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59. Pokalfinale 59. Pokalfinale: «Berliner Wembley» kocht

Von Jens Mende und Ulli Brünger 10.05.2002, 15:01
Bayer Leverkusens Trainer Klaus Toppmöller (l)
Bayer Leverkusens Trainer Klaus Toppmöller (l) dpa

Berlin/dpa. - Denn falls die Leverkusener am Ende mit leeren Händen dastehen, gehen sie als «schönste Verlierer aller Zeiten» in die Fußball-Geschichte ein.

Einen Tag vor dem Pokal-Endspiel musste Bayer 04 zudem einräumen, dass Thomas Brdaric in der Fußball-Bundesliga und in der ChampionsLeague in den vergangenen drei Wochen nicht spielen durfte, da der Stürmer sonst zum Doping-Fall geworden wäre. Brdaric sei nach einem Asthma-Anfall in einem Krankenhaus Kortison gespritzt worden, was laut Doping-Bestimmungen nicht zulässig ist. Das Mittel könne nur als Spray zur Behandlung eingesetzt werden, erklärte Bayer-Manager ReinerCalmund am Freitag. «Es war ein Notfall, es ging um Leben und Tod», schilderte Bayer-Trainer Klaus Toppmöller den Fall.

«Thomas Brdaric hat sich absolut korrekt verhalten. Er hat den Arzt extra noch einmal auf die Problematik aufmerksam gemacht», sagte der Manager. Es hätte sich auch um keinen Mediziner des Vereins gehandelt. Die verbotene Substanz sei drei bis vier Wochen nachweisbar, Bayer hat den Stürmer schon mehrere Male testen lassen.Ein weiterer Test am Freitag sollte Klarheit darüber bringen, ob Brdaric gegen Schalke 04 eingesetzt werden kann.

«Es bringt nichts, nur gut zu spielen. Natürlich willst du was in der Hand halten», richtete Carsten Ramelow den Blick auf den Sport. Der Nationalspieler hatte schon den bisher einzigen Pokalsieg der Leverkusener 1993 miterlebt - allerdings auf der Seite der unterlegenen Hertha-Amateure. Ulf Kirsten, der damals das «goldene Tor» für Bayer erzielte, will mit einem Titel seine Laufbahnabschließen, «nachdem wir in der Meisterschaft zu blöd dazu waren». Doch Leverkusen muss im Berliner Olympiastadion auch gegen eine blau-weiße Front ankämpfen.

Schalke kann in der Hauptstadt - das DFB-Pokalfinale findet zum18. Mal in Folge in Berlin statt - vor den Augen von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Johannes Rau auf einen klaren Heimspiel-Bonus setzen, nachdem sogar im Vorjahr beim 2:0-Sieg gegen den 1. FC Union die Mehrheit der 70 000 Zuschauer mit den «Knappen» gebangt hatte. Zwar hat jeder Endspiel-Verein neben 1,53 MillionenEuro auch 18 000 Tickets bekommen, doch schon am Freitag war die Stadt voll mit blau-weißen Fans.

«Dortmund ist Meister, wir haben den Pokal, und Leverkusen holtdie Champions League - das wäre doch gut verteilt», schanzte sich Schalke-Coach Huub Stevens bereits die Pokal-Titelverteidigung zu. Zuletzt war dieses Kunststück Fortuna Düsseldorf vor 22 Jahren gelungen. Mit Mitleid wie nach der verpassten Meisterschaft kann Bayer 04 diesmal ohnehin nicht rechnen. «Der beste Fußball wird nicht immer belohnt. So ist das», sagte Stevens, der in der kommenden Saison in Berlin als Chefcoach von Hertha arbeiten wird.

In seinem letzten Spiel für Schalke kann Stevens Bestbesetzungaufbieten, nur Olaf Thon und Sven Kmetsch werden zuschauen. Die zuletzt nochangeschlagenen Sand, Oude Kamphuis und Agali sind fit. Großen Wirbelgab es wieder um die Verletzung von Emile Mpenza, um den auch einÄrzte-Streit entbrannt ist. Doch der Belgier versicherte am Freitagnochmals: «Ich will und kann im Finale spielen.» Allerdings soll dieWM-Teilnahme von Mpenza keinesfalls gesichert sein. Trotzig zeigtesich Jörg Böhme, im Vorjahr beim 2:0 über Union mit zwei Toren «Manndes Finals», jetzt von Rudi Völler für die WM gestrichen: «Nach derverpassten Meisterschaft sagen die sich: Jetzt erst recht. Aber wirhaben nichts zu verlieren.»

Für die Schalker ist es bereits die zehnte Final-Teilnahme, dreiSiege (1937, 1972 und 2001) stehen zu Buche. Allerdings pflegteneinige Gelsenkirchener vor der Partie gegen Leverkusen (zweitesFinale) ihre Außenseiterrolle. «Leverkusen ist Favorit, weil dieMannschaft sehr spielstark ist. Im Moment spricht nicht viel für uns.Ich sehe die Sache deshalb nicht so euphorisch», erklärte AndreasMöller. Anders sieht es WM-Fahrer Gerald Asamoah: «Die können kommen,die hauen wir weg.»