1. Bundesliga 1. Bundesliga: Zwei «Köche» verderben Hertha den Brei
Kaiserslautern/dpa. - Zwei Kaiserslauterner «Köche» haben HerthaBSC den Brei verdorben und die Flamme der Hoffnung auf denKlassenverbleib des Bundesliga-Urgesteins 1. FC Kaiserslautern amKöcheln gehalten. Mit seinem in der 87. Minute im zweiten Anlaufverwandelten Foulelfmeter zum 2:1 (1:0)-Sieg gegen die Berlinerversetzte Kapitän Harry Koch die von endgültiger Depression bedrohtenPfälzer Fans unter den 34 142 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion inschiere Begeisterung. Vratislav Lokvenc (28.) hatte die Gastgeber inFührung gebracht; Pal Dardai (64.) den Ausgleich erzielt.
Mit seinen den Sieg sichernden Paraden gegen Michael Hartmann(42.) und Marcelinho (78.) hielt Keeper Georg Koch den erst drittenSaisonsieg des FCK fest - und damit die Hoffnung auf die Vermeidungdes zweiten Abstiegs nach 1996 hoch. «Nie mehr Zweite Liga» und «ErikGerets, du bist der größte Mann». So feierten die Fans den 48 Jahrealten Belgier für seine Herkules-Aufgabe, das Gründungsmitglied derFußball-Bundesliga vor der Zweitklassigkeit zu bewahren.
Der zu Unrecht in Frage gestellte erste belgische Bundesliga-Coachweiß die Mission auf dem Betzenberg mit seinem «Tunnelblick» richtigeinzuschätzen. «Als ich anfing, waren wir am Anfang des Tunnels.Jetzt sind wir in der Mitte, und ich hoffe, dass wir im neuen Jahrendlich das Licht sehen.» In dem kampfbetonten und von SchiedsrichterFlorian Meyer (Burgdorf) vorbildlich geleiteten Spiel fanden dieunter Abstiegsdruck stehenden und verunsicherten Lauterer zu ihrenverschütteten FCK-Tugenden zurück.
«So müssen wir immer kämpfen, um da unten raus zu kommen. Und wirschaffen das», sagte Ciriaco Sforza. Mit seiner aus der Not geborenenEinstellung, die er mit Rennen, Grätschen und auch Foulen in die Tatumsetzte, setzte der einst mehr als Techniker geschätzte Schweizerdurchaus auch demonstrativ Signale im Existenzkampf des sportlich wiefinanziell am Abgrund stehenden Clubs.
Sforza als einer der vielen Großverdiener des FCK wird die rigidenMaßnahmen seines Landsmanns René C. Jäggi zur Gesundschrumpfung desmaroden Vereins am ehesten verschmerzen. Torwart Georg Koch verrietnach dem Spiel, dass der an allen Fronten um das Überleben desTraditionsclubs kämpfende Jäggi nicht nur die Hälfte der November-und Dezember-Gehälter «eingefroren» hat. «Ich gehe davon aus, dass 50Prozent des Gehalts bis zum Saisonende im Mai einbehalten wird»,sagte der FCK-Keeper, der diese umstrittene Lösung zur dauerhaftenSicherung seines Arbeitsplatzes scheinbar ohne Murren akzeptiert.
Mit mehr oder weniger unterdrücktem Murren quittierten die zumvierten Mal nacheinander in der Bundesliga sieglos gebliebenenBerliner die vermeidbare Niederlage. Die Entscheidung des Referees,Lincolns gegen Hertha-Torwart Gabor Kiraly geschickt eingefädelteSchwalbe mit dem entscheidenden Elfmeter zu belohnen, brachte ManagerDieter Hoeneß nur kurz in Rage. «Der Elfmeter war zumindestzweifelhaft», nahm sich auch Hertha-Trainer Huub Stevens merklichzurück. Das Vorhaben, auf einem UEFA-Cup-Platz zu überwintern, wurdezwar durchkreuzt, doch nach der Winterpause wollen die Berliner«wieder angreifen» - so Stefan Beinlich.