1. FC Köln 1. FC Köln: Der freie Fall eines Traditionsclubs

Köln/dpa. - Die Interimslösungen am Geißbockheim werden damit nahtlosfortgesetzt. Auch mehr als zwei Wochen nach dem Aus für ChefcoachEwald Lienen kann der Noch-Bundesligist keinen Nachfolgerpräsentieren. «Christoph John wird am Mittwoch um 10 Uhr das Trainingleiten», wich Caspers nach einer neuerlichen Krisensitzung einemklaren Zukunftswort aus, obwohl auch der U-23-Trainer John einschnelles Ende des «Schwebezustandes» fordert. Nach zahlreichenAbsagen scheint Friedhelm Funkel der letzte Kandidat auf der Liste zusein.
Der FC-Verwaltungsrat stärkt Caspers trotz der bedenklichenFührungsschwäche den Rücken. «Es wäre unangemessen, ihm etwas in dieSchuhe zu schieben. Er hatte einfach die falschen Leute auf demPlatz», sagte Franz Josef Geimer, Vorsitzender des Kontrollgremiums.Der Ausschuss will sich am Mittwochabend mit der aktuellen Lage beimdreimaligen deutschen Meister beschäftigen. Der 68-jährige Caspershatte nach dem 0:4 am Sonntag in Hamburg von Rücktritt gesprochen,dies aber einen Tag später revidieren lassen und am Dienstaguntermauert, dass er der Kapitän des schlingernden Schiffs bleibenwolle.
Geimer siedelte Fehlentscheidungen «allein im sportlichen Bereich»an. Da seien mit der Beurlaubung von Lienen und der Trennung vonLinßen bereits Konsequenzen gezogen worden, weitere würden folgen. ImDetail ging der Verwaltungsratsvorsitzende nicht hierauf ein. Ersagte aber, es werde am Mittwoch sicherlich ein Thema sein, mit demfrüheren Kölner Nationalspieler Wolfgang Overath Kontakt aufzunehmen.Der 58-Jährige, der von 1963 bis 1977 409 Erstliga-Partien für Kölnbestritt, ist als sportlicher Entscheidungsträger des Geißbock-Clubsim Gespräch.
Die Situation für den Verein sei «sehr kritisch», räumte Geimerein. «Es ist einfach schade, dass es im sportlichen Bereich nichtfunktioniert», meinte er. Wirtschaftlich sei nach dem Wiederaufstiegin die 1. Liga im Jahr 2000 alles in Ordnung. Der Club wies EndeNovember 2001 ein Vermögen von 3,35 Millionen Mark (1,71 MillionenEuro) auf und vermeldete in der Aufstiegssaison 2000/2001 mit 62Millionen Mark einen Rekordumsatz. Dafür gab es bei derJahreshauptversammlung von den Mitgliedern viel Beifall und alsVertrauensbeweis die einstimmige Wiederwahl des Präsidiums.
Schnee von gestern, denn im Fall des kaum noch vermeidbarenAbstiegs wird sich der finanzielle Zustand zwangsweiseverschlechtern. Der Hauptsponsor VPV, der zuletzt rund fünf MillionenMark investierte, entschloss sich schon im August zum Ausstieg nachder aktuellen Spielzeit. Der geplante Umsatzsprung der neuen «1.FC Köln GmbH & Co KGaA» von 78 Millionen Mark (2002/2003) auf 87Millionen Mark (2003/2004) ist beim zweiten Gang in die 2. Liga nach1998 illusorisch.