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100 Jahre Rothenbaum 100 Jahre Rothenbaum: Hamburger Tennis-Klassiker feiert Jubiläum

Von Wolfgang Müller und Andreas Bellinger 11.05.2006, 15:22
Ernst Buchholz (r) und Gottfried von Cramm (M) stehen sich 1949 im Finale bei den Internationalen Deutschen Tennis Meisterschaften in Hamburg gegenüber (undatiertes Archivfoto). Von Cramm setzte sich glatt in drei Sätzen mit 7:5, 6:1, 6:0 gegen Buchholz durch und gewann damit seinen sechsten und letzten Titel am Rothenbaum. (Foto: dpa)
Ernst Buchholz (r) und Gottfried von Cramm (M) stehen sich 1949 im Finale bei den Internationalen Deutschen Tennis Meisterschaften in Hamburg gegenüber (undatiertes Archivfoto). Von Cramm setzte sich glatt in drei Sätzen mit 7:5, 6:1, 6:0 gegen Buchholz durch und gewann damit seinen sechsten und letzten Titel am Rothenbaum. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Das Turnier, das wegen der beiden Weltkriege 14 Mal ausfiel, blickt auf eine ebenso wechselvolle wie faszinierende Geschichte zurück. Als Zeitzeugen werden bei der Jubiläums-Veranstaltung frühere Rothenbaum-Gewinner wie Melvin Rose (1957, Australien), Wilhelm Bungert (1964, Deutschland) oder der dreimalige Champion Andrej Medwedew (1994, 1995, 1997, Ukraine) als Gäste erwartet.

Dass sich 13 Jahre nach Stichs Triumph 2006 wieder ein deutscher Profi in die Siegerliste eintragen kann, darf vor Beginn der Qualifikation allerdings bezweifelt werden. Ausgerechnet vor dem prestigeträchtigen Auftritt vor heimischem Publikum zeigt die Formkurve von Nicolas Kiefer und Thomas Haas nach unten. Dabei würde gerade der gebürtige Hamburger Haas zu gerne für den 32. Rothenbaum-Sieg eines deutschen Spielers sorgen.

«Mein Sieg am Rothenbaum ist für mich einer der wichtigsten Momente meiner Karriere gewesen», sagt Stich heute mit Blick auf seinen Finalsieg 1993. Bei der Siegerehrung brach der Elmshorner in Freudentränen aus. «Als Kind hatte ich mir so sehr gewünscht, hier eines Tages zu gewinnen. Deshalb war Hamburg der schönste Sieg meiner Laufbahn. Und als es dann geschafft war, kamen die Emotionen hoch. Emotional ist der Rothenbaum für mich mit Wimbledon vergleichbar», sagt der mittlerweile 37 Jahre alte frühere Daviscup-Kapitän.

Stich steht damit in einer Reihe mit Spielern wie Otto Froitzheim, der - von den Hamburgern «Otto der Große» getauft - zwischen 1907 und 1925 sieben Mal die Einzelkonkurrenz für sich entscheiden konnte, oder dem legendären Gottfried von Cramm. Der «Tennis-Baron» gewann sechs Mal das Sandplatz-Turnier in der Hansestadt, zuletzt 1949. Bei der Premiere, die wegen einer Cholera-Epidemie vier Wochen dauerte, siegte 1892 der Hamburger Walter Bonne.

Auch Steffi Graf feierte sechs Turniersiege in Hamburg. Doch 2002, als die Belgierin Kim Clijsters gewann, kam das Aus für Damen-Tennis am Rothenbaum. Auch eins der dunkelsten Kapitel der Turniergeschichte ereignete sich während des Damen-Turniers. 1993 rammte ein Steffi- Graf-Fan während des Viertelfinales der damals 19 Jahre alten Monica Seles ein Messer in den Rücken. Zwei Jahre spielte Seles nicht auf der Tour und wurde nie wieder so gut wie vor dem Attentat.

Boris Becker dagegen konnte auf dem Hamburger Center Court, der 1997 ein architektonisch spektakuläres Dach erhielt, nie gewinnen. Dafür unterstützte er in der Zeit der größten Krise, als das Turnier 2001 Millionenverluste machte, den Deutschen Tennis-Bund (DTB) finanziell und wurde 2003 Chairman der seit 1999 zur Masters-Serie zählenden Veranstaltung. 2004 stand das Turnier wegen finanzieller Schwierigkeiten sogar auf der Kippe, doch mit dem Einstieg des Tennisverbandes aus Katar im vergangenen Jahr scheint es wieder aufwärts zu gehen. «Wir wollen den Veranstaltern helfen, die ATP braucht ein großes Turnier in Deutschland», sagt der Chef der ATP- Tour, Etienne de Villiers.

Gottfried von Cramm 1951 auf dem Center Court am Rothenbaum in Hamburg. (Foto: dpa)
Gottfried von Cramm 1951 auf dem Center Court am Rothenbaum in Hamburg. (Foto: dpa)
dpa