1. Bundesliga 1. Bundesliga: BVB-Blamage mit «Rumpel-Fußball»

Dortmund/dpa. - Borussia Dortmund ist die große Enttäuschung der 40. Bundesliga-Saison. Das blamable 1:1 gegen «Schlusslicht» Energie Cottbus wurde noch einmal zum Spiegelbild eines Vereins, dessen einzige Konstante die Schwankung war. «Wir haben nicht mehr als den dritten Platz verdient», resümierte BVB-Stürmer Lars Ricken nach dem vermasselten direkten Einzug in die Champions League selbstkritisch. Ein Jahr nach dem Titelgewinn ist der Glanz der Star-Truppe verblasst. Trainer Matthias Sammer steht auf dem Prüfstand und neuer Ärger mit dem Brasilianer Amoroso ins Haus.
«Der dritte Platz ist eine Riesenenttäuschung. Wir sind aber dazu da, die Ärmel aufzukrempeln. Wer sich jetzt hiervon beeindrucken lässt, ist auf dem falschen Weg», sagte Sammer. Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2002 («Das war wie ein Lotto-Gewinn») sei Einiges falsch gelaufen. «Wir haben Fehler gemacht, ich auch», räumte er ein. Zweifel an seinen Fähigkeiten äußerte unverblümt Ex- Weltmeister Paul Breitner: «Matthias Sammer ist es nicht gelungen, aus solch einem Kader eine gute Mannschaft zu machen.»
Das Selbstbekenntnis und die Kritik an Sammer erschüttert aber nicht das Vertrauen der Vereinsführung in ihren Chefcoach. «Der Trainer macht immer neue Fehler und nicht dieselben. Deshalb ist er ein Guter», erklärte BVB-Manager Michael Meier. Dies sieht Stürmer- Star Amoroso, der auch im letzten Saisonspiel erst nach dem Ausgleichstor von Timo Rost (74.) - den BVB-Treffer hatte Tomas Rosicky (25.) geschossen - eingewechselt wurde, anders. «Ich bin ein Stürmer, der in der vergangenen Saison 18 Tore geschossen hat und nicht nur 15 Minuten spielen will», schimpfte der Brasilianer, «ob ich bleibe oder gehe, weiß ich noch nicht.» Dagegen glaubt Sammer an die Fortsetzung der Zusammenarbeit: «Davon gehe ich hundertprozentig aus.»
Trotz aller Ärgernisse und des gebotenen «Rumpel-Fußballs» wollte sich Manager Meier den dritten Platz «nicht kaputtreden» lassen. «Bayern München hat im letzten Jahr auch Platz drei belegt. So schlecht kann er wohl nicht sein», meinte er. Dass der neue Meister von der Isar die Saison so dominiert hat, lässt ihn nicht bange werden für 2003/2004.
«Angst hat noch keinen stark gemacht. Die Bayern werden im nächsten Jahr auch in der Champions League gefordert sein», hofft er, den dann wieder mehrfach beanspruchten Münchnern wieder Paroli bieten zu können. Aber wie? «Wir werden wieder mehr arbeiten müssen», erneuerte Sammer indirekt seine Kritik an der Sofa-Mentalität seiner Profis. Ähnlich äußerte sich auch Vereinschef Gerd Niebaum. «Wenn man zehn Prozent weniger macht, kannst du in Deutschland nicht den Anspruch haben, ganz vorne zu sein», sagte er. Trotz der Fußball- Magerkost bestätigte der BVB mit 1,12 Millionen Zuschauer in dieser Bundesliga-Saison den Ruf als Zuschauer-Krösus der Liga. «Diese Fans hätten ein positives Ende der Saison verdient gehabt. Trotzdem geben wir nicht auf», so Niebaum.
Mit Anstand bestritt dagegen Energie Cottbus die letzte Bundesliga-Partie für unabsehbare Zeit. «Für die Mannschaft war das noch einmal ein Riesenerlebnis», sagte Trainer Eduard Geyer, der nach drei Jahren mit seinem Team wieder absteigen muss. «Wir schließen die Bundesliga zwar mit einem traurigen Blick nach oben ab, aber vielleicht gibt der heutige Tag Motivation für die zweite Liga.»