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1. Bundesliga 1. Bundesliga: Lauterns Sieg durch Lincoln-Foul getrübt

Von Reinhard Schwarz 18.11.2001, 16:23
Kaiserslauterns Klos (l) köpft am 17.11.2001 den
Kaiserslauterns Klos (l) köpft am 17.11.2001 den dpa

Kaiserslautern/dpa. - Mit dem 5:1-Sieg über den FC St. Pauli hatder 1. FC Kaiserslautern nicht nur seinen nächsten Gegner BorussiaDortmund von Platz drei verdrängt, sondern sich nach dreierfolglosen Spielen auch wieder in den Spitzen-Zweikampf zwischenBayer Leverkusen und Bayern München eingemischt. Doch wurde derUnterhaltungswert des ungleichen Duells zwischen Spitzenteam undAbstiegskandidat durch einen unliebsamen Zwischenfall getrübt.

Das Foul des von FIFA-Schiedsrichter Hartmut Strampe (Handorf)mit Gelb bestraften Brasilianers Lincoln an St. Paulis AbwehrspielerYakubu Adamu überschattete die Partie, nach der sich die FCK-Verantwortlichen zu einer Betroffenheits-Reaktion bemüßigt fühlten.«Es tut mir unheimlich leid. Aber Lincoln ist kein unfairer Spieler.Eher einer, der selbst immer viel einstecken muss», verteidigte FCK-Teamchef Andreas Brehme seinen Spielmacher. Lincoln habe in derKabine nach Kenntnis der Tragweite seines Tuns geweint.

Die niederschmetternde Diagnose für den 20-jährigen Nigerianer,dessen Bundesliga-Debüt bereits nach 13 Minuten beendet war: Schien-und Wadenbeinbruch. Adamu wurde noch in der Nacht im HamburgerMarien-Krankenhaus operiert. Auch der Knöchel und die Bänder imrechten Fuß wurden in Mitleidenschaft gezogen. Auf der eigens fürihn arrangierten Pressekonferenz nutzte Lincoln die Gelegenheit zurRechtfertigung: «Ich bedauere das sehr. Das ist das erste Mal inmeiner Karriere, dass so etwas passierte.» Danach suchte Lincoln dieHamburger in deren Hotel auf, um sich zu entschuldigen.

Wenn er sich auf seine spielerischen Fähigkeiten besann, warLincoln bei seinem Comeback eine Bereicherung für die im kreativenBereich zuletzt darbenden Pfälzer, bei denen Neuzugang Taribo Westein passables Bundesliga-Debüt gab. Neben dem Brasilianer setztesich ein bisher «Übersehener» wirkungsvoll in Szene: Stefan Malz.Der zuvor nur für 15 Minuten eingesetzte Ex-Arsenal-Spieler lieferteeine Partie ab, die Brehme übertrieben als «Weltklasseleistung»pries. Profiteure des ersten 90-Minuten-Einsatzes des Ex-Münchners,der zwei Torvorlagen gab, waren in vorderster Linie Miroslav Kloseund Vratislav Lokvenc.

Beide Nationalstürmer arbeiteten ihren Frust über die negativenErlebnisse der WM-Qualifikation mit treffenden Argumenten ab. Mitseinen Saisontreffern drei und vier (60./78.) provozierte der nachfünf torlosen Spielen wieder erwachte Torjäger Klose nach seinerNichtberücksichtigung in den WM-Relegationsspielen Spottgesänge derPfälzer Fans unter den 39 289 Zuschauern: «Rudi Völler, hast du dasgesehen?» Der mit den Tschechen an Belgien gescheiterte Lokvencentledigte sich seiner drei Spiele währenden Ladehemmung mit seinemfünften Saisontor (40.). Harry Koch, der zuvor im siebten Anlauferstmals mit einem Foulelfmeter an St. Paulis Torwart Tihomir Bulat(24.) gescheitert war, machte seinen Fehlschuss mit dem 2:1 (45.)wett. Lincoln (71.) machte das Desaster der Gäste komplett.

Gäste-Coach Dietmar Demuth, in der Saison 1992/93 als Co-Trainervon Rainer Zobel am Betzenberg tätig, nahm die Niederlage mitAnstand hin: «Wir haben eine halbe Stunde gut mitgehalten, dann aberden schlafenden Riesen geweckt und eine völlig verdiente klareKlatsche bezogen. Die Lauterer haben gezeigt, wie man hier schnellunter die Räder geraten kann.» Demuth weiß, dass die Punkte imAbstiegskampf in «Endspielen» (Andre Trulsen) wie demnächst gegenden 1. FC Köln geholt werden müssen.