen Vorstand (bis 1999) und Aufsichtsrat(bis 2003) Grüschow anführte. Aus diesem Kontakt hat Mohren nachübereinstimmenden Presseberichten etwa 100 000 Euro erhalten. In demGrüschow-Schreiben an die Spitzenverbände heißt es: «Die von HerrnMohren geleistete Arbeit für die Sporthilfe ist korrekt undtransparent honoriert worden. Ein Zusammenhang mit Aktivitäten vonHerrn Mohren für die Techem AG bestand nicht.»
Grüschow erklärte, er werde aus der Situation «selbstverständlichKonsequenzen ziehen und zusammen mit meinen Vorstandskollegenfestlegen, in welcher Form und unter welchen Bedingungen die StiftungDeutsche Sporthilfe künftig Vertreter der Medien in ihre Arbeiteinbinden wird».
Unterdessen hat sich der Deutsche Tanzsportverband von seinemehemaligen Präsidenten Harald Frahm (Kelkheim) distanziert. Frahm,seit 1998 Chef des Verbandes, sei als Konsequenz aus dem gegen ihneingeleiteten Ermittlungsverfahren am 15. Juli von seinem Amtzurückgetreten, erklärte Verbands-Pressesprecher Falko Ritter amSonntag. «Der Deutsche Tanzsportverband wird dasErmittlungsverfahren, soweit ihm dies von den Behörden überhauptermöglicht wird, wegen dieses Rücktritts nicht generell beobachten,sondern nur, soweit der Deutsche Tanzsportverband betroffen ist odersein kann», heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Frahm, Inhaber der Marketing-Agentur SMP, sitzt im Zusammenhangmit den Ermittlungen gegen den inzwischen aus der Haft entlassenenfrüheren Sportchef des Hessischen Rundfunks (hr), Jürgen Emig, nochin Untersuchungshaft. An SMP soll die Marketing-Firma von EmigsEhefrau als stille Teilhaberin beteiligt gewesen sein. Deren Firmahat nach Vermutung der Ermittler die Hälfte der SMP-Erlöse kassiert.Der unter Korruptionsverdacht stehende Emig soll für die Übertragungvon Sport-Ereignissen Geld genommen haben.