1959 schon «Geisterspiele» im deutschen Fußball
Düsseldorf/dpa. - Die Wiederholungspartie der 2. Liga zwischen Alemannia Aachen und dem 1. FC Nürnberg ohne Zuschauer ist für den Profibereich eine Premiere. Doch «Geisterspiele» im deutschen Fußball gab es schon früher, so beispielsweise 1959 in der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rom (1960) zwischen den Amateur- Auswahlteams der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Die Begegnungen in Ost-Berlin und Düsseldorf fanden auf Antrag des DDR- Verbandes unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, ähnlich wie jetzt in Aachen wurden außer den üblichen Beteiligten lediglich Medienvertreter zugelassen.
Spielannullierungen nach Wurfaktionen von Fans gab es im deutschen Profifußball nur wenige. Am 19. November 1988 wurde der Gladbacher Christian Hochstätter bei der Partie in Karlsruhe von einem Feuerzeug am Kopf getroffen und musste ausgewechselt werden. Das 3:1 des KSC wurde aufgehoben, die Wiederholung endete 2:2 (23. Februar 1989). Das 1:0 der Aachener am 24. November 2003 gegen Nürnberg wurde annulliert, weil Nürnbergs Coach Wolfgang Wolf aus dem Aachener Fanblock heraus von einem Wurfgeschoss getroffen wurde und seinem Job nicht mehr nachgehen konnte.
In ähnliche Kategorien passt der Golfballwurf an den Kopf von Nationalkeeper Oliver Kahn von Bayern München am 12. April 2000 im Freiburger Dreisamstadion. Der SC Freiburg musste 75 000 Mark Strafe zahlen. Kahn war auch an der «Kastanien-Affäre» am 11. September 1993 in Mönchengladbach beteiligt: Beim Zweitrundenspiel des Karlsruher SC im DFB-Pokal wurde der damalige KSC-Schlussmann von einer Kastanie getroffen. Konsequenz: Wiederholungsspiel in Düsseldorf (1:0 für Borussia) und 10 000 Mark Geldstrafe für Gladbach.
Eine Platzsperre für ein Erstligaspiel wurde gegen Hansa Rostock verhängt, weil der Verein beim 2:0 gegen den FC St. Pauli im September 1995 die Aufsichtspflicht vernachlässigt hatte. Nach Rauchbombenwürfen waren zwei St. Pauli-Spieler wegen Beeinträchtigung ihrer Sehkraft aus der Partie genommen worden. Der Ursachen-Nachweis konnte durch die Hamburger nicht erbracht werden; es gab «nur» die Platzsperre gegen Hansa und eine Geldstrafe von 7000 Mark.
Die wohl bekannteste Wurfaktion in einem deutschen Fußballstadion gab es am 20. Oktober 1971 auf dem Bökelberg in Mönchengladbach, als Roberto Boninsegna von Inter Mailand von einer Getränkedose getroffen wurde. Das phänomenale 7:1 der «Fohlen» im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister wurde annulliert. Das Rückspiel verlor Borussia 2:4, das Wiederholungsspiel in Berlin endete 0:0, Gladbach war ausgeschieden.